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Autor Erik Nielsen
Verlag BeWitched Spiele
Heidelberger Spieleverlag
erschienen 2007
Spielerzahl 4-8
Spieldauer 45 Minuten
Wertung red starred starred starred starred starred starred stargray stargray stargray star

Linq

rezensiert von Aaron Haag

Die erste Assoziation mit dem Namen "Linq" hängt wohl stark von Alter ("ganz schön link"), Herkunft ("Let's make a link") und Beruf (Language INtegrated Query) ab, alles Hinweise, dass es sich bei "Linq" um ein Bluff-Spiel mit Worten handelt. Oder ein "Partyspiel". Spiele dieses Genres finden überaus selten den Weg auf unseren Tisch. Und obwohl der Autor in der Spieleszene unbekannt ist und Spiele aus dem BeWitched Verlag bei uns eher mittelmäßig bewertet wurden, ließ der Untertitel "Ein assoziatives Bluffspiel" die erste Skepsis weichen.

Beim Öffnen der Spielschachtel gab es erst einmal verwunderte Gesichter: der Inhalt würde problemlos in eine Schachtel mit einem Viertel der Größe passen. Wenn dann noch die Regel neben dem Inhalt von 140 Karten, einem zwölfseitigen Würfel und ca. 100 Holzscheiben in zwei Farben den üblichen Kunststoffeinsatz als "3 Kunststofffächer mit Griffmulden für die Karten" auflistet und die notwendigen Notizblätter nur als Kopiervorlage abgedruckt sind, befürchtet man dann doch eine Mogelpackung. Mit entsprechend gedämpftem Enthusiasmus ging es ans erste Spiel.

Die Regeln sind schnell erklärt. Es gibt 58 Kartenpaare, wobei jedes Paar eine Liste von 12 identischen Begriffen aufgedruckt hat, sowie insgesamt 4 Karten mit einem Fragezeichen statt den Begriffen. Von dem sortieren Kartenstapel bekommen die Spieler in jeder Runde jeweils eine Karte verdeckt ausgeteilt, so dass bei 5 oder mehr Spielern es immer zwei Spieler (bei 7 Spielern sind es drei) mit der gleichen Karte gibt; die übrigen Spieler haben dann eine Karte mit dem Fragezeichen. Dann wird mit dem 12-Seiter der in dieser Runde gültige Begriff ausgewürfelt.

Es gibt pro Runde genau zwei Durchgänge. Pro Durchgang nennt jeder Spieler einen Begriff, den er mit dem ausgewürfelten Wort seiner Karte assoziiert, um damit dem anderen Spieler mit der gleichen Karte zu signalisieren, dass er dessen Partner ist. Spieler mit der Fragezeichenkarte sind nie Paare sondern so etwas wie das "Salz in der Suppe". Ihre Aufgabe ist es, durch geschickte Wahl der von ihnen genannten Begriffe die anderen Spieler auf eine falsche Fährte zu locken. Denn sobald alle Spieler einen Begriff genannt haben, müssen sie als verdeckten Tipp aufschreiben, welche zwei Spieler wohl ein Paar sind. Dann erfolgt der zweite Durchgang an dessen Ende wieder jeder Spieler einen beliebigen, neuen Tipp aufschreibt.

Jetzt erfolgt die Wertung. Paare, die sich gegenseitig gefunden haben, erhalten 5 Siegpunkte; Paare, die von anderen identifiziert wurden, geben je einen Siegpunkt and den Entdecker ab. Jeder Fragezeichenspieler erhält für jeden auf ihn abgegebenen (Paar-)Tipp einen Siegpunkt vom tippenden Spieler. Dann startet eine neue Runde mit neuen Karten. Das Spiel endet, sobald ein Spieler mindestens 25 Siegpunkte am Ende einer Runde hat.

"Linq" ist schnell erklärt und spielt sich fast genauso schnell. Abhängig von der Gruppenzusammensetzung kann es dabei chaotisch zugehen oder auch taktisch und überlegt. Wenn man das Spielprinzip erst einmal begriffen hat, spielt es sich "Linq" aber in fast jeder Gruppe ausgesprochen lustig - das macht es wohl tatsächlich zum Partyspiel. Bedingt durch die Möglichkeiten des taktischen Bluffens funktioniert es aber auch in einer Runde von "Dichtern und Denkern".

cardZur Erläuterung ein paar taktische Hinweise:

boxNoch einmal ein paar Worte zur Spielausstattung. Die Karten und das Holzmaterial sind von guter Qualität, da gibt es nichts zu meckern. Die Geschichte mit dem Plastikeinsatz ist absolut unnötig, hier wären zwei Fächer praktischer und Platz sparender gewesen: eines für den Zugstapel und eines für der Ablagestapel, denn die Karten müssen ja auch geordnet abgelegt werden, will man ein aufwändiges Sortieren vor dem nächsten Spieleabend vermeiden. Bleibt noch die Kopiervorlage: wir haben sie nicht benötigt und auch nicht vermisst - jeder kann sich auf einen x-beliebigen Zettel aufschreiben, was gesagt wurde und die eigenen Tipps gehören sowie auf diesen Zettel. Die (englische) Erstausgabe des Spiels kam noch mit einer aufwändigen, trocken abwischbaren Tafel mit entsprechendem Faserstift daher, was dem Verkaufspreis des Spiels sicherlich nicht gut getan hat. Hier hat der Verlag also eine weise Entscheidung getroffen, als er dieses unnötige Zubehör fortließ. Warum er sich stattdessen entschied, die rund 100 Siegpunktscheiben aus Holz hinzuzufügen, wo es doch ein kleiner Zettel zum Aufschreiben der Punkte ebenso gut getan hätte, bleibt daher unverständlich. Ohne die Holzscheiben passen die 120 Spielkarten in eine Metalschachtel, wie sie bei den Jubiläumsausgaben von "6 nimmt!" und "Wizard" verwendet wurden, eine Verpackung, die nicht nur praktisch und angemessen sondern auch noch schön ist. Aber dann hätte man wohl keine 20 Euro für das Spiel verlangen können…

Nach aller Kritik über das Spielmaterial bleibt zu vermerken, dass "Linq mit fünf bis acht Spielern sehr gut funktioniert und vielleicht sogar bei einer Spielerzahl größer als sechs das Alleinstellungsmerkmal hat, dass es immer noch schnell ist und nichts von seinem Reiz verliert. Die Sonderregel für 4 Spieler, die der 5-Spielervariante entspricht mit der Besonderheit, dass der Autor als fünfter stiller, virtueller Spieler mitspielt, kann nur als fauler Kompromiss bezeichnet werden.

Sein Reiz entfaltet "Linq" erst nach mehreren Runden, wenn das Prinzip der geschickten Begriffswahl und des richtigen Bluffens verstanden wurde, eine Eigenschaft, die es mit dem Würfelspiel "Bluff" teilt. Wer Bluffspiele mag und häufiger in größeren Runden spielt, dem kann "Linq" uneingeschränkt empfohlen werden. Aber auch Gruppen, die in der Regel anspruchsvollere Taktikspiele spielen, kann "Linq" als Absackerspiel in einer großen Runde durchaus gefallen.

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