04.05.2016: Saami im Duett

Günther spielt heute in Traun an der Traun im TraunCon viele, viele Brettspiele. Moritz dirigiert in Linz an der Donau zwei „riesige Uraufführungen“, Peter wühlt sich in Bamberg an der Regnitz in schmutzige Akten aus dem Vatikan, und Horst weint immer noch in der Allianz Arena bei München an der Isar einem Sieg hinterher, der eine Niederlage bedeutet. So blieb dem Restcorps der Westparkgamers, Aaron und Walter, für heute nicht anderes als ein Paso Doble übrig.

1. “Saami”

Aaron’s Eigenentwicklung, vom Argentum-Verlag für die Spiel-2016 in Essen vorgesehen, geht seiner Reifung entgegen. Erstaunlich, dass kurz vor der endgültigen Abgabe immer noch an so vielen Rädchen gedreht wird; einige wurden weggelassen und ein paar andere entschlackt.

Schon vor über einem Jahr hatte Peter die damalige Version kommentiert mit: „Das war richtig spannend. Das Spiel kann so in Produktion gehen.“ Und Moritz merkte damals an „Ein super Spiel; es besitzt keine eingefahrene Strategie, sondern ist höchst flexibel.“ Dann geriet das Spiel in die Fänge von Verlag und Markt-Vorstellungen. Es wurde aus der Schiene der strengen Planbarkeit in eine Schwimme-im-Chaos-Richtung gedrängt. Es wurden Schnörkel eingebaut, an denen sich unbedarfte, chaotisch veranlagte Spieler verlustifizieren konnten, während den Freaks die strategischen Felle davonschwammen.

Vor einem Monat hatten wir das Spiel zum letzten Mal am Westpark auf dem Tisch, und wir waren alle ziemlich ratlos über den Wust an neuen, unberechenbaren Spiel-Elementen, die uns da vorgesetzt wurden. Entschlackung, Streaming war die Devise. Aaron hat diesen sicherlich auch schmerzhaften Prozess des sich Trennens von hübschen, aber unfunktionellen Schnörkeln in verhältnismäßig kurzer Zeit (im Vergleich zu der langen Zeit, in der diese Schnörkel mehr und mehr gewachsen sind), erfolgreich hinter sich gebracht.

Jetzt vereinigt „Saami“ planerische und spielerisch-zufällige Elemente in harmonischer Weise miteinander. Es gibt ein Höchstmaß an Interaktion, aber keinesfalls in einem unberechenbaren Aufeinanderprallen unterschiedlicher Mitspieler-Ambitionen. Jetzt werden die Spieler in jeder Runde vor neue Detail-Herausforderungen gesetzt, wobei die große Linie aber über mehrere Runden vorhersehbar ist. Jetzt können die Absichten eines jeden Mitspielers als für seine Position folgerichtig erkannt und bei der eigenen Zugplanung berücksichtigt werden.

Die Basis ist immer noch ein gewisses Worker-Placement, aber Aaron wollte dieses aktuell-modische Prinzip nicht allzu strapazieren. Er hat es in eine ganz neue, dynamische Ausprägung umgegossen. Auf der einen Seite kämpfen solidarische Helfer an der gemeinsamen Katastrophenfront, auf der anderen Seite versuchen Etappenhasen im Hinterland gefahrlos ihr eigenes Süppchen zu kochen. Es ist nicht immer vorhersehbar, auf welche Seite sich die Waage des Schicksals neigen wird. Bis zum Spielende spielen da auch Zufallseinflüsse eine Rolle. Man kann es darauf ankommen lassen, aber man kann dem Schicksal auch in die Karten schauen. Für Spieler, Planer, Anpacker und Waghälse, für alle ist in „Saami“ etwas dabei. Vor allem aber für Spiele-Freaks. Der Westpark kann stolz darauf sein.

Noch keine WPG-Wertung für ein Spiel in der Entstehungsphase.