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rezensiert von Peter Riedlberger
Coloretto Amazonas ist ein gegenüber Coloretto komplett eigenständiges Spiel mit ganz anderer Mechanik. Es gibt natürlich Ähnlichkeiten, die sich aber nur auf Akzidentien beschränken.
Coloretto Amazonas ist laut Packung für 2-4 Spieler gedacht. Die Regel ist da schon präziser: Dort wird in aller Ausführlichkeit das Zweipersonenspiel erklärt, ehe ein Absatz am Ende noch die "Variante zu dritt und zu viert" einführt. Allerdings dürfte Coloretto Amazonas bei Vielspielern wohl wirklich nur zu zweit befriedigend funktionieren, denn es geht in dem Spiel vor allem darum, den anderen gezielt anzugreifen - was sich zu dritt oder zu viert nicht vernünftig steuern lässt (vgl. den Risk-like-Artikel).
Die beiden Spieler haben jeweils vier Ablageflächen in vier Farben. Dabei hat Braun mit 3 Karten die niedrigste, Grün mit 6 Karten die höchste Kapazität. Wenn ein Spieler am Zug ist, legt er normalerweise eine seiner Karten auf eine der Ablagekarten.
Jede der Handkarten ist farbkodiert: So ist z. B. der "Frosch" grün und kann daher nur auf Grün gespielt werden. Sobald die Kapazität der Karte erreicht ist (wir erinnern uns: bei Grün ist sie sechs), wird der Stapel umgedreht und als Siegpunktstapel aufbewahrt. Sobald einer der beiden Spieler drei solche Stapel hat, wird abgerechnet.
Soweit wär's trivial. Kommen wir also zur Würze. Auf jeden Ablagestapel darf jedes Tier nur einmal gelegt werden. Es gibt genau sechs grüne Tiere. Hab ich also den Frosch schon abgelegt, so werd ich ihn nicht noch einmal anlegen wollen. Solange es Alternativen gibt, legt man eben woanders an.
Doch irgendwann gehen die aus. Angenommen, alle drei Karten auf der Hand liegen schon in der eigenen Auslage. Dann gibt es zwei Alternativen. Entweder legt man doch bei sich selbst an. Das geht, eliminiert aber beide Karten. Beispiel: Liegt da ein Frosch und lege ich einen dazu, wandern beide auf den Ablagestapel.
Oder ich gebe die Karte dem Mitspieler (das ist ein legaler Zug, den man anstelle des Ablegens tun kann). Der hat dann drei Alternativen. Entweder legt er die Karte bei sich an. Das tut er mit Vergnügen, wenn er sie noch nicht hat (wenn doch, killt das seine vorhandene Karte). Oder er entfernt eine beliebige Karte entweder aus dem Ablagefeld links daneben oder rechts daneben. (Ist das betroffene Ablagefeld am Rand, gibt es offensichtlich nur eine Alternative). Anders herum: Kann man das Geschenk nicht annehmen, wandert es auf den Ablagestapel zusammen mit exakt derselben Karte aus dem gleichfarbigen Ablagefeld oder einer beliebigen Karte aus einem Nachbarfeld.
Es geht also bei Coloretto Amazonas darum, die Ablage des Gegners so genau wie die eigene zu beobachten. Manche Karte, die man positiv für sich anlegen könnte, ist noch positiver, wenn man sie dem Gegner schenkt - weil den dieses Danaergeschenk in größte Bedrängnis bringt. Umgekehrt heißt es, sich abzusichern: Man beginnt nicht nur Reihen, um Punkte zu machen, sondern auch, um die Nachbarreihen zu sichern.
Noch ein Wort zur Abrechnung. Gewertet werden die abgelegten Reihen ebenso wie diejenigen, die noch in der Entstehung begriffen sind. Dabei zählt eine Karte 1, zwei Karten 3, drei Karten 6 und so weiter gemäß der gaußchen Reihe [n (n+1)]/2 (keine Sorge, die Punktetabelle liegt dem Spiel bei). Heißt also: Gehe ich massiv auf Braun (das ja mit 3 Karten abgeschlossen wird), beschleunige ich das Spiel, aber meine Reihen bringen nur 6 Punkte. Umgekehrt: Man muss mit aller Gewalt (ähh... Freigebigkeit) verhindern, dass der Gegner die wertvolle grüne Reihe (mit 21 Punkten) abschließt, die noch dazu exponiert am Rand liegt und so ein leichteres Ziel ist. Für die erste Reihe jeder Farbe gibt's noch Extrapunkte.
Fazit: Wir haben eigentlich eine Menge Spaß daran, da es verschiedene Dinge im Auge zu behalten gilt und sich das Ganze wirklich flott spielen lässt. Leider ist aber das Zufallselement einen kleinen Tick zu hoch. Oft obsiegt doch das Kartenglück gegenüber der Planung. Da das aber in einem ausgeglichenen Verhältnis zur Spieldauer steht, gibt's vier Sterne.
Wertung:
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