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rezensiert von Peter Riedlberger
Das Spiel "Der Untergang von Pompeji" läuft in zwei sehr verschiedenen Phasen ab. In der ersten Phase bevölkern die Spieler einen Pompeji-Stadtplan mit Spielsteinen ihrer Farbe, in der zweite Phase bewegen sie die eigenen Pöppel und lassen die Lava durch die Stadt fließen, um so die Spielsteine der anderen zu eliminieren.
Wie sehr doch der zeitliche Abstand alle Wunden heilt. Das Spieldesign hätte sich ganz wunderbar auf ein Urlaubsressort in Südostasien übertragen lassen, und die Spieler hätten dann die Touristen der anderen Spieler im Tsunami untergehen lassen können. Geschmackloser Vergleich? Dem geneigten Leser sei ein Besuch in Pompeji anempfohlen, mit den Gipsabgüssen der Hohlräume, die die Körper die Verzweifelten im Ascheregen hinterließen.
Wie auch immer. Zurück zu Spiel. Die Steine werden über Karten aufs Feld gebracht, und zwar in einzelne Gebäude. Ist im Gebäude schon jemand, bekommt man zusätzliche Steine, und zwar genau so viele Steine, wie dort Leute waren. Die darf man aber nicht ins selbe Gebäude setzen, sondern muss sie über andere Gebäude verteilen. Klingt so, als sollte man nur in besetzte Felder ziehen. Ganz so einfach ist es aber nicht. In der Lava-Phase hat man gar nicht die Zeit, um alle eigenen Leute zu retten. Hat man zu viele, werden die sterben. Und die Zahl der Leichen ist der Tie-Breaker am Ende.
Zwischendrin gibt es Ereigniskarten des Inhalts "Kille eine beliebige Figur und ziehe eine neue Karte". Nett, wenn man so etwas 2-3 Mal nach einander zieht. Weniger nett allerdings für die anderen.
In der Lava-Phase zieht jeder Spieler vor seinem Bewegungszug blind ein Lavaplättchen. Diese Plättchen sind mit einem von sechs Symbolen gekennzeichnet. Zu jedem dieser Symbole gehört ein Startpunkt. Das Plättchen muss neben eines der bereits ausliegenden Plättchen gelegt werden. Das alles stellt ein gehöriges Zufallselement dar. Es gibt Lavaströme, die würde man gern fortsetzen (zum Beispiel, weil ein halbes Dutzend gegnerische Leute da stehen). Andere sind völlig egal. Es ist sehr hilfreich für den Spielgewinn, wenn man darauf achtet, nur interessante Plättchen zu ziehen.
Das Bewegen der Menschen folgt der Regel: So viele Schritte, wie Leute auf dem Ausgangsfeld stehen. Deswegen ist es problematisch, wenn man in der ersten Phase zu viele Leute zu verteilt aufs Feld brachte. Gewonnen hat, wer am Ende die meisten Leute retten konnte.
Es ließen sich eine Menge taktischer Tipps geben. So gibt es Gebäude, die sehr viel besser sind als andere (weil sie nahe am Ausgang sind und weit von Lava-Startpunkten). Es ist eine gute Idee, Felder mit einem oder zwei Spieler zu teilen, denn dann gibt es weniger Spieler, die Lava auf die eigenen Leute lenken wollen. Man zieht Menschen nur so weit vors Tor, dass sie fliehen könnten, und beschäftigt sich dann erst einmal wieder mit gefährdeteren Pöppeln. Wenn man Lava sinnvoll (und mit etwas Glück) baut, kann man andere Lavaströme kanalisieren. Usw.
Aber leider ist das Glück beim Lavapöppelziehen allentscheidend (sofern die Mitspieler halbwegs schlau sind), sodass alle die schönen Taktiktipps gar nicht so viel bewirken. Insofern ist dieses Pompeji-Spiel nicht so recht für Vielspieler geeignet. Für Familien aber auch nicht, denn dafür müssen zu viele abstrakte Regeln verinnerlicht werden (von denen ich die meisten hier weggelassen habe). Und so kommt letztlich unsere Wertung zustande: Schon okay, aber keineswegs großartig.
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