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Autor Michael Rieneck
Stefan Stadler
Verlag Kosmos
erschienen 2006
Spielerzahl 2-4
Spieldauer 90-120 Minuten
Wertung pic pic pic pic pic pic pic pic pic pic

Die Säulen der Erde

rezensiert von Peter Riedlberger

Ich kenne das gleichnamige Buch nicht; ja mehr noch, ich ahnte nicht die Existenz desselben, ehe ich das gleichnamige Brettspiel in Händen hielt. Das will heißen, dass ich garantiert keinen Kommentar dazu abgeben werde, ob das Spiel das "Feeling" des Buchs transportiert. Mich stört am Brettspielnamen, dass er so extrem sperrig ist und ich ihn nicht mal eindeutig zu "Säulen" verkürzen kann, weil ein anderes Essen-2006-Spiel "Die Säulen von Venedig" heißt. So benutz' ich ab jetzt das äußerst unansehnliche SdE.

Der Karton von SdE beinhaltet sechs Holzklötzchen, aus denen sich eine Kathedrale zusammensetzt. Am Ende einer Runde verbaut der aktuelle Startspieler sein Klötzchen, und der neue Startspieler schnappt sich das Teil, das die nächste Runde beenden wird. Die Kathedralenklötzchen sind also eine der wertigsten Formen der Startspielermarkierung und des Rundenzählers, die man so antrifft. Ansonsten spielen sie keine (!) Rolle für den Spielablauf. Nein, keine Villa-Paletti-Elemente.

Das Vergleichsspiel ist vielmehr das unter "echten" Spielern begeistert aufgenommene Caylus. Wie bei Caylus platzieren die Spieler ihre Handlungssteine auf dem Spielfeld. Sobald diese Platzierungsrunde abgeschlossen ist, werden diese Handlungssteine einer festen Reihenfolge nach ausgewertet: Der eine kann sich vor dem Ereignis der Runde schützen, der andere kriegt eine Sonderkarte, hier gibt's einen oder zwei kostenlose Siegpunkte, dort stellt man sich hin, um keine Steuern bezahlen zu müssen, um Waren zu (ver)kaufen oder um der neue Startspieler zu werden. Soweit ist das Prinzip vertraut.

Wie werden die Handlungssteine platziert? Jeder Spieler hat drei davon, und die wandern in den beliebten schwarzen Sack, um vom Startspieler gezogen zu werden. Der erste gezogene Stein kann platziert werden, das kostet aber 7 Gold. Egal, ob der erste Stein gesetzt wird oder nicht: Der zweite kostet 6 Gold. Das geht so weiter, bis der Preis 0 Gold beträgt. Dann wird garantiert gesetzt, und wenn alle Steine gezogen wurde, werden die abgehandelt, bei denen der Besitzer zuvor geizte. Die kann er jetzt kostenlos setzen.

Schöner Mechanismus. Werde ich gleich am Anfang gezogen, kriege ich das, was ich will - zu einem enormen Preis. Warte ich noch ein bisschen zu, könnte jemand anderes vorher viel Geld ausgeben. Außerdem sind dann ja nur noch zwei Steine von mir im Sack. Der einzige Möglichkeit, diese Ziehung zu beeinflussen, ist das Recht des Startspielers, einmal (!) pro Runde einen gezogenen Stein sofort wieder zurückzuwerfen.

Es geht in diesem Spiel um Siegpunkte. Siegpunkte werden i.d.R. von Handwerkern produziert, die i.d.R. einen der drei Rohstoffe Sand, Stein, Holz zu Punkten umwandeln. Ein richtig mieser Handwerker wandelt drei Sand-Marker in einen Siegpunkt, ein richtiger guter wandelt einen Stein in zwei Siegpunkte, der beste Handwerker wandelt ein Holz plus ein Metall (ein Sonderrohstoff) in satte sechs Siegpunkte.

boardWie kommt man Handwerker und Rohstoffe? Das geht zwar auch im Spielteil mit den Handlungssteinen auf dem Brett (man kann Rohstoffe kaufen, oder durch Sonderkarten bekommen, oder …), aber eigentlich ist dafür die allererste Phase zuständig. Da liegen 2 Handwerker plus 7 Rohstoffkarten aus. Beginnend beim Startspieler schnappt sich jeder Spieler eine Karte, solange wie er will und zahlen kann. Handwerker kosten Gold (das man ansonsten für u.a. die Pöppelverteilung und die Steuer braucht), Rohstoffkarten kosten Arbeiter. Davon hat man jede Runde 12 zur Verfügung. Für eine Steinkarte, die 4 Steine produziert (die teuerste im Spiel) braucht man z. B. gleich 10 davon.

Damit hätt' ich die Zugreihenfolge mehr oder weniger durch, wenn diese auch anders herum abläuft wie mein Text: Erste Phase Handwerker + Rohstoffe, zweite Phase Pöppel platzieren, dritte Phase Pöppel werten. Die letzte dieser Wertungen ist das Erzeugen von Siegpunkten. Das Ganze geschieht sechs Mal, dann ist das Spiel vorbei.

SdE ist ein sehr gutes Spiel. Bisher hatte jeder von uns, der es spielte, großen Spaß dabei. Es gibt viele Möglichkeiten etwas zu tun, sodass man sich nicht zu einer Strategie gedrängt fühlt. Gleichzeitig ist das Ganze hervorragend ausgewogen. Die eigenartige Methode der Aktionsstein-Platzierung bewirkt, dass Grübler den Zug nicht zuvor komplett durchrechnen können und sich daher zeitmäßig zurückhalten müssen. SdE ist eine Art Caylus Lite - im positiven Sinne.

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