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Autor |
Wolfgang Kramer
Michael Kiesling |
Verlag |
Ravensburger
Spieleverlag |
erschienen |
2006 |
Spielerzahl |
2-8 |
Spieldauer |
30 Minuten |
Wertung |
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rezensiert von Walter Sorger
Die Basisversion "Verflixxt!" vom letzten Jahr hat es bis in die Auswahlliste zum
"Spiel der Jahres" geschafft; ich hätte ihm sogar den Sieg gegönnt. 2 bis 6 Spieler
müssen ihre je drei Pöppel einmal um das Spielfeld herumwürfeln und dabei möglicht viele
siegpunktträchtige Spielfeld-Hexagons einheimsen. Ein Hexagon bekommt man, wenn man mit seinem
Pöppel ein Spielfeld verlässt, auf dem es als einziger steht. Es gibt Hexagons mit Pluspunkten und
welche mit Minuspunkten. Stellt man seinen Pöppel auf ein Plusfeld, so bleibt man nicht lange
alleine: bevor man in seinem nächsten Zug das Spielfeld wieder verlassen und die Pluspunkte an sich
nehmen kann, hat sich bestimmt ein Mitspieler dazugesellt, der einem diese leichte Beute nicht
gönnt. Jetzt heißt es die Sache aussitzen; keiner geht freiwillig als Erster weg.
Setzt man hingegen seinen Pöppel auf ein Minusfeld, so bleibt man wohl bis zum
Sankt-Nimmerleinstag alleine dort. Bevor man das tut, muss man sich also reiflich überlegen, wie
gut die Chancen stehen, seinen Pöppel von dort wieder wegzubekommen, ohne dafür die vorgesehenen
Strafpunkte kassieren zu müssen. Doch wenn alle anderen Pöppel im Ziel sind, hat man keine Wahl und
muss auch hier wieder wegziehen. Dann bleibt einem nichts anderes übrig als die dicksten
Minusfelder selbst zu kassieren und die allerdicksten Plusfelder den Konkurrenten zu
überlassen.
In welcher Reihenfolge man seine Pöppel zieht, wann man mit der Wurst nach dem Schinken werfen
sollte, und wann man das kleineres Übel wählen muss, um ein späteres größeres Übel zu vermeiden,
darin liegt der Reiz dieses Würfelspiels. Die Gesamtvision, wie sich der Spielablauf entwickeln
wird, an welcher Stelle noch was zu holen ist und wo die Entscheidung schon gefallen ist, dies ist
bei "Verflixxt!" ganz ähnlich wie bei der Multisim-Variante von Backgammon. Wer dieses
strenge Zweipersonenspiel liebt, wird auch an dem lockeren Mehrpersonenspiel große Freude
haben.
Den verdienten Erfolg von "Verflixxt!" hat Ravensburger jetzt mit einer ersten
Erweiterung namens "Verflixxt nochmal!" zu verlängern versucht. Hier die Neuerungen.
- Neue Spielfarben. Jetzt können bis zu 8 Spieler mitspielen und die Freuden und Leiden dieses
Denk- und Würfelspiels miteinander genießen.
Eine gute Idee zu einem Superspiel.
- Eine neutrale Spielfigur "Flixxy" wurde ins Spiel gebracht, die jeder Spieler wie
seine eigenen Pöppel bewegen und damit die entsprechenden Wertungsfelder einkassieren kann (muss).
Ein Freiheitsgrad mehr für jeden Spielzug, eine Möglichkeit mehr, seine Phantasie zu
entfalten und Spielverläufe zu antizipieren. Vor allem kann ein abwartend taktierender Spieler hier
seine hohen Würfelwürfe investieren um später seine Pöppel von hinten her das Spielfeld aufrollen
lassen.
Doch die neutrale Spielfigur ist nicht ohne Tücken. Jeder Spieler würfelt mit einem
"Aktionswürfel" aus, ob er den Flixxy überhaupt bewegen darf. Oder sogar bewegen muss.
Wer Pech hat, muss den Flixxy bewegen, wenn dieser gerade alleine auf der Minus-10 steht. Hier
fällt der Freiheitsgrad eines Spielers sozusagen von Hundert auf Null. Im Zeitalter der
Selbstbestimmung ein glatter Rückfall ins Kaiserreich.
- Als Trostpflaster für das Einkassieren eines Minusfeldes bekommt man jetzt zusätzlich einen
Wurmchip zugeteilt, der beachtliche Vorteile beim späteren Ziehen mit sich bringt. Unter Umständen
darf man zweimal Würfeln und auf diese Weise ein schönes Plusfeld betreten, es im gleichen Spielzug
wieder verlassen und dabei die Punkte kassieren. Oder man darf anstelle eines eigenen Pöppel die
Pöppel der Mitspieler ziehen und so ein begehrtes Plusfeld von der lästig aussitzenden Konkurrenz
befreien.
Mit den Wurmchips wird der Negativeffekt der Minusfelder nahezu aufgehoben, denn über
die Vergünstigungen eines Wurmchips kann man sich problemlos ein mittleres Plusfeld an Land ziehen.
Schön für den aktiven Spieler. Doch den nachsehenden Mitspielern wird damit ein gewaltiger Strich
durch die Rechnung gemacht. Ihre strategisch hinten gehaltenen Pöppel können unversehens nach vorne
geschnellt werden und lukrative Spielfelder mit fast sicherer Gewinnerwartung können ohne jede
Möglichkeit der Gegenwehr an die Konkurrenz fallen.
- Es gibt neue zusätzliche "Verflixxt-Tafeln"; wenn man diese als Letzter verlässt,
darf / muss man sein letztes abgegrastes Verflixxt-Hexagon an den linken Nachbarn weitergeben.
Hiermit wird dem Chaos innerhalb der Besitzstandspolitik Tür und Tor geöffnet. Für seine
Minuspunkte ist man nicht mehr selbst verantwortlich, sondern der böse Nachbar kann einem jederzeit
und ungestraft solche unerwünschten Kuckuckseier ins Nest legen. Besonders schlimm ist es dann,
- wenn man gerade ein dickes Plusfeld erobert hat (kommt hoffentlich häufig genug vor) und
- wenn der Flixxy auf einer "Verflixxt-Tafel" steht (wird von den Mitspielern manchmal
bewusst herbeigeführt) und
- wenn man mit dem Aktionswürfel das Ergebnis: "Flixxy muss gezogen werden" würfelt
(die Wahrscheinlichkeit dafür ist ein Sechstel).
So gerät man unversehens von Himmel in die Hölle und muss auch noch gute Miene zum bösen Spiel
machen.
Nein "Verflixxt nochmal!" ist kein böses Spiel, ganz im Gegenteil, es ist ein lustiges
Würfelspiel für die ganze Familie. Sicherlich lustiger und überraschender als ein
"Mensch-ärgere-dich-nicht!". Es enthält jede Menge Schadenfreude und dazu noch eine Menge
Vorfreude auf die Schadenfreude. Doch seinen strategischen Charakter hat es total verloren. Mir
kommt es vor, als habe ein Zuckerbäcker ein absolut gelungenes Lebkuchenrezept mit neuen Gewürzen
für einen ganz neuen Absatzmarkt variiert: Ein bisschen Chilli, ein bisschen Cayenne, ein bisschen
Paprika… ! Manche mögen's scharf.
©2006, Westpark Gamers