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Autor Stefan Feld
Verlag Alea
erschienen 2007
Spielerzahl 2-5
Spieldauer 90 Minuten
Wertung red starred starred starred starred starred starred stargray stargray stargray star

Im Jahr des Drachen

Im Jahr des Drachen müssen sich die Spieler zwölf Monate (Runden) lang mit den Widrigkeiten des bürgerlichen Lebens im kaiserlichen China auseinandersetzen. Sie müssen Krankheiten bestehen, Dürren überleben und dem Mongolensturm standhalten. Sie müssen den kaiserlichen Tribut abliefern und mit guter Miene zum bösen Spiel auch noch ein tolles Feuerwerk veranstalten.

Die widrigen Ereignisse werden zu Spielbeginn in zufälliger Reihenfolge offen auf die zwölf Monatsfelder des Spielbretts gelegt, so dass jeder Spieler erkennen kann, in welcher Runde sie eintreten werden. Er sollte sich bereits jetzt gründlich überlegen, wie er damit umgehen möchte.

Gegen die widrigen Ereignisse kann man sich vorsehen: Mit "Mörsern" (nicht dem Geschütz) kann man Arzneien gegen die Krankheiten zubereiten, Reisvorräte helfen gegen die Dürre, Helme gegen die Prügel der Mongolen, und den geforderten Tribut sollte man beizeiten auf seinem Sparkonto ansammeln. Wer nicht rechtzeitig vorgesorgt hat, wenn am Rundenende eine Plage abgerechnet wird, der erleidet Verluste. Absolut ungeschoren kommt keiner davon. Der gute Hirte, der alle seine Schäfchen nach Hause bringen möchte, der hat es sehr schwer. Loslassen-Können ist eine unbedingt notwendige Lebenseinstellung, um im Jahr des Drachen nicht zu verzweifeln.

Was kann ein Spieler tun? Jeder Zug eines Spieler besteht aus zwei Teilen: In der "Aktion" (Ernte, Steuer, Feuerwerk, Bauen u.ä.) beschafft er sich Objekte (Reis, Geld, Raketen, Häuser u.ä.) und in der "Anstellung" heuert er eine Berufsgruppe an (Bauer, Steuereintreiber, Feuerwerker, Handwerker u.ä.). Der Besitz von Objekte wirkt gegen die nachfolgenden widrigen Ereignisse und die verschiedenen Berufsgruppen steigern die Erträge für Aktionen in den nachfolgenden Runden. Besitzt man z.B. einen Bauern, so bekommt man bei der Aktion "Ernte" einen Sack mehr Reis.

boardPersonen brauchen ein Dach über dem Kopf. Deshalb muss man in seiner "Aktion" manchmal auch "Bauen" wählen, um ein neues Bauwerk herzustellen oder auf bestehende Bauwerk ein Stockwerk draufzusetzen. Hat man als Person einen "Handwerker" eingestellt, darf man pro Aktion "Bauen" gleich zwei Gebäude errichten.

Jedes Haus bringt pro Runde einen Siegpunkt ein, dafür lohnt es sich also, viele flache Häuser zu bauen. Allerdings wirkt die "Dürre" auf die Anzahl der Häuser, je mehr Häuser, desto mehr Schaden wird verursacht; hier ist es also von Vorteil, wenige aber hohe Häuser zu besitzen. Ob hoch oder flach, das wird zum großen Teil durch die Verteilung der Ereignisse auf den Kalendermonaten beeinflusst. Doch das ist nicht die einzige Entscheidung vor der ein Spieler steht. Ständig muss man unter den verfügbaren Objekten und Berufsgruppen diejenigen mit dem größten Nutzen wählen und dabei zwischen deren unterschiedlichen kurz-, mittel- und langfristigen Effekten abwägen.

Auch der Besitzstand der Mitspieler spielt eine Rolle. Die Ressourcen sind begrenzt, irgendwann gehen die lukrativen Privilegien aus. Und wenn die Mongolen kommen, dann muss der Spieler mit den wenigsten Helmen eine Person opfern, und beim Feuerwerk bekommt nur der eine Spieler mit den meisten Feuerwerksraketen die dickste Siegpunkt-Prämie.

boardDas gute Spiel besteht darin, sich Personen und Objekte in der Reihenfolge zuzulegen, dass man bei den Plagen die wenigsten Verluste erleidet (Berufsgruppen abbauen), bei der Rundenwertung die meisten Siegpunkte erhält, und am Spielende ein solides Besitztum aufweist, das weitere Siegpunkte beschert. Die Siegpunkt-Prämien am Ende sind eine umfangreiche, aber durchaus überschaubare Belohnung für gutes Bauen, für vorsorgliche Personalpflege und für gezielte Religionspolitik. (Ich will hier gar nicht alles aufzählen, dafür ist das Regelheft da.)

Das Spiel ist sehr gut ausbalanciert und erlaubt eine ganze Reihe verschiedener Strategien:

"Im Jahr des Drachen" darf jeder so handeln, wie es seinem Naturell entspricht. Jedes Spielelement bietet Gelegenheiten, es in eine eigene Schwerpunkt-Strategie einzubauen. Wir haben noch nicht ausrechnen können, ob eine davon der absolute Renner ist. Und das ist auch gut so. Man muss nur konsequent vorgehen, dann kann alles erfolgreich sein. Und bei aller Logik verliert das Spiel nie seine spielerische Linie.

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