Spielbericht & Review 13.05.2003
Autor: Moritz
am Tisch: Andrea, Günther, Moritz und Walter
auf dem Tisch: Elemental
- Elemental
Dieses kleine Spielchen wurde quasi von der Spielewelt unbemerkt von der inzwischen mit
Rollenspielen und Comics sehr erfolgreichen Firma Kenzer&Co. herausgegeben. Dies geschah in einer Winzausgabe, die
die meisten Brettspieler direkt übersehen würden, bestand sie doch nur aus einem winzigen
Pappspielplan und einer Seite Counter zum Ausschneiden (was ohnehin sehr unbeliebt ist!).
Die Regeln nehmen gerade mal eine halbe Seite ein, dennoch hat es dieses Spiel durchaus
in sich.
Wer weiss, wie bekannt dieses Spiel jetzt wäre, hätte man es in ähnlich edler Form wie
zum Beispiel „Gipf“ herausgebracht? Auf jeden Fall gehört es nicht in die
Gattung der Fantasyspiele, sondern in die Gattung der abstrakten Setzspiele.
In „Elemental“ setzt jeder Spieler abwechselnd einen Stein auf einem recht
kleinen Spielplan mit Viereckraster. Ziel des Spiels ist es, entweder am Spielende am
meisten Steine auf dem Brett zu haben (wenn niemand mehr setzen kann), oder eine
„Rose“ zu vollenden, ein grosses sternförmiges Gebilde aus mehreren Steinen.
Dazu ist sehr wenig Platz, und die anderen Steine meistens im Weg. Wo jetzt der Clou des
Spieles liegt, ist die Tatsache, das bestimmte Steinkombinationen
„elementare“ Effekte verursachen, die das Spielgeschehen ganz schön
aufmischen. So wird zum Beispiel eine freie Zickzacklinie von eigenen Steinen zur
„Flutwelle“ die sich jede Runde um eins in eine einmal gewählte Richtung
bewegt, und alle Steine auf dem Weg zerstört.
Eine andere Möglichkeit ist ein Feuerball (ein kleines Dreieck), das alle Steine in
einer bestimmten Richtung zerstört. Sicher dagegen ist ein „Berg“ (4 Steine
im Quadrat), der ist unzerstörbar und bildet eventuell später die Basis für eine Rose.
Schließlich kann man noch, ähnlich wie bei „Reversi“, gegnerische Steine
umwandeln, indem man jeweils links und rechts 2 Steine in eine Linie bringt. Schließlich
kann man Gebilde auch kombinieren, zum Beispiel ist der Vulkan beliebt, eine Kombination
aus Berg und Feuerball, oder auch der Todesstern, 4 Steine als Kreuz, also in alle
Richtungen Feuerbälle feuernd.
Wie spielt sich das Ganze nun?
Zuerst einmal ist man sehr verwirrt von den vielen Möglichkeiten, die sich in einem Zug
ergeben können, und man muß sich erst langsam an das Spielprinzip gewöhnen. Jede Runde
ist irgendwas überraschendes los, und das Spielfeld ändert sich schnell und unerbittlich.
Durch den Chaosfaktor ist es jedoch auch kein ödes Denkspiel, in dem Alle stundenlang
grübeln (obwohl tatsächlich keinerlei Glückselement vorhanden ist!). Unser Spiel war
recht schnell, nach einer halben Stunde vorbei, und das zur allgemeinen Überraschung (ich
glaube Günther war selber überrascht, daß er seine Rose vollenden konnte). Durch die
Geschwindigkeit ist das Spiel sehr kurzweilig, darüberhinaus ist es schnell erklärt, und
macht als Mehrspielerspiel wirklich Spass, weil es kein wirkliches Gegeneinanderspielen
ist, mehr ein Suchen nach dem grösstmöglichen Chaosfaktor, und da trifft es halt mal den
einen und mal den anderen. Auch ist kein Spieler wirklich aus dem Spiel – irgendwo
ist nach grossem Steineverlust wieder ein Eckchen frei, wo man wieder neu beginnen kann,
und man kann dann auch immer noch das Spiel beeinflussen, sogar gewinnen!
Wer also abstrakte Setzspiele mag, wird dies Spiel sicherlich auch mögen. Darüberhinaus
ist eigentlich kein besonderes Spielmaterial nötig, jede Spielesammlung gibt genügend
Steine her, die das „edlere“ Spielen ohne Pappcounter ermöglicht.
Wer weiß, vielleicht hat das Spiel ein längeres Leben, als man vermutet – Es
bleibt abzusehen...
Kein absoluter Klassiker, aber einen Versuch wert.
Unsere momentane Wertung: 6.5
Moritz Eggert