Spielbericht vom 31.03.2004

Autor: Walter

am Tisch: Günther, Aaron, Peter, Walter


1830
Autor Francis G. Tresham
Verlag Avalon Hill Game Company
erschienen 1986
Spielerzahl 3 - 5
Spielzeit 4 Stunden (ohne PC-Moderatorenprogramm)

1830

In einer überschaubaren Vierer-Runde wurde ich Startspieler vor Günther, Peter und Aaron. Nach meinen Prinzip, von den Privatbahnen zunächst mal alles zu kaufen, was angeboten wird, wurde ich Besitzer der Schuylkill Valley und der Camden&Amboy, Günther ersteigerte sich für 115 die Mohawk&Hudson, Peter bekam die Champlain&St.Lawrence und Aaron die Delaware&Hudson. Bei der Baltimore&Ohio als letzter Privatbahn gerieten die Investitionen ins Stocken. Wer hier zulangte, war mit seinen Aktivitäten für lange Zeit festgelegt und machte zusätzlich seinen Nebenmann zum glücklichen Erwerber der ersten Staatsbahn.

Nach 2 Runden Passen bewies Aaron die schwächsten Nerven: entgegen seinen ursprünglichen Ambitionen erwarb er die Baltimore&Ohio. Erfreut begann ich den Aktien-Handel mit der NYNH und setzte sie für 71 Dollar ein. Günther folgte mit der B&M für 67 Dollar. Peter wollte sich nicht auf eine eigene Linie festlegen, sondern beteiligte sich an Aarons B&O, die mit einem Lockvogelangebot von 90 Dollar ins Rennen geschickt worden war.

Für mich war das ein sehr vielversprechender Auftakt. Günthers B&M konnte helfen, für meine NYNH das Streckennetz zu finanzieren, ernsthafte Rivalen um Strecken werden die beiden Linien sowieso nicht. Aarons B&O würde wahrscheinlich 3 Zweierzüge kaufen, ich für die NYNH nur einen, die B&M den Rest, so daß die NYNH mit minimalen Ausgaben bereits in der zweiten Runde im Besitz eines stabilen Dreierzuges sein würde.

Genau so kam es denn auch. Allerdings wurde ich in meiner soliden Sparpolitik schnell wieder nachdenklich, als die Renditen zum Vorschein kamen. Die beiden Konkurrenten schütteten mit ihren Linien bereits fast 300 Dollar aus, als ich im Herzen von New York noch mit 150 Dollars zufrieden sein mußte.

Da hätte ich liebend gerne die Viererzüge ins Spiel gebracht und damit den Konkurrenten die Masse der Zweierzüge aus dem Verkehr gezogen. Aber die Phase der Dreierzüge ist nicht so schnell zu überwinden. Besonders in einer Runde mit vier Spielern, wenn jeder an den Einnahmen der Eintagsfliegen beteiligt ist und keine aggressive Investitionspolitik betreiben will.

Günther ging in die Vollen. Er verkaufte gleich zu Beginn die Mohawk&Hudson für den doppelten Einstiegspreis an seine B&M. Für mich war damit die Linie "out": höchster Risikofaktor. Sie kann nicht gleichzeitig von Beginn an viele Züge betreiben, volle Dividenden ausschütten und auch noch am Rande der Legalität die Privat-Schatulle des Präsidenten füllen.

1830Aber Günther wußte, was er wollte. Mit seiner gefüllten Börse stieg er sofort bei der PRR hoch ein und schuf sich damit ein zweites stabiles Standbein. Zwei Linien in einer Hand können sich immer gegenseitig über kurzfristige Krisen hinweg über Wasser halten. Eine zweite Linie bedeutet für den Präsidenten zugleich einen enormen Machtzuwachs, auch in Bezug auf seinen kriminellen Handlungsspielraum. Früher oder später ergibt sich immer die Gelegenheit, eine der beiden Linien auf Kosten der anderen zu ruinieren und sie anschließend einem Mitspieler zwecks Sanierung zu übereignen.

Diese Gelegenheit bot sich gerade im geeignetsten Augenblick. Bis zur letzten Sekunde, d.h. bis unmittelbar zum Auftauchen der Sechserzüge, sackte Günther mit den zwei Dreierzügen der B&M enorme Dividenden ein, und als es ans Verschrotten der alten und Geld-Zuschießen für neue Loks ging, vermachte er diese Gesellschaft an Peter. Peter war zunächst höchst entsetzt, weil er sich mit 2 Shares irrtümlich in Sicherheit gewähnt hatte. Dann aber fügte er sich in sein Schicksal. Ja er machte das Beste daraus. Er kündigte die stillschweigende NYNH-NYC-Allianz mit mir, plünderte zugunsten seines neu erworbenen Kuckuckseies namens B&M die NYC aus und schob sie mir dann ausgetrocknet zu.

Inzwischen war natürlich auch schon die Dieselzeit angebrochen. Aaron hatte recht und schlecht die B&O über die Runden gebracht, viel verdient und manches gespart. Für die notwendige Diesel waren aber noch nicht genügend liquide Mittel vorhanden. Jetzt stand er vor der Alternative, den Fehlbetrag aus der eigenen Tasche zuzuschießen oder die Linie an Günther weiter zu geben. Als alter Empire-Builder entschied er sich für die erste Alternative, kratze alle seine Mittel zusammen und finanzierte der B&O den Rest für eine Diesel.

Leider dauerte das Spiel nur noch eine Operations-Phase, so daß sich diese Investition für ihn nicht mehr lohnte. Das Ende vom Lied: Günther hatte keinen einzigen Rückschlag erlebt und wurde mit 8916 Dollar Gesamtergebnis deutlich Sieger. Aaron und ich hatten in der Dieselphase zu viele Federn lassen müssen und landeten abgeschlagen am Ende. Peter hatte sich die ganze Zeit über bedeckt gehalten: keine pointierte Gesellschaftspolitik verfolgt, keine eigene Handschrift als Präsident hinterlassen, und war im Wesentlichen nur Trittbrettfahrer bei den Linien des Markes gewesen. Vor einem bösen Erwachen war er glücklich verschont geblieben. Ganz im Gegenteil, als seine Mitspieler verkaufen mußten, um die Mittel für die Diesel bereitzustellen, hatte er Priorität und verdiente sich mit seinen sicherheits-orientierten Angstverkäufen eine goldene Nase. So wurde er mit 7310 Dollar Gewinn ungefährdet Zweiter.

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©2004, Walter Sorger