1. “Ur”
Beim ersten Mal hatten wir eine Menge Fehler im Regelverständnis an den Tag gelegt. Aaron hatte jetzt aus dem Internet die neuersten Regeln heruntergeladen und hielt das Spiel auf jeden Fall noch eines weiteren Versuchs für würdig. In einem Spiel mit strengen, engen Ausbreitungs- und Kampfregeln geht es darum, zum Spielende die siegpunkt-trächtigsten Felder besetzt zu haben.
Auch in neuen Regelbuch kämpften wir mit mißverständlichen und falschen Formulierungen und griffen im Zweifelsfall auf die englische Version zurück. “Any field” ist im Gegensatz zu “every field” halt leider nicht “jedes Feld”.
Wir wußten bereits, daß die Startposition auf dem Spielbrett eine wichtige Rolle im erfolgreichen Struggle of Life spielen würde. Doch der “Struggle” war kein aufmunterndes Kämpfchen und das “Life” nur ein isoliertes Dahinvegetieren. Nach 30 Minuten brachen wir einstimmig die dröge Ausbreitung ab.
Am Spiel fehlt was. Logische Konsistenz ergibt noch lange keine Spritzigkeit.
WPG-Wertung: Wolfgang konnte mit seinen 4 Punkten den bisherigen WPG-Schnitt nicht wesentlich verändern.
2. “Greanaland”
“Habt ihr Lust, ein neues Spiel zu erarbeiten” – So stelle Aaron das tschechische Produkt über die Wikinger in Gröenland vor. 60 Minuten kämpften wir uns brav durch die Spielregeln bis hin zur Startaufstellung.
Die Spieler besiedeln die grönländische Feld-, Wald- und Wiesenlandschaft, bauen Hütten und verteilen unter sich die regelmäßig anfallenden Rohstoffe für Aufbau und Weiterentwicklung.
Bemerkenswert ist das Rohstoff-Verteilsystem: Auf maximal 7 Spielfeldern erscheinen pro Runde neue Karten mit den Produkten Holz, Getreide, Erze und ähnliches, die unter die Anwohner verteilt werden sollen. Jeder Spieler darf dazu auf genau einem Spielfeld genau einen Verteilungsvorschlag machen, über den abgestimmt wird. Stimmberechtigt sind alle Anwohner plus die Krieger minus die Priester modifiziert durch die Skalden. Wird ein Verteilungsvorschlag nicht angenommen, bleiben die Rohstoffe für die nächste Runde liegen.
Klar ist, daß sichere Mehrheiten in ertragsreichen Gegenden das halbe Leben sind. Doch die Nischen, in denen man längere Zeit für sich alleine die guten Gaben der Natur absahnen kann, sind rar.
Beim Verteilungsvorschlag ist eine Diskussion in der Art: “Gib mir Holz und nimm’ dir die Kuh, dann stimme ich dafür” nach dem Regelbuch explizit ausgeschlossen. Der Grund ist nicht ersichtlich. Allianzen sind doch selbstverständnis und für alle Beteiligten von Vorteil. Wir umgingen diese Regel durch sogenannte “Erinnerungsrunden”: “Kannst du dich noch erinnern, daß ich dir in der vorherigen Runde das Holz zugeschustert habe
?” Warum nicht hier nicht ganz offen die gemeinsamen Deals aushandeln? Das wird doch auch im richtigen Leben so gehandhabt.
Um zu siegen muß man ca. 10 Hütten bauen. Dafür braucht man ca. 50 Rohstoffe, bekommt aber pro Runde nur etwa 1 bis 2 neue Rohstoffe dazu. Demnach dauert ein Spiel ca. 30 Runden, in denen es immer nur darum geht, seine Krieger, Priester und Skalden taktisch koordiniert zu den besten Rohstoffplätzen zu schicken und dort im Verteilungsprozess beteiligt zu sein. Das sind ein paar Runden zu viel.
Das Spiel läuft langsam an. Wir ließen es abrupt ausklingen: Abbruch nach der 12. Runde! Ohne KO-Entscheidung und auch ohne Punktsieger. Die gelungene Grönland-Stimmung allein kann die Quotenhürde auch nicht meistern.
WPG-Wertung: Aaron: 4 (reizlos), Günther 5 (funktioniert aber doch), Walter: 5 (könnte schlimmer sein), Wolfgang: 4 (gutmütige 4).
3. “6 nimmt”
Bevor es zum obligatorischen Bluff ging noch eine schnelle “6-nimmt”-Einlage.
Aaron schlug eine neue die WPG-Variante vor: Wer als erster in der Summe genau 55, 66, 77 usw. Punkte erzielt, ist Sieger!
4. “Bluff”
Wolfgang wollte gleich zu Beginn mit seiner Vorlage von 6 Sternen die “Immer-Stern”-Theorie aus der Taufe heben. Es war sein Glück, daß er dabei nur 3 Würfel verlor!
Günther legte im 2:2-Endspiel gegen Walter 1 mal die Eins vor. Post mortem kann man bei unserem “Immer-5”-Strategen sofort daraus schließen, daß er mindestens einen Stern geworfen haben mußte. Doch Post mortem ist nicht a priori. Walter ging mit 2 mal die Zwei auf den Leim, und Günther nahm ihm mit 3 mal die Zwei die Luft weg.