Zweimal im Jahr hat eine Lufthansa-Stewardess Bereitschaftsdienst. Dann ist sie rund um die Uhr verpflichtet, nach einer telefonischen Aktivierung innerhalb von einer Stunde am Flughafen zu sein. Da kann sie nicht mehr viel nebenher unternehmen. Am besten sitzt sie mit gepacktem Koffer zu Hause und wartet auf den Anruf.
Wie gerufen kommt dann ein Spielabend im Hause des Vaters! Die alten, fast zwanzig Jahre zurückliegenden Kampfgenossenschaften werden aufgewärmt und neue Spielleidenschaften entfacht. Die Tochter ist hat die Zerstreuung und der Vater den Erzeugerstolz!
1. “Steam over Holland”
Das neueste Mitglied der 18xx-Familie. Das Markenzeichen “18xx” kommt nicht im Namen vor, aber sonst ist alles wachechtes Familienerbe: Gelbe, grüne und braune Hexatiles werden auf die Landschaft um die Zuiderzee gelegt und stellen Zugverbindungen zwischen Apeldorn und Gouda dar. Privatbahnen helfen beim Einschwingen der Startaufstellung, die staatlichen Linien kämpfen gegen den Verfall ihrer Lokomotiven, und die Spieler kämpfen auf dem Aktienmarkt und auf dem Streckennetz um Positionsvorteile und Siegesgulden.
Der Autor Bart van Dijk hat sich erfolgreich bemüht, die hohen Spielzeiten der 18xx-Spiele zu verkürzen: Es gibt weniger Linie, die Szenerie in Holland ist ohnehin kleiner als in anderen Teilen der Eisenbahnwelt und das Spielende wird zwangsweise nach 5 Bankrunden und 10 Operationsrunden erreicht.
Bei uns bekam gleich in der ersten Runde jeder eine Linie in die Hand und war glücklich, Streckenallianzen anbieten, Monopol-Token legen und Zugkäufe manipulieren zu können. Es wickelten sich harte Kämpfe ab, doch die Grundstimmung war nicht verbissen, sondern eher neugierig. Galt es doch für alle, die Geheimnisse dieses neuen Ablegers eines weltberühmten Stammes zu ergründen.
Nach einer Stunde Klönen und Erklären und drei Stunden Spielen waren wir durch. Günther hatte gewonnen. Ohne Zweifel bleibt anzuerkennen, daß er in seinen Koalitionen und Antikoalitionen die übliche Übersicht an den Tag legte und rechtzeitig seine Pfeile gegen die schärfsten Konkurrenten abschoß. Doch muß ich ihm auch einen Zacken aus der Krone brechen: Er hatte das Spiel jetzt schon zum dritten Male gespielt und wußte besser als die anderen, wo sich in Holland die neuen Brennpunkte abzeichnen würden.
WPG-Wertung: Aaron: 8, Günther: 8, Sabina: 8, Walter: 10.
Walter schreibt eine Rezension.
2. “Filou”
Die Lufthansa hatte sich noch nicht gemeldet und glücklicherweise gibt es in München ja Nachtflugverbot. Sabinas Nacht würde also aus mindestens 5 Stunden Schlaf bestehen. Für den kleinen 10-minütigen Absacker “Filou” wird da wohl noch Platz sein.
Ein gelungener Absacker ist “Filou” allemal. Nicht viel mehr, aber das ist doch schon eine ganze Menge.
Sabina blieb mit ihren 7 Punkten fast einen ganze Punkt unter dem bisherigen WPG-Durchschnitt.
3. “Bluff”
Im ersten Endspiel kämpfte der David Aaron mit einem Würfel gegen den Goliath Günther mit 3 Würfel. Nach dem Standard-Vorgeplänkel 1 mal die Vier und 1 mal die Fünf hob Aaron auf 1 mal den Stern! War sein einziger Würfel ein Stern oder hatte er Günthers Würfel mit einbezogen. Günther zog auf 3 mal die Drei, und das war es dann auch: Er hatte zwei Sterne und eine Drei unter seinem Becher, Aaron nur eine Vier.
Im zweiten Endspiel waren die Rollen vertauscht, David Günther mußte mit einem Würfel gegen Goliath Aarons drei Würfel antreten. Er konnte noch auf 2:1 verkürzen und die Spannung steigern. Mit 1 mal die Fünf versuche er es dann mit seiner Standard-Vorgabe. Aaron dachte kurz nach und steigerte dann auf 2 mal die Eins.
Günthers richtige Nicht-Geblufft-Schlußfolgerung: Aaron mußt einen Stern und eine Eins haben! Günther hob auf 2 mal die Zwei. Aarons richtige Nicht-Gebluff-Schlußfolgerung: Günther mußte eine Zwei haben. Was konnte er da noch tun? Aaron legte seinen Stern raus, hob auf 3 mal die Zwei und würfelte nach. Eine
ZWEI!