Alle paar Jahre schafft es die Gattin unseres Hosts Walter, Karten für Bayreuths Wagner Festspiele zu ergattern. Und ebenfalls alle paar Jahre beglückt uns der Willi aus Unna mit seiner Anwesenheit in München. Diesmal trafen beide Ereignisse auf denselben Tag. Also wurde der Spieleabend von der Terrasse am Westpark in Peters trautes Heim in der Maxvorstadt verlegt.
1. Olympus
Das bereits vor drei Jahren erschiene Spiel war ein Geschenk Willis an Günther. Wer Günthers Spielesammlung kennt weiß, dass ein Spiel als Geschenk mehr als gewagt ist, denn er besitzt fast alles, was in den letzten 20 Jahren erschienen ist. Aber, große Überraschung, Olympus ist noch nicht darunter!
Die beiden italienischen Autoren sind schon seit „Kingsburg“ bekannt, das recht gute Bewertungen von uns erhielt. „Olympus“ erschien vor drei Jahren und flog bisher unter unserem Radar – ähnlich wie „Kingsburg“, das wir auch erst 4 Jahre nach seiner Veröffentlichung entdeckten.
„Olympus“ ist ein klassisches Worker Placement Spiel. Mit anfangs drei Priestern je Spieler huldigen wir einem von insgesamt zehn Göttern, der uns dafür seine Gunst in der Form von Nahrung, Wissen, Bevölkerung, Gebäuden, Militär oder schlichten Siegpunkten schenkt.
Der aktive Spieler der Runde wählt ein noch nicht besetztes Götterfeld, um dort eine Zeremonie abzuhalten und die zugehörige Gunst zu erhalten. Die übrigen Spieler dürfen sich an der Zeremonie beteiligen, wenn sie wollen, werden aber spärlicher mit dem göttlichen Segen bedacht.
Eine nicht unbeträchtliche Rolle spielen die Gebäude, die man mit der Gunst des Hephästus bauen darf, vorausgesetzt man kann die entsprechende Nahrung für die Bauarbeiter vorweisen. Diese Gebäude geben wichtige Zusatzeigenschaften, die den weiteren Fortschritt deutlich beschleunigen. Ungewohnt ist, dass jeder Spieler den gleichen Satz mit 33 Gebäuden besitzt, die er im Laufe des Spiels bauen kann. Aber ein bisschen Konkurrenz beim Bauen gibt es dennoch, denn zusätzlich stehen weitere 13 Spezialgebäude nur einmal zur Verfügung und hier baut zuerst, wer zuerst kommt.
Die Vielzahl an Gebäuden hat allerdings den Nachteil, dass die Einstiegshürde des Spiels recht hoch ist. Zu unübersichtlich sind die Abhängigkeiten der Gebäude untereinander und zu schwierig ist es für Neulinge, eine halbwegs optimale Baureihenfolge zu finden.
Während des Spiels meinte Loredana, dass sie schlecht gespielt habe, weil es das Beste sein, einfach nur die Siegpunkte zu nehmen, die Apollo als Gunst verteilt. Nach dem Spiel ergab eine kleine Überschlagsrechnung, dass bei unserer Fünfer-Runde in der jeder viermal aktiver Spieler war, selbst der Sieger mit 42 Punkten weniger Punkte ergattert hatte, als mit dieser „Affenstrategie“ möglich gewesen wäre. So blieb „Olympus“ erst einmal ohne Bewertung wegen des Verdachts, dass es „broken“ sein könnte.
Weitere Diskussionen an den darauffolgenden Tagen zeigten aber, dass „Olympus“ der Affenstrategie doch etwas entgegensetzt. Was genau, sei hier noch nicht verraten, denn das müssen wir erst durch weitere Spiele verifizieren.
Kann nach diversen Partien in unterschiedlichsten Spielrunden bestätigen, dass man mit den zwei kümmerlichen Siegpunkten, die Apollo vergibt, nicht gewinnen kann. Man steht ja im Wettstreit mit den Mitspielern und wenn man die per Apollo-Seuche dazu drängen kann, einen Worker zu opfern oder Verluste auf deren Entwicklungsleisten hinnehmen zu müssen, kann das oft mehr wert sein, als den einen zusätzlichen Apollo-Siegpunkt im Vergleich zur Seuche.
Zudem bietet der Gebäudebau wesentlich mehr Punkte im Schnitt, braucht allerdings auch vorbereitende Ernte-Aktionen oder Angriffe auf die Mitspieler und das will alles zeitlich passen mit Blick auf die Mitspieler. Die dauerhaften Vorteile einiger Gebäude sind zudem auch nicht zu verachten, so dass eine gute Übersicht, was man mit seinem Kartendeck alles machen kann, schon der halbe Spielsieg sein kann, weil man mit diesem Wissen effektiver spielen kann. Allerdings gibt es ja noch die lieben Mitspieler, die garantiert verhindern werden, dass man seinen Stiefel einfach so ungestört herunterspielen kann.
Deshalb empfehle ich, vor einer Erstpartie den Spielern die Zeit zu geben, um Ihr Kartendeck mal anzuschauen. Weil in einer Partie kann eine Fehlentscheidung, welche Rohstoffe man jetzt erntet, weil man sich durch das hohe Spieltempo gedrängt fühlt, schon den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. In Erstspielerrunden können sich solche Fehler allerdings auch wieder ausgleichen, weil alle nicht effektiv spielen werden.
Als Tipp kann ich nur aufm Weg geben: Rechnet bei Olympus stets mit dem Schlimmsten, was Euch Eure Mitspieler per Seuche oder Krieg antun können und kommt denen entweder zuvor oder bietet Euch nicht als Opfer an, in dem Ihr vorausschauend spielt und längst alle Rohstoffe verbaut habt. Die einzig verbliebende Bauaktion wählen, wenn sonst keiner Rohstoffe hat, kann auch helfen. Oympus ist eben extrem konfrontativ und wer seine Vorteile nicht zum Nachteil seiner Mitspieler ausnutzt, wird schwer gewinnen können. Mir gefällt es aber gerade deshalb umso mehr.