Friedemann Friese ist ein äußerst fleißiger, sehr begabter Spieleautor. Für unsere Leser ist diese Aussage nichts Neues, eher ein FEulen nach FAthen tragen. Nachweislich Luding sind bis heute von ihm – teilweise in Zusammenarbeit mit anderen Autoren – 44 verschiedene Spiele erschienen, plus weitere 25 Spiele-Modifikationen. 1992 hat er mit „Wucherer“ sein erstes Spiel herausgebracht, das gleich ein Verkaufsschlager wurde. Anfang dieses Jahrtausends (wer weiß das schon so genau?) kam sein „Funkenschlag“ heraus, mit dem er in der gehobenen Welt der prämierten Spiele landen konnte, einem gelungenen „1830“-Derivat auf Stromnetz-Basis, das auch in unserer mehr als eintausend Einträge starken ewigen Besten-Liste einen einstelligen Spitzenplatz einnimmt. Es ist bis heute sein Flaggschiff und hat insgesamt 16 Erweiterungen erlebt, die letzte davon, „Funkenschlag: Die Aktiengesellschaften“, erst in diesem Jahr.
Auch wenn nicht alles glänzt, was Friedemann’s Fold ist, so zeigt doch jedes Spiel die reife Handschrift des Meisters, Spielers, Experimentierers und Humoristen; jedes Spiel ist allemal eines Kennenlernens würdig.
Warum diese Einleitung? Das kriegen wir gleich …
1. “504”
Das, was Friedemann Friese (sic!) hier in der Schachtel anbietet, ist eigentlich kein Spiel, sondern eine Spiele-Factory: Spielmaterial und methodische Anleitung, um sich aus insgesamt neun Spiele-„Modulen“ selber ein Spiel mit den gewünschte Eigenschaften zusammenzustellen. 9 x 8 x 7 = “Fünfhundertvier”, die Anzahl der zulässigen Kombinationen; daher der Name des Pakets. Sicherlich hat Friedemann Friese an den Kombinationsmöglichkeiten solange gedreht, bis eine Fünfhunderterzahl herausgekommen ist. Warum? Ihr habt das schon vorher gewusst!
FF hat hier sein großes Wissen als Spiele-Erfinder und als Analyst fremder Spiele zusammengetragen, die Kernbestandteile der verschiedensten Spiel der Welt (Transport, Wettlauf, Privilegien, Militär, Entdecken, Straßen, Mehrheiten, Produktion und Aktien) herauskristallisiert, formalisiert, harmonisiert und so aufeinander angepasst, dass jedes Teil mit jedem kombiniert werden kann. Ein gigantisches Unterfangen, eine gewaltige Arbeit, und ein bemerkenswertes Ergebnis, wie immer man die Details im Einzelnen bewerten möchte.
WPG-Wertung: Das kriegen wir später.
1a. ” Die Welt der fahrenden Pioniere mit Hang zum Individuellen “
Dies ist die Einstiegskombination, mit denen Neulinge das Prinzip, die Technik und das Spielmaterial von „504“ kennenlernen sollen.
Mit 61 Hexagons (mit abgerundeten Kanten. Warum? Damit die Teile nicht so leicht auseinanderrutschen! Wie wahr, wie wahr! 1 Pluspunkt für FF!) bauen wir auf der Tischmitte unser Spielfeld auf. Aus dem in der Übermenge angebotenem Spielmaterial aus Pöppeln, Würfeln, Kasernen, Waren, Privilegien, Aktien, Einkommensplättchen, Kursmarkern, Abdeckern, Hauptquartieren, Siegpunktchips, Straßenstrichen, Stadtkarten, Transportwagen, Laderäumen, Spielgeld und vielen weiteren Komponenten (ein Schiff ist auch dabei, das aktuell in 0 % aller Spiele benötigt wird) suchen wir das für unsere Spielkombination notwendige heraus und verteilen es auf Tischdecke und Mitspieler.
Nachdem wir Westparker mit dem ganzen Material noch nicht vertraut waren, und uns die Unterscheidungen z.B. zwischen Bewohnern und Siedlungen erst erarbeiten mussten, dauerte es eine geschlagene Stunde, bis wir mit dem Aufbau fertig waren. Jetzt müssen wir nur noch den Spielablauf kennenlernen. Das dauert glücklicherweise nur noch eine halbe Stunde, schließlich haben wir uns beim Spielaufbau schon darüber Gedanken machen können, wie das alles zusammenwirkt. Allerdings verplempern wir während der nun folgenden fünf (eigentlich kurzen) Spielrunden die Hälfte der Zeit mit Regel-Rückfragen an den armen Regelerklärer Günther, weil wir den zuweilen seltsam konkurrierenden bzw. seltsam nicht-konkurrierenden Spielmechanismen nicht glauben können.
Im Prinzip geht es um eine Transport-Optimierung. Wir bewegen unseren Transportwagen über die Landschaftshexagons zu den Stadthexagons, liefern dort benötigte Ware ab und laden neue Ware auf, um sie zu anderen Städten zu bringen. Die meisten Lieferungen auf dem kürzesten Wege sind der Schlüssel zum Erfolg. Unser Geschäftseinkommen wächst ständig, und wir erweitern damit fortlaufend die Reichweite und die Ladekapazität unseres Transportwagens. Beim Bewegen über das Spielfeld gibt es keinerlei Konkurrenz, jedes Hexagon darf jederzeit von allen Spieler betreten werden, jeder bekommt hier gleichermaßen Einkommen. Beim Abliefern von Waren ist dagegen erhebliche Konkurrenz, da jede Stadt von jeder Warenart während des gesamten Spiels nur ein einziges Stück abnimmt. Wenn ein Mitspieler zur Stadt A gerade einen Fisch abgeliefert hat, können wir dort nicht auch abladen, sondern müssen mit unserem fische-beladenen Transportwagen zu einer der nächsten fische-bedürftigen Städte weiterziehen.
Das alles verläuft für alle Spieler ziemlich unisono bis monotono. Daran ändert auch nichts, dass jeder Spieler pro Zug ein individuelles Privileg kaufen kann, dass ihm Vergünstigungen in Bewegung, Einnahmen, Kosten oder direkten Siegpunkten bringt. Die Herausforderung des Spiels liegt in der Auswahl des Ausgangspunktes für alle seine Transportaktivitäten, und in einer ausgewogener Kombination beim Ausbau von Reichweite und Kapazität. Da die Kapazität aber nur von 1 auf 2 gesteigert werden kann, und man zu Beginn nicht genügend Kapital hat, diese Steigerung zu finanzieren, bleibt zu Beginn nur die Reichweite übrig. Damit hält sich diese Herausforderung in engen Grenzen. Eine weitere, entscheidende Herausforderung ist natürlich das optimierte Herumfahren auf dem Spielfeld, um Waren zu laden und abzuliefern. Hier ist man allerdings früher oder später komplett dem Mitspielerchaos ausgeliefert. Wem das Spaß macht, dem macht das Spaß.
WPG-Wertung: Aaron: 5 (4 Punkte für das Spiel, plus 1 Fleisspunkt für den Autor; Thema fehlt, die Mechanik ist dürftig), Günther: 4 ([kam da noch ein Sympathiepunkt für den Autor hinzu?] kein Spielspaß, könnte in eine ätzende Riesenrechnerei ausarten), Moritz: 4 (3 Punkte, plus 1 für die Gesamtidee des Autors; der Anfang ist ein einfaches Abklappern der Anlaufstationen, hinterher versinkt alles im Mitspielerchaos), Walter: 5 (4 Punkte für das Spiel, plus 1 Punkt für die Ingenieurleistung; die Mechanismen funktionieren, aber alle wirken ein bisschen kastriert.)
1b. “Die Welt der kampfeslustigen Aktiengesellschaften mit Verbindungen”
„504“ verdient einen weiteren Versuch. Vielleicht bringen die komplexeren Kombinationen etwas mehr Pfeffer in die Linearität. Schließlich gibt es in „504“ auch Verkehrsnetze, Gesellschaftsanteile und Dividenden wie bei „1830“, die man dann auch noch mit dem Militär-Modul aggressiv aufpäppeln kann. Moritz freute sich schon darauf, mit seinen Panzern und Bomben die Bahnhöfe seiner Konkurrenten in Schutt und Asche zu legen. Wir erarbeiteten uns die Kombination 496.
Doch das Durchdringen der Materie ist selbst (oder gerade?) für einen WPG-Normalverbraucher kein Zuckerschlecken. Die Regel-Querverweise auf Regelfragmente in anderen Modulen machen das Verständnis schon ziemlich sauer. Wie gerne hätte wir hier jetzt etwas mehr Linearität. Vielleicht hat sich FF die Formel ausgedacht:
Linarität (Spielablauf) + Linearität (Regel-Lesen) = konstant.
Als alte „1830er“ können wir uns keine Aktiengesellschaften ohne Einnahmen vorstellen! Im Regelheft heißt es dazu lapidar „Einnahmen … entsprechend des Moduls auf Top I“. Doch in „Top I“ finden wir keine Einnahmen, zumindest keine in unserem Verständnis von gut und schlecht wirtschaftenden Gesellschaften. Jede Gesellschaft bekommt unabhängig von ihrem Streckennetz und unabhängig von ihrer wirtschaftlichen Lage pro Runde die konstante Summe von 20 DM. Kann das sein? In die Kreuz und in die Quer lesen wir uns hin und her. Und mit stummem Trauerblick, kehren wir zu Top II zurück.
„Die Bewohner dieser Welt gründen Gesellschaften.“ Sind wir Spieler die Bewohner oder sind die benutzten Pöppel die Bewohner? Haben wir Spieler sowohl Pöppel als auch Gesellschaften, oder haben wir nur Gesellschaften, und die Gesellschaften haben Pöppel; oder haben beide beides? Womit kämpfen wir denn? Mit unseren Spieler-Pöppeln oder mit denen der Gesellschaft. Alles ganz einfach, wenn man aus einer „504“-Welt kommt oder sie sogar geschaffen hat. Alles ziemlich schwer, wenn man mit einem vielfältigen Erbe von Spielerfahrungen anfängt. Weh’ Dir, dass Du ein Opa bist!
Eine Stunde lang durfte unser genialer Regelversteher Moritz mit dem Regelbuch, seinen Querverweisen und unseren Verständnisfragen kämpfen, dann übernahm Günther die Analyse. Es war aber schon klar, dass wir damit nicht fertig werden würden, bevor Moritz zur vorletzten U-Bahn abdüsen musste. Deswegen konnten wir locker, teils skeptisch, teils zynisch, teils tatsächlich gelöst-heiter das weitere Rätselraten über die kampfeslustigen Aktiengesellschaften über uns ergehen lassen.
Schließlich schlug Moritz ein „Leaning by doing“ vor: „Spielen wir doch einfach mal eine Runde!“ Gesagt getan. Jeder bekam 150 DM in die Hand gedrückt und im Nu waren die Aktien nach „1830“-Standard verkauft. Na ja, fast im Nu. Wir mussten uns noch darüber im Klaren werden, wohin das bezahlte Geld floss: In die Bank oder ins Gesellschaftskapital? Wie hoch ist das Startkapital einer Gesellschaft? Welche hat Priorität? Wie steigt der Kurs? Und ähnliche unbedeutenden Detailfragen.
Die Ausbreitung der Gesellschaften erfolgt bei allen Spielern identisch, zumindest in den Anfangszügen. Sicherlich hätten später die Kämpfe hier mehr Leben hineingebracht. Aber heute konnten wir ohnehin nicht mehr als ein anfängliches Aufblitzenlassen der Ideen erreichen.
Eine bemerkenswerte Änderung gegenüber dem „18xx“-Standard bestimmt das Vorgehen auf dem Aktienmarkt. Der Kurs der Gesellschaft, von der in der aktuellen Runde am meisten Aktien verkauft wurde, steigt um eine Stufe. Jetzt geht es also überhaupt nicht mehr darum, als „Empire-Builder“ den Kurs seiner Lieblingslinie auf eine stolze Höhe zu bringen, sondern an der Bewegung auf dem Aktienmarkt sein Geld zu machen.
- Sichere Dir den Priority-Deal
- Verkaufe das Aktenpaket mit den hohen Kurswerten – an dessen Kurssteigerungen Du hoffentlich gut mitverdient hast
- Kaufe Dich bei einer Gesellschaft ein, von der möglichst viele Aktien im Angebot liegen
- Vielleicht auch nicht
WPG-Wertung: FF hat einen total neuen Weg beschritten und eine anerkennenswerte, analytische Arbeit geleistet, um aus den Spielen der Welt 9 kombinierbare Prinzipen („Module“) herauszufiltern. Jedes Prinzip ist bekannt und erprobt, bietet für sich allein aber absolut nichts Neues, nichts Überraschendes, nichts Prickelndes. Die Regeln für die Kombinationen sind schwer zu lesen, wobei darinnen jedes einzelne Prinzip, der Kombinerbarkeit wegen, erheblich an Glanz und Gloria verliert.
Zwei Zitate eines ungenannt bleibenden Spielers:
„Oh, Friesemann, mir graut vor Dir!“ – Das war zweifellos im mephistophelischen Sinne positiv gemeint.
„Das Ganze ist vielleicht als Parodie gedacht. Damit wird dokumentiert, wie ein Großteil der heute herausgebrachten Spiele erfunden wird.“
Und hier ein paar Eindrücke von unserer Diskussion über das Spiel:
Danke für dieses Review – ohne den ganzen Vor-Messe-Hype.
Ich habe sowieso nie verstanden, warum jemand glaubt, dass auch nur ein einziges der darin enthaltenen Spiele besser sein könnte, als ein speziell für diese Mechaniken-Auswahl entworfenes und getestes Spiel.
Cool ist allerdings wieder die Idee, welche dahinter steckt. Darum sei Friedemann Friese auch der Messe-Erfolg gegönnt.
Hallo Heiko, ja, die Idee ist wirklich cool und und dafür und für die “Ingenieurleistung” verdient Friedemann großes Lob.
Eine kleine Anmerkung zu deinem Kommentar sei mir erlaubt: Wir schreiben schon seit Jahren keine Reviews/Rezensionen mehr über Spiele (erkennbar daran, dass die in der Liste unter “Rezensionen” nicht als “Review” sondern als “Report” geführt werden). Der Aufwand war uns einfach zu groß. Was man hier liest, sind Berichte über unsere Spieleabende, in denen unsere Eindrücke über die gespielten Spiele wiedergegeben werden. Meistens sind das Ersteindrücke und nur wenn uns Spiele außergewöhnlich gut gefallen, kommen sie mehrmals auf den Tisch. D.h. also auch, dass unsere Wertungen meistens auf nur einmaligem Spielen beruhen. Das sollte man wissen, um die Wertungen richtig einzuordnen. Wir machen das aus Freude am Spielen und am Schreiben und nicht etwa, weil wir Spiele niedermachen oder (mit kostenlosen Rezi-Exemplaren) bezahlte Lobhudeleien verbreiten wollen.
Warum schreibe ich das? Gestern habe ich bei unknowns.de mal wieder ein ziemliches Ablästern gelesen über unsere angeblichen “Rezensionen” und unsere schlechten Wertungen gelesen, die wir uns nach nur einmaligem Spielen zu vergeben trauen.
Lieber Aaron, mach’ Dir keine Sorgen um das Gekläff von Straßenkötern.
Gegen Dummheit, Ignoranz, böswillige Verfälschungen und üble Nachrede kämpfen selbst Götter vergeben.
Ich habe das Ablästern nicht gelesen, bin halt öfter etwas träge. Aber die Reaktion mit Dummheit usw. ist auch nicht ohne. Tatsache ist aber doch, dass Eure Nichtrezensionen bei Luding unter Rezensionen auftauchen, wo sie nach meiner ganz persönlichen Meinung wie so vieles andere nichts zu suchen haben, insbesondere da Ihr nach eigenen Angaben nur Reports schreibt.
Luding lässt da leider nur die Rubrik “review” zu, alle anderen (variant, faq, picture, errata etc.) passen für Spielberichte gar nicht. Das Problem haben wohl nicht nur wir.
Nein, das Problem habt nicht nur Ihr. Eure Einlassung liest sich für mich aber so, als wenn Ihr das Problem dem Seitenbetreiber in die Schuhe schiebt. Warum lasst Ihr (und andere) nicht einfach etwas, wenn es nicht passt. Rezensionen sind Rezensionen, nichts anderes wird abgefragt.
Ich klicke übrigens gerne hier hin, weil Ihr ja offensichtlich nicht zu den dümmsten Nichtrezensionsschreibern gehört. Das ist aber eine andere Geschichte. Irgendwie bin anders gestrickt: Ich spiele immer ein Spiel mehrmals, vielleicht weil mir Eure Erfahrung fehlt oder ich die Ausgabe rechtfertigen muss. Wo ich mich mich persönlich nochmal so richtig aufgeregt habe, ist Pandemie Die Heilung. Ein Spiel für Leute, die gerne Roboterarm für das Spiel spielen.
Jedenfalls wünsche ich Euch weiterhin viel Spaß bei eurem Hobby, auch wenn das Spaßgefühl angesichts der niedrigen Bewertungen nicht immer so ‘rüber kommt. Seid Ihr eigentlich Masochisten?
Hallo “I love trouble”, die Frage nach unserem Masochismus ist ziemlich philosophisch, und kann auch nur von jedem einzelnen für sich beantwortet werden. Zudem liegt Epikuräertum ganz dicht daneben. Aber wenn ich mir Deinen Namen durch den Kopf gehen lasse, dann scheint mir da auch eine gewisse Lust aus dem Leiden geschöpft zu werden … :-)
Nette Gedankenspiele ueber 504. Die Regel ist abschreckend gemacht und vernichtet in meinen Augen viel Versuche vielleicht doch “sein” Spiel zu finden. Ein Englaender hat sich auf der BGG die Arbeit gemacht von jeder der 504 jeweils alles auf eine Seite einzudampfen. http://504rules.github.io/
Wie sieht es denn mit der Unabhängigkeit von äußeren Dingen aus, also mit wenigen Spielen zufrieden sein? Oder herrscht vielleicht eine große Unvernunft bei euch, die eine schädliche Abhängigkeit zur Folge hat? Ich werde doch den Eindruck nicht los, dass Ihr philosophische Lehren situativ anpasst. Ich habe jetzt Durst und das nächste Bier dient zumindest unstrittig dem Genuss des Daseins.
Hallo Ilovetrouble, zunächst mal eine Rückfrage: Wieviele Bücher hast Du in Deinem Bücherschrank? Wieviele davon waren Spitze? und wieviele davon hast Du zweimal gelesen? Jeweils doch nur einen Bruchteil davon.
Uns macht es Spaß, Spiele kennen zu lernen. Schön ist es, wenn es gelungene Spiele sind. Wir versuchen hier auch schon durch Vorselektion nicht total daneben zu langen. Und wenn wir 6 Punkte für ein Spiel vergeben, dann hat es sich auch bereits spielerisch für uns gelohnt.
Und wenn uns das Spiel nicht gefällt? Dann sind wir a) klüger geworden, hatten b) Vergnügen in den gemeinsamen Stunden mit Regelstudium und Spielverlauf und können c) weidlich darüber lästern. Lauter positive Momente im Leben eines Neugierigen.
Ich bin noch immer entsetzt, denn offensichtlich habe ich mich nicht verständlich machen können. Um Lebenslust empfinden zu können, muss laut Epikur auch die Begierde gezügelt werden. Und der Hinweis auf das nächste Bier sollte nur ein Gag dahingehend sein, dass Epikur das Trinken als unabdingbar für den Genuss des Daseins ansieht. Mit Luxusbedürfnissen, wie immer neuen Brettspielen, sieht das anders aus. D.h., ich dachte, ich sei ganz locker unterwegs und wollte schon nicht auf den meines Erachtens etwas unstimmigen Vergleich bezüglich der Schmerzen eingehen, denn ob ich Schmerzen genieße oder Schmerzen besser ertragen kann, weil der größte Teil meines Lebens schmerzfrei war, ist ein Riesenunterschied. Das geht mehr in Richtung positives Denken.
OK, mein Deutschlehrer hatte Recht, dass ich schriftlich eine Niete bin. Keinesfalls war es meine Absicht hier als penetranter Stalker aufzutreten. Aber den Epikur habt Ihr ins Spiel gebracht. Mir geht es übrigens ähnlich: Ich erfreue mich an immer neuen Spielideen der Autoren und da ich mich in einer anderen Situation als ihr befinde, finde ich, dass die Autoren ganz überwiegend einen guten Job machen.
Interessante Diskussion. :-)
Von mir nur eine kurze Anmerkung dazu: Einen knackigen Ersteindrucks-“Report” der Westpark Gamers würde ich jederzeit den allermeisten “Rezensionen” vorziehen, vor allen solchen, deren Autoren die deutsche Sprache kaum unfallfrei benutzen können, oder solchen, die mit der Floskel “wird sicherlich noch öfter auf unseren Spieltisch kommen” schließen.