1. “Saami”
Gewogen und für gut befunden hatten wir vorletzte Woche Aarons neueste „Saami“-Version. Sogar für sehr gut. Doch die Geschmäcker im Norden der Republik sind anders. Wieder wurde von dort gefordert, an weiteren Rädchen zu drehen und neue dazuzubasteln. Heute stellte Aaron uns im Süden beide Versionen nebeneinander vor.
Mit der allerneuesten Nord-Version hatten wir viel Spaß, teils mit den Regeln, teils gegen die Regeln, teils über die Gereimtheiten, teils über die Ungereimtheiten im Spielablauf. Wir durften uns ja auch ungestraft über alles mokieren, was nicht in unsere WPG-Philosophie passte. Selbst Aaron vergeudete für Kritik und Lästereien nicht einmal ein halbes strafendes Auge. Günther gewann. Das spricht doch immerhin für die (immer noch) innewohnende taktisch-strategische Herausforderung.
In der Süd-Version fand sich Walter sofort wieder zurecht, es war ja exakt die Version aus der Duo-Session von vor zwei Wochen. Verständliche Mechanismen, einsehbare Aktionen, einfache Tabellen ohne fehleranfällige Handhabung. In Bayern wird die Schadensrechnung S = a + b – c – d mit Werten im Zahlenraum zwischen 0 und 10 ja problemlos beherrscht. Die ursprüngliche Idee mit dem Kampf der zwei Seelen in eines jedem Mitspielers Brust, sich einerseits für die Gemeinschaft einzusetzen und andererseits die Gemeinschaft aus Eigennutz scheitern zu lassen, diese Idee dominiert den Spielablauf. Einziges kritisches Indiz: Unser Chefstratege Günther hat nicht gewonnen …
Keine WPG-Wertung für ein Spiel in der Entwicklungsphase.
2. “Codenames”
Ein Wort-Unterhaltungsspiel für intelligente Familien oder Freundeskreise. Auf dem Tisch liegen fünfundzwanzig Kärtchen mit einfachen deutschen Hauptwörtern. Davon sind vom Zufall acht Stück willkürlich einem Team (bzw. einem Einzelspieler) zugeordnet, wobei die Zuordnung nicht bekannt ist. Die Aufgabe besteht nun darin, die acht zugeordneten Wörter herauszufinden.
Wie geht das? Ein definierter Spieler des Teams (oder ein neutraler Mitspieler) kennt die Zuordnung und muss Hinweise auf einzelne Wörter geben, nach denen sein Team diese Wörter erkennt, benennt, und so Wort für Wort die Aufgabe löst.
Ein Hinweis darf nur aus einem einzigen Wort bestehen. Natürlich keines, das auf einem der Kärtchen steht. Im Idealfall kann ein einziger Hinweis auch für mehrer Wörter gelten. Gehören z.B. die Wörter „Hund“ und „Katze“ zu einem Team, dann wäre der Hinweis: „Tier, 2 Stück“ eine gute Idee. Vorausgesetzt, dass kein weiteres Tier-Wort mehr auf der Tisch liegt, das nicht zum Team gehört. Denn falls ein Team ein falsches Wort bezeichnet, ist der Rate-Zug zu Ende, und das nächste Team kommt an die Reihe.
Wir immer bei solchen Wort-Spielen müssen die Teilnehmer eine gewisse Disziplin beherzigen: Nicht vorsagen, nicht dreireden, keine Zusatz-Informationen geben und sich bei den Hinweisen genau an die vorgegebenen Regeln halten. Hier ein großes Lob an den Autor Vlaada Chvátil bzw. an den CGE-Verlag: Die Beschreibung der erlaubten bzw. nicht erlaubten Hinweise im Regelheft ist vorzüglich: exakt und doch offen, mit Freiheiten für Spielgestaltung, Humor und Kreativität entsprechend dem Horizont der Teilnehmer.
In unserer Dreierrunde war jeder einmal der Hinweisgeber und die anderen beiden mussten in Konkurrenz zueinander die ihnen jeweils zugeordneten Wörter finden. Zum Kennenlernen des Spiels ist dieses Vorgehen durchaus geeinet. Es funktioniert auch später noch in einer Dreierrunde und garantiert einen Unterhaltungsspaß für wortschöpferische Bildungsbürger.
Bei uns lag u.a. das Wort „Muschel“ auf dem Tisch! Welchen Spaß hatten wir allein mit den hier möglichen Assoziationen, nachdem erst einmal das Schlagwort „Muschi“ gefallen war! Welche der Wörter Wurm, Ritter, Laster, Nagel, Apfel, Horn, Mini kann „man“ damit in Verbindung bringen. Alle! Ja, fast alle der vierhundert mitgelieferten Wörter in der Erstausstattung. Die paar ganz einschlägige Sozis habe ich hier ja noch ausgelassen! Mehr als 180 Lebensjahre, verteilt auf drei Köpfe, konnte ihre Erfahrung und Phantasie ins Kraus schießen lassen …
WPG-Wertung: Aaron: 8 (ich spiele es richtig gerne), Günther: 7, Walter: 7 (aber nur unter spritzigen Schnell- & Schöndenkern).
3. “Diggers”
Einen Tag später kam Aaron nochmals am Westpark vorbei, um die aktuelle Version einer weiteren Eigen-Schöpfung vorzustellen, ebenfalls ein Kandidat für die Spiel-2016 in Essen.
Herausgebracht werden soll es bei „What’s your Game“, wobei Name und Thema noch nicht ganz feststehen. Der Verlag hat jetzt fast ein ganzes Jahr daran geknabbert und eine ganze Reihe von Änderungsvorschlägen angebracht. Aber er hat sie nicht nur skizziert und gefordert, er hat sie auch fein säuberlich ausgearbeitet, erfolgreich getestet, Material und Regelheft adaptiert, und darauf hingewiesen, wo noch die Balance einzustellen ist. Eine solch konstruktive Zusammenarbeit mit einem Verlag ist für jeden Autor ein Traum!
Keine WPG-Wertung für ein Spiel in der Entwicklungsphase.
Zu Codenames in Dreierrunde empfehle ich das Spiel in einem Team – ein Teamchef und zwei Ratefüchse. Dann spielt man gegen das Spiel auf Punkte. Hat den Vorteil, dass man nicht alleine raten muss und sich so beraten kann. Weil gerade dieser sozial-kooperative-ergänzende Aspekt unter den Teammitgliedern macht für mich den Reiz von Codenames aus. Idealer natürlich, wenn da noch ein zweites Team gibt, dass ein wenig liebgemeineten Trash-Talk einstreut, um zur Verunsicherung beizutragen.
Die letzten x Seiten der Anleitung mit den Geboten und Verboten habe ich in meinen unzähligen Partien in unzähligen Spielrunden nie gebraucht. Einfach spielen, Spass haben und es dem Teamchef ansehen, obwohl der natülich keine Miene verzieht, wenn es den man wieder innerlich zerreisst, was die lieben Mitspieler doch für ein Schmarn sich da zusammenreimen.
Spiel des Jahres, was sonst?
Cu / Ralf
Die Regeln für eine Wertung gegen das Spiel haben wir uns gar nicht genauer angeschaut, sie scheint aber tatsächlich eine gewisse sportliche Spannung in sich zu tragen.
In jedem Fall sollte man den “sozial-kooperativ-kommunikativ-blödelnden” Aspekt genießen können und wollen.