19.6.2024: Gärtnern mit Gedächtnis

1. “Botanicus”

Vor zwei Monaten erstmals gespielt (ohne Aaron) und inzwischen alles, einschließlich Spielname wieder vergessen. Dafür war diesmal Aaron wieder dabei.

Das Graben und Rechen und Blumenpflanzen ist gleich geblieben. Nur das „Singen ein Lied“ ist ist ausgeblieben. Und anstatt dass die Enkel sich an den vielfältigen konstruktiven Aktivitäten, die sie mit ihren Workern ausführen dürfen, erfreuen konnten, mussten unsere beiden siegpunktgeilen Operations-Research-Freaks natürlich bei jedem Zug alle Wege durchrechnen, wie sie ihre Gartenzeilen und Gartenspalten in optimaler Weise bepflanzen und begießen konnten und en passant auch noch die mannigfachen Siegpunkte einstreichen konnten, die überall herumliegen.

Es hätte ein vergnügliches Stundenvergnügen für alle sein können, aber so war es ein dreistündiges Rechenvergnügen für die beiden Freaks und ein ebenso langes Zuschauern und Wundern der beiden SPIELER darüber, wie man ein gefälliges, lockeres Blumenspiel in eine todernste Examensaufgabe verwandeln kann.

WPG-Wertung: Aaron: 6 (nicht schlecht, wenn man es in einer Stunde über die Bühne bringt, das hunderttausendste Worker Placement-Spiel ohne ein einziges neues Spielelement), Günther: 7 (1 mehr; von der Originalität her nicht der Brüller, aber innerhalb seiner Nicht-Originalität ist das Spiel 7 Punkte wert), Moritz: 7 (1 Punkte mehr; das Spiel spielt sich relativ flott, es besitzt jede Menge Konkurrenz und erfordert eine flexible Strategie), Walter: 5 (in der 4er Runde 1 Punkte weniger; ich würde das Spiel nur noch mit Zeituhr spielen, wo am Ende die Siegpunkte eines jeden durch die verbrauchte Zeit dividiert werden; dann kann Günther den ganzen Abend über einem einzigen Zug brüten, und seine Mitspieler würden ihn nicht mit schälen Augen ansehen, sondern ganz im Gegenteil, jede verdenkte Sekunde würde sie mit Freude darüber erfüllen. wie der Siegpunkt-Quotienten des Konkurrenten asymptotisch auf Null schrumpft.

2. “Passt nicht”

Das lockere kleine Mau-Mau-Sammeln-Abschießen-Spiel haben wir vor einer Woche zu dritt ohne Moritz gespielt, diesmal war er dabei.

WPG-Wertung: Moritz schloss sich mit 6 Punkten der allgemeinen Meinung vom Westpark an (kleines Spielchen, ganz nett, als Spielprinzip OK).

3. “That’s not a hat”

Memory mit Ringelpiez. Jeder hat eine Karte mit einem Begriff vor sich liegen. Die Karte ist verdeckt, aber zu Spielbeginn kennt jeder seinen Begriff und die Begriffe aller Mitspieler. Dann kommt eine einzige weitere Karte mit einem neuen Begriff ins Spiel. Sie landet bei einem der Spieler, der sie gegen die vor sich liegende Karte austauschen und die ausgetauschte Karten an den rechten oder linken Nachbarn (die Richtung wechselt unregelmäßig, ist aber jeweils vorgeschrieben) weiter geben muss. Bei der Weitergabe muss man laut und deutlich sagen, welcher Begriff auf der Rückseite abgebildet ist.

Der so beschenkte Spieler kann die Karte annehmen oder aber mit der Bemerkung: „That’s not a …“ ablehnen. Wer im Unrecht ist, bekommt einen Strafpunkt.

Fallbeispiel: Wenn sich in einer beliebig (!) großen Spielerschar jeder Spieler ganz konsequent nur jeweils drei – allerdings wechselnde – Karten merkt, nämlich seine eigene Karte und die jeweils eine Karten seiner beiden Nachbarn, und sich vom sonstigen Geschehen am Tisch nicht ablenken lässt, dann haben wir eine Dead-Lock-Situation: das Spiel geht ohne Fehler unendlich weiter. Doch offensichtlich können nicht alle Spieler auf Dauer diese Konsequenz aufbringen, oder das eine oder andere Gedächtnis lässt auch mal in Minutenschnelle nach.

Es gibt keine Strategie und keinen Spielspaß. Beim richtigen „Memory“ kann man sich mit jedem Spieler, vor allem aber mit seiner vierjährigen Enkeltochter freuen, wenn sie sich das Duplikat gemerkt hat und zielsicher danach greift. Soll ich mich hier etwa darüber freuen, wenn ein Spieler durch einen Gedächtnisfehler den Dead-Lock auflöst?

WPG-Wertung: Aaron: keine Wertung, Günther: keine Wertung (wir sind nicht die Zielgruppe), Moritz: 3, Walter: 2 (das Spiel funktioniert, aber Gedächtnisspiele haben ab einem gewissen Alter bzw. ab einem gewissen Demenzgrad keinen Reiz mehr).

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