31.07.2024: Pyramiden im Kapitalismus


1. “Terra Pyramides”

Wenn der Spielename Latein sein soll, dann übersetzt Google es mit „Land der Pyramiden“. Umgekehrt übersetzt Google „Land der Pyramiden“ auf Latein mit „pyramidum terra“. Irgendwie komme ich mit Genitiv und Singular oder Plural nicht zurecht. Sollte es Französisch oder Englisch sein, dann heißt es auf Deutsch „Terra-Pyramiden“, also das Tausendfache von Giga-Pyramiden. Auch gut.

Das Spiel ist ein topologisches Puzzle. Wir legen abwechselnd das einzige quadratische Plättchen (mit den Symbolen Arbeiter und/oder Geld und/oder verschiedenfarbiger Baustein), das wir auf den Hand haben, in eine karierte Fläche und kassieren von allen waagrecht, senkrecht oder diagonal anliegenden Nachbarplättchen die aufgedruckten Ressourcen (Arbeiter, Geld und Bausteine).

Herausforderung des Spiel ist es, alle freien quadratischen Felder auf dem Spielbrett danach abzuscannen, wo wir für das Legen unseres Plättchens die meisten, bzw. die für unsere Belange nützlichsten Ressourcen bekommen.

Das Geld kommt auf die Bank, die Bausteine in unseren Vorrat und die neu erhaltenen Arbeiter ziehen wir auf freie Pyramidenfundamente bzw. auf von uns bereits belegte Pyramidenflächen. Wenn drei Arbeiter auf einem Pyramidenquadrat beisammen sind und wir zudem die benötigten Bausteine einer definierten Farbe in unserem Vorrat haben (für die erste Stufe einen Baustein, dann linear wachsend bis zu fünf Bausteine für die fünfte Stufe), dürfen wir die nächste Stufe der Pyramide bauen und ziehen unsere Arbeiter – bis auf einen – wieder ab.

Mit dem Geld auf der Bank dürfen wir unserer Entwicklung etwas nachhelfen und fehlende Arbeiter und/oder fehlende Bausteine dazukaufen.

Bei Spielende bekommen wir für jede Pyramidenfläche in unserem Besitz Siegpunkte, und zwar in mit der Höhe der Pyramide progressiv steigender Menge, bis zu 60 Siegpunkte für eine Pyramide der Stufe fünf.

Wir hatten aber alle nur mittelhohe Pyramiden gebaut, sogar so viele davon, dass für Aaron kein Spielmaterial für eine weitere dritte Stufe eine Pyramide vorhanden war. Ob das Spielmaterial begrenzt ist und Aarons Baupläne jetzt undurchführbar waren, oder ob wir das Spielmaterial hätten ergänzen durften, davon schweigt die Spielregel.

Aber auch ohne die fehlende Stufe konnte Aaron mit 72 Punkten den Sieg erringen, knapp vor Günther (68) und Walter (65).

WPG-Wertung: Aaron: 5 (mich holen solche Puzzle-Spiele nicht ab; ich bin entsetzt über die mangelhafte Präzession der Spielregel; nicht nur die offene Frage zum begrenzten Spielmaterial, auch die Begriffsvermischung von Fundament und Teilpyramide sowie die fehlerhafte Formulierung darüber, was man laut Text „während seines Zuge“, in Wirklichkeit aber nur „am Ende Seines Zuges“ machen darf, dürfte einem erfahrenen Redakteur nicht unterkommen), Günther: 6 (es ist ein gutes, aber normales Spiel), Walter: 6 (das Abscannen des besten Zuges ist eine lästige Aufgabe, mehr ist es nicht; als solitäres Puzzlespiel mit noch ein paar zusätzlichen nicht-regelkonformen Freiheitsgraden würde ich sogar 8 Punkte vergeben).

2. “Terra Pyramides – Horus und die Grabbeigaben”

Spielmaterial wie im Basisspiel. Es kommen neue Kärtchen ins Spiel, die Horus-Köpfe und gesteigerte Geldmengen abwerfen. Die Geld-Symbole auf den Karten werden umdefiniert, sie bringen jetzt kein Geld mehr sondern sind direkte Siegpunkte, die bei bestimmten Schwellwerten auch indirekt noch Geld abwerfen. Die Horus-Köpfe bilden eine eigene Siegpunkt-Quelle. Sie werden gesammelt und bei Spielende bekommt derjenige, der die meisten hat, seine Horus-Kopf-Anzahl plus die Differenz zu jedem seiner Mitspieler als Siegpunkte dazu addiert.

Bemerkenswert: Horus-Köpfe kann man auch für Geld kaufen. Überschlagsrechnung: In einer 3er Runde ist JEDER Rubel hier 3 Siegpunkte wert. Dagegen ist das Kaufen von fehlenden Arbeitern oder Bausteinen rausgeschmissenes Geld.

In der Horus-Version bringen Pyramiden(stümpfe), die rundherum von Plättchen umgeben sind, weitere Vorteile: weitere Siegpunkte oder zusätzliche Horus-Punkte. Diesen Effekt hatte Günther von vornherein entdeckt und verfolgt. Er suchte sich beim Nachziehen von Plättchen gegen einen Obolus vorwiegend Horus-Plättchen heraus und legte sie um einen ausgewählten seiner Pyramidenstümpfe, den er natürlich vollständig umbaute, so dass er ungezählte Horus-Köpfe als Bonus erhielt. Dazu investierte er sein gesamtes überflüssiges Geld in Horus-Köpfe. Bei Spielende konnte er so zu seinen 100 via Pyramidenbau erzielten Siegpunkten weitere 72 Siegpunkte aus seinem Horus-Kapital (plus den Differenzen zu Aaron und Walter) herausholen. Aaron als unbestritten bester Pyramidenbauer hatte das Nachsehen.

WPG-Wertung: Aaron: 5 (bleibt, der Spielablauf war flüssiger, aber mit der Horus-Erweiterung wird ein ganz neues Spiel gespielt; die Spielidee vom Pyramidenbau wird pervertiert), Günther: 6 (bleibt), Walter: 6 (bleibt, im Sinne eines konsistenten Spielablaufs und Spielgefühls eher eine Verschlimmbesserung).

2 Gedanken zu „31.07.2024: Pyramiden im Kapitalismus“

  1. Hallo,
    vielleicht habt Ihr einen Fehler gemacht – denn Ihr schreibt: “und kassieren von allen waagrecht, senkrecht oder diagonal anliegenden Nachbarplättchen die aufgedruckten Ressourcen”. Sofern Ihr nicht einfach falsch formuliert habt stimm das nicht. Ihr kassiert alle Ressourcen EINER maximal 4 Plättchen langen Reihe (waagrecht, senkrecht oder diagonal).

    Und: Ich finde die Anleitung eigentlich ganz gut…

    Viele Grüße
    Micha A.

    PS: Vielleicht mögt Ihr zum Vergleich auch mal meine Rezi auf Hall9000 lesen?

  2. Lieber Micha,
    wir haben das Spiel schon richtig gespielt, meine Formulierung über die relevanten Einnahme-Plättchen war nur spärlich formuliert, weil ich ja eher das Prinzip als die Details der Spielregeln anbringe.
    Deine Kritik auf Hall9000, insbesondere was das Spielmaterial betriff, können wir voll unterstreichen.
    Günther hat das Spiel gekauft, weil er von Kramer/Kiesling sich grundsätzlich nur etwas Gutes vorstellen konnte. Das traf dann nicht ganz zu.
    Uns hat das Spiel nicht gefallen, weil der ganze Spielspaß ja nur in einem topologischen Puzzle besteht. Dass Dir die Horus-Erweiterung wegen dem Druck auf die Mitspieler gefallen hat (prinzipiell richtig), ist Geschmacksache. Ich finde das dann eher gescriptet, wenn alle immer und überall auf Horus-Einnahmen ausgehen müssen, weil hier die gigantische Musik spielt.
    Viele Grüße Walter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert