27.12.2006: Väter, Tochter & Sohn

“1830”
Der Strategie-Artikel “1830 – Advanced Strategies & Common Mistakes” von Henning Kantner hatte uns animiert, mit “1830” mal wieder das Flaggschiff unserer Spielgruppe aufzulegen. Die Weihnachtszeit brachte auch eine ungewöhnliche, aber durchaus stimmige Besetzung zusammen: Walter, unser Senior mit seiner End-Twenties-Tochter Sabina, die schon seit 20 Jahren bei “1830” mitmischt, Aaron, der Entdecker von “1830” mit seinem Teenager-Sohn Basti, der auch schon knapp 10 Jahre mit dem Spiel der Spiele konfrontiert ist und am Computer hunderte von Partien absolviert hat. Dazu Wolfgang als fünftes Rad am Wagen, damit die ideale Asymmetrie rund um Aktienmarkt und Präsidenten von Eisenbahngesellschaften erreicht ist.
Die letzte Privatgesellschaft “Baltimore und Ohio” ging erst nach einer Paßrunde über den Ladentisch. Bevor Walter sich hier engagierte, vergewisserte er sich noch bei seiner Tochter, daß sie ihm beim Floaten der B&O helfen würde. Gesagt-getan. Aaron fiel kampflos die NYNH zu. Nachdem sich der Pulverdampf aus der ersten Bankrunde verzogen hatte, waren die beiden Väter zu Präsidenten der verheißungsvollsten Startlinien geworden, Wolfgang hatte sich mit der PRR ein schweres Anfängerlos aufgeladen, während Tochter und Sohn unter der Obhut ihrer Väter geblieben waren.
Sabina setzte als nächstes die NC auf die Schiene. Aaron ahnte, daß damit ein schwerer Konkurrent die Bühne betreten hatte, doch er gestattete ihr großmütig den Zugang zu seiner Metropole.
Nach vier Bankrunden wollte Basti auch endlich Präsident werden und fing mit der C&O an. Gleichzeitig ergänzte Sabina ihr Engagement um New York mit der BM, Wolfgang hoffte mit der Erie einen goldenen Mittelweg zu finden, und Walter stieg bei der Canadian ein, um sich die letzte Doppel-Präsidentschaft zu sichern. Das ergab natürlich einen ungeheuren Schub auf dem Lokomotiven-Markt und im Handumdrehen war die erste 6er Lok verkauft.
Die geballten Investitionen konnten zudem nur auf Kosten des aktuellen Besitzstandes finanziert werden und die Präsidentschafts-Majoritäten gerieten ins Wanken. Als Wolfgang mit seiner PRR kurzzeitig schwächelte, schlug Aaron blitzschnell zu und nahm ihm seine alte Lieblingslinie ab. Damit erwachten auch sogleich seine bis dahin unterdrückten Liebhaber-Ambitionen: Er überschüttete seine Favoritin mit seiner ganzen Habe, schenkte ihr alle Barschaften und Mobilien der bisherigen Konkubinen und reichte ihr als Morgengabe auch noch die erste Diesellok. Damit stürzte er gewollt oder ungewollt seinen eigenen Sohn in den Abgrund: Basti bekam die NYNH mittel- und loklos vor die Füße geworfen und mußte ihr aus seiner Privat-Schatulle eine Diesellok finanzieren. Von diesem Schlag konnte er sich bis zum Ende nicht mehr erholen.
Walter hatte es noch arger gebeutelt. Seine gute B&O hatte den Anschluß an New York verschlafen und sich dabei im mittleren Westen vertändelt. Die halbherzigen Ausschüttungen taten weder der Linie noch seinem Beutel gut. Als er für seinen Verlegenheitskauf Canadian auch noch eine Diesel springen lassen mußte, war er mit seinem Latein am Ende. Abgeschlagen Letzter.
Sabina konnte im Zusammenspiel von NC und BM noch mal Kostproben ihrer mindestens 5 Jahre zurückliegenden “1830”-Erfahrungen und Fähigkeiten abgeben, doch es reichte nicht ganz aus, die überlegene Lok-Liebhaber-Strategie von Aaron zu übertreffen.
Das immer wieder erlebte Fazit dieser “1830”-Runde: Jedes Spiel ist faszinierend, jedes Spiel ist anders, besonders aber zu Weihnachten.
Keine neue WPG-Wertung für das Spiel der Spiele.