07.02.2007: “Ys” ohne “pahan”

Unser WPG-“Spiel des Monats” ist Moritz’ Idee und Moritz’ Ressort. Jeden Monat verschickt er eine Liste mit den Spiele-Kandidaten an alle Westparker. Mindestens 3 Wertungen sind notwendig, um den Titel zu gewinnen. Ausgezeichet soll ein Spiel werden, das uns in den letzten Wochen besondert gut gefallen ist. Und wenn jemand einen ähnlichen (anspruchsvollen) Spielegeschmack hat wie wir, dann ist er mit irgendeinem unserer Titelträger immer gut bedient.
Früher, als es noch die Rubik “Juwel des Monats” für etwas betagtere Spiele gab, durfte ein Spiel nicht älter als 2 Jahre sein, um in die Kandidatenliste aufgenommen zu werden. Seitdem es kein Juwel mehr gibt, dürfte diese Schranke doch wohl etwas niedriger angesetzt werden, gell Moritz?!
1. “Ys”
Peter hat das Spiel letztes Jahr gekauft, als er die Überzeugung gewonnen hatte, daß die Spiele von Ystari-Games blind gekauft werden können: es ist keine einzige Gurke dabei. 2006 hat “Yspahan” von sich reden gemacht, ein heißer Kandidat für die Auswahlliste SdJ. “Ys” ist keine Abkürzung davon, sondern das erste Spiel dieses französischen Verlages aus dem Jahre 2004, das auf Anhieb bei Publikum und Kritik gut angekommen ist.
Während Peter in gewohnt gekonnter Manier die Spielregeln vortrug, durfte sich Loredana (ausdrücklich nur sie!) mit dem jungfräulichen Spielmaterial auseinandersetzen und beim Pappen der Zahlenwapperl auf die Manschkerl ihre glücklichen Finger und ihre wohlzentrierte Visiereinrichtung unter Beweis stellen.
Die Spielregeln sind vorzüglich. Keine Frage blieb offen. Ja sogar bevor die kritischen Westparker noch zur üblichen Frageorgie ansetzen konnten, hatte das Regelheft schon die richtigen Knackpunkte auf den Tisch gelegt, die umfangreichen Entscheidungsmöglichkeiten klargemacht und dazu noch griffige Hinweise zu gutem Spiel eingeflochen. Manchmal lies Peter uns zum Spaß die Bedeutung der Piktogramme auf dem Spielmaterial erraten. Es war nahezu immer möglich. (Nicht weil wir so klug, sondern weil die Spieledesigner so genial waren!) Nach einer guten halben Stunde waren wir in einem kurzweiligen Dialog durch die 6-7 Seiten Anleitung durch. Lag diese bemerkenswerte Effizienz etwa gar an Peters didaktischem Geschick?
“Ys” ist der Vater (oder das Enkelkind) aller Tie-Breaker-Spieler (“Abu el Tai”). Die Spieler bieten mit je 15 Wertungs-Pöppeln teils offen, teils verdeckt um ca. 20 bis 30 verschiedene Mehrheiten auf dem Spielbrett. Selbstverständlich kommt es dabei ständig an allen Orten zu Gleichständen, und ein Großteil des Witzes im Spiel besteht darin, sich durch entsprechenden Einsatz den Tie-Breaker-Vorteil zu sichern und überall die Nase vorn zu haben. Im Endeffekt geht es immer darum, Edelsteine von verschiedenen Farben zu erhalten und damit Siegpunkte zu machen. Wer am Ende am erfolgreichsten gepunktet hat, ist Sieger.
Trotz der vielen Setz-Optionen, trotz der erforderlichen Optimierungskalkulationen für erfolgreichen Pöppel-Einsatz spielt sich “Ys” ganz flott. Dazu trägt auch das sehr passend abstimmte Spielmaterial an Pöppeln, Karten, Edelsteinen und Markern bei. Selbst Hans bekam nur ein einziges Mal für wenige Sekunden den Arpad.
Peter wurde mit großem Vorsprung Sieger. Er hatte sich eine alte Spielererfahrung zunutze gemacht:
[glowred]”Wenn in einem Spiel einer von mehreren Spielzügen mit Prämien belohnt wird, dann ist das ein schlechter Spielzug.”[/glowred]
So vermied er ein überproportionales Engagement auf dem abseitigen Marktplatz, sondern investierte ganz zielstrebig im Geschäftsbereich der Stadt. Als es zur Schlußwertung ging, hatte er schon dreimal soviel Punkte wie sein engster Verfolger; dieser Vorsprung war durch noch so viel Edelstein-Majoritäten nicht mehr einzuholen.
WPG-Wertung: Peter:9 , Hans: 8, Loredana: 8, Walter: 7
Peter hat das Spiel für echte Kohle erworben. Er wird sich kaum mehr zu einer Rezension durchringen. Wer sonst?
Hi Moritz: Das Spiel ist zwar bereits zwei Jahre alt, hat aber nach einstimmiger Ansicht aller Beteiligten noch genügend Musik für ein WPG-Spiel des Monats!
2. “Zoff im Zoo”
Um 22:30 Uhr wollte Peter noch ein schnelles Zwischenspiel einschieben, bevor der Abend mit einer längeren Bluff-Runde ausklingen sollte. Er hatte seinen Vorschlag auch gleich mitgebracht: “Zoff im Zoo”, ein lustiges Partner-Stich-Sammel-Tierbilder-Kartenpflege-Chaos-Kartenspiel. Wie soll man sonst den Charakter dieses Spiels auf einen Begriff zusammenfassen? Weil es keine höchste Karte gibt, sondern sich alle Kartenwerte zu einem Kreislauf formieren, ähnelt das Stich-Prinzip von weitem dem “Schere-Stein-Papier” vom Knobeln. Ansonsten ist es sehr gelungenes Spiel für jung und alt. Kinder erfreuen sich an den hübschen Tierbildern und dem chaotischen Stich-Kreislauf, ernsthaftere Semester können ihr Kartengedächtnis in die Waagschale werfen, um ihre punkteträchtigen Karten erst dann auf den Tisch zu legen, wenn alle Karten mit höherwertigem Stichpotential schon gefallen sind.
Der WPG-Schnitt liegt bei guten 7.6 Punkten. Hier wird er auch heute gelegen haben.
Es gibt noch keine WPG-Rezension, aber immerhin gleich 12 Stück zum “Zoff” bei Luding.
3. “Bluff”
Hans tröstete Peter mit der wahren Erkenntnis:
“Es ist schön, daß man die Würfel, die versagt haben, gleich verbannen kann.”
Keine neue WPG-Wertung für ein Super-Spiel.