18.12.2007: Vorweihnacht auf “Jamaika”

Als viel beschäftigter Künstler kommt Moritz weit in der Welt herum. Diese Woche war er in Minsk. Nach seinen Hobbies befragt, nannte er “Brettspiele”. Doch damit konnten die russischen Interviewer nichts anfangen? “Schach”? Nein, das ist nur bedingt das, was wir unter “Brettspielen” verstehen. “Monopoly”? Das ist in Russland unbekannt. So wird es für die Weißrussen wohl für immer ein Geheimnis bleiben, was Moritz in seiner Freizeit treibt.
Aaron brachte von seinen Dienstreisen nach Helsinki noch einen Witz mit: Kommt ein Mann mit einem Schaf nach Hause zu seiner Frau und sagt: “Das ist die Ziege, mit der ich dich manchmal betrüge”. Entgegnet ihm seine Frau: “Du bist ja so blöd, daß du nicht mal weißt, daß das keine Ziege ist!”. Darauf der Mann: “Und du hast gar nicht gemerkt, daß ich zu meinem Schaf gesprochen habe …”.
1. “Jamaika”
Zwei Amerikaner und ein Franzose (“Yspahan”!) haben sich zusammengetan, um ein neues spielerisches Spiel zu schaffen: “Jamaika”. Die Spieler segeln mit ihren Booten einmal um die Insel herum, sie laden Kanonen, Gold und fränkische Würste in ihren Laderaum und finden Schätze, die manchmal kontraproduktiv sind, d.h Minuspunkte statt Pluspunkte einbringen.
Mit den Kanonen fördern sie ihre Kampfstärke in den unvermeidlichen Konflikten mit den Mitspielern, das Gold und die Würste brauchen sie, um manche Spielfelder befahren zu dürfen, zusätzlich wird das Gold, das sie ins Ziel bringen, in Siegpunkte umgesetzt.
Hübsch ist der Bewegungsmechanismus: Jeder bekommt die gleichen 10 Aktionskarten, die ihm beim Ausspielen erlauben, Gold, Kanonen oder Würste auf sein Schiff zu laden oder sich vorwärts oder rückwärts zu bewegen. Die Spieler sind weitgehend frei, die Aktionskarten in beliebiger Reihenfolge zu spielen; dabei wird mit einem Würfel ausgewürfelt, wieviele der begehrten Objekte sie sich aufladen dürfen oder um wieviel Felder sie ihr Schiff bewegen dürfen.
Es ist ein ewiges Aufladen und Abladen. Man darf sich nicht änstlich an die paar Goldstücke klammern, die man zufällig mal in seinem Laderaum verstaut hat. Mit dem richtigen Timing die hohen Würfel für die Vorwärtsbewegung zu nutzen und bei der Zuladung nur eben darauf zu achten, daß man den nächsten Spielfeld-Obolus entrichten kann, das sollte ein erstrebenswertes Vorgehen sein.
Allzuviel Tiefgang darf man sich nicht dabei erwarten. Moritz wurde nach dem Spiel gefragt: “Was würdest du jetzt anders machen!” Seine Antwort: “Nix, man wird gespielt!” Aus dem Mund eines passionierten Adventure-Gamers ist das eine bemerkenswerte Einschätzung. Doch “Jamaika” ist in jedem Fall ein lockeres, kurzweiliges Spielchen, das in einer Spielerfamilie gut ankommen sollte.
WPG-Wertung: Aaron: 5 (“ist keine schlechte Note”), Günther: 5 (wird keine Computerversiopn bereitstellen), Moritz: 6 (“als 10-Jähriger hätte ich es super gefunden”), Walter: 6 (es funktioniert)
Vielleicht wird Aaron eine Rezension schreiben.
2. “Galaxi Trucker”
Moritz und Günther mußten unser (wahrscheinlich) nächstes “Spiel des Monats” noch kennenlernen. Aaron durfte es erklären, und obwohl wir das Regelwerk schon einigermaßen im Griff hatten, dauerte es eine ganze Stunde, bis die Kabinen, die Ladeflächen, die Auspuffe und die Dildos mit den dazu notwendigen Batterien alle erklärt waren.
Das Spiel enthält erfrischend viele innovative Spielelemente. Das konstruktive Bauen der Raketen, unter Zeitlimitierung, aber doch ohne Zeitdruck, der Flug durchs All mit all den guten und bösen Ereignissen, die vom Startspieler angefangen bei allen ihre segensreichen oder zerstörerischen Wirkungen hinterlassen, das ist alles äußerst vielseitig und erzeugt eine kurzweilige spielerische Spannung.
Moritz war sehr angetan und vergab 9 Punkte, Günther wollte nicht zurückstehen und vergab nach kurzem Zögern 8 Punkte; so ist der bisherige WPG-Durchschnitt gleich um einen ganzen Punkt nach oben geschnellt.
Aaron hat schon eine Rezension geschrieben.
3. “Filou”
Das kleine Spielchen etabliert sich bei uns langsam als Standard-Absacker. Doch gibt es keine so großen psychologischen Endspiele wie bei “Bluff”; der Zufall sorgt dafür, daß der Sieger mit ein bis zwei guten Stichen sein Schäfchen ins Trockene bringen kann. Wie und warum es zu den Superstichen kommt, das liegt wohl ausschließlich am hypergeometrischen Gauss.
Keine neue WPG-Wertung