Unsere Internetseite wurde letzte Woche bei den “Board Game Internet Awards 2007” in der Kategorie “Beste Clubseite” auf den zweiten Platz gewählt, dicht hinter “Tricky Light” (http://www.boardgamenews.com/index.php/boardgamenews/comments/winners_of_the_2007_board_game_internet_awards/). Mit diesen Titeln werden von “Boardgamenews” die besten englischsprachigen Internetseiten für Brettspieler ausgezeichnet.
Wie bei dieser Auszeichnung die Plätze vergeben werden, wissen wir nicht. Gefragt wurden wir auch nicht. (Einen Preis hat es auch nicht gegeben.) Wir können wir nur ahnen, daß Günthers PC-Implementierungen von “St. Petersburg” und “Yspahan” die PC-Freaks erfreut haben, daß Moritz regelmäßige Podcasts mit Expressionen zu seinen Impressionen die Fachwelt beeindruckt haben, und daß Aaron mit der sehr informativ ausgerichteten Gestaltung unserer Seite die Trüffelsucher unter den Erbsenzählern befriedigt hat. (Wo kann man noch auf einen einzigen Knopfdruck so viele Spiele-Statistiken bekommen wir bei uns?)
Offensichtlich hat unsere halbe Kraft gereicht, uns auf den zweiten Platz zu hieven. Wenn die Juroren erst noch unsere im unverständlichen Deutsch geschriebenen Kritiken und Session-Reports hätten lesen können
1. “Die Fugger”
Die Spieler legen reihum jeweils eine Karte in den Farben rot, gelb, grün, blau oder ultra offen vor sich aus. Wenn von einer Farbe bei allen Spielern zusammen insgesamt fünf Karten ausliegen, kommt es zu einer Rundenwertung. Jeder bekommt für seine ausliegenden Karten Siegpunkte. Die Siegpunkte für eine Farbe steigen mit der Anzahl ausliegender Karten. Und – der Clou des ganzen – wenn eine Farbe den Höchstwert von 9 Punkten überschreitet, fällt sie sofort auf den Niedrigstwert 1 zurück.
Ist hier jeder Spieler seines Glückes Schmied? Wohl kaum! Man kann nicht beeinflussen, mit welcher Farbe die “Gegner” eine Rundenwertung auslösen, und ob die eigene Kartenauslage mit einem oder mit neun Punkten honoriert wird. Auch die Wertung von Zusatzeigenschaften unterliegen dem Mitwirken der mißgünstigen Konkurrenz. Eigentlich herrscht Chaos pur. An diesem Faktum bezweifelte Peter nur das “pur”! Recht hat er.
Doch reicht ein schnelles, lockeres Abspiel allein zu guten Noten? Wir waren gnädig. Für mich persönlich kann ich mit Sicherheit konstatieren, daß der Spielreiz nach wenigen Spielen zu Ende sein wird. Aaron versuchte Autor, Produzent und Spielergemeinde zu vertrösten: “Vielleicht wird’s der neue Absacker!”
WPG-Wertung:Aaron: 6, Peter: 7, Walter: 6
2. “Dschungel”
Peter stopselte die Spielregeln daher, schlimmer als Walter selbst in seinen schlechtesten Tagen, als er noch selber erklären durfte.
Die Karten mit Wegen und Sackgassen durch einen Dschungel (daher der Name) werden angeblich dschungelartig auf dem Tisch ausgebreitet, doch das entstehende Muster entspricht eher einer symmetrischen Strickvorlage: Eins-rechts-eins-links-eine-Fallenlassen. Die Karten enthalten auf Vorder- und Rückseite ähnliche Dschungel-Muster; es ist ziemlich schwer zu erkennen, auf welcher Seite sie überhaupt liegen. Aaron wurde dabei an “Emmerlaüs” erinnert. “Da hast Du ebenfalls Augenschmerzen gekriegt.”
Jeder Spieler bekommt einen Eckpunkt als Ausgangspunkt zugewiesen und muß sich einen Trampelpfad zu beiden gegenüberliegenden Seiten suchen oder durch Umstrukturierung der Karten bauen. Dabei darf man die ausliegenden Wegkarten inspizieren, vertauschen oder verlegen. Walter kamen diese Spielzüge ein bißchen wie beim Ravensburger “Labyrinth” vor, Aaron entdeckte Parallelen zu “Memory”.
Beim Spielen stellte sich immer deutlicher heraus, das Aaron mit seiner Einschätzung gar nicht so schlecht lag. Memory für ältere Herren? Das widerspricht den biologischen Gegebenheiten. Selbst unser Youngster Peter war nicht dagegen, daß wir diese Herausforderung an unser Kurzzeitgedächtnis abbrachen.
WPG-Wertung:Aaron: 4, Peter: 4, Walter: 3
3. “Tyros”
Ein schönes Martin Wallace Spiel, daß bei uns schon mit durchschnittlich 7,6 Punkten auf der Internetseite steht. Peter versprach für unseren flotten Dreier noch zusätzlichen Spaß. Aaron und Walter erinnerten sich, daß die zufällige Verteilung der Landkarten-Plättchen eine Schwäche des Spiels war.
Fazit: Das Spiel gefiel uns immer noch sehr gut; wir verbesserten sogar noch unsere vergebenen Noten, doch die Schwäche mit der Ungerechtigkeit der Plättchen ist unbestritten. Peter argumentierte zwar, daß man nicht nur dort operieren sollte, wo man dominiert, sondern dort, wo voraussichtlich die Musik spielen werde. Diese rechts-lokale Ausrichtung wird dann aber durch andere Zufälligkeiten unterminiert.
Warum liegen die Landkarten-Plättchen nicht offen aus und jeder darf frei daraus wählen, welche er für seine Expansionsbestrebungen am dringendsten braucht. Dann würde so mancher noch einen Punkt zulegen können.
WPG-Wertung:Aaron: 8 (wie bisher), Peter: 9 (was denn sonst), Walter: 8 (früher 7)
Walter hat schon eine Rezension geschrieben.
4. “Jamaica”
Gespräche über Fluglinien, HONs, SENs, Meilen, Lufthansa und Emirates, Teheran und die Kopftücher, Katar und das Beten an Bord hatten eine Menge Minuten verstreichen lassen, als Aaron noch ein “Jamaica” auf den Tisch legte. Er wollte noch mal verifizieren, ob seine allerneueste Rezension auch keine Fehldiagnosen enthielt.
Peter fürchtete schon, sein U-Bahn-Abtritt wäre gefährdet, doch Aaron konnte ihn beruhigen: “Hier braucht man nix zu erklären, da geht es einfach los!” Und so war es dann auch.
Die Spieler würfeln, segeln, scheffeln, kämpfen und lavieren einmal rund um die Insel herum: Wer als erster am Ziel ist und unterwegs dabei die besten Prämienkarten aufgesammelt hat, ist Sieger. Zufall und Würfelglück bestimmen das kurzweilige Spiel. Aaron verwahrte sich gegen die Einschätzung als fortgeschrittenes “Mensch-ärgere-Dich-nicht”. Mit Recht natürlich: die optimale Auswahl Eins-aus-Drei der richtigen Aktionskarte trägt zweifellos entscheidend zum Sieg bei. Und die nachgezogene Aktionskarte ist zweifellos auch anders als die im letzten Zug genutzte Karte.
Walter erreichte als erster das Ziel; Peter als Neuling, hatte seine Aktionskarten nicht für eine konsequente Vorwärtsbewegung genutzt, sondern seine Zeit lieber mit Schätzen vertändelt und lag abgeschlagen zurück. Aaron konnte sich ein letztes Würfelkämpfchen gegen Walter erwürfeln; er gewann und durfte ihm etwas wegnehmen: Entweder eine nutzlose Schiffsladung oder eine Prämienkarte. Die Alternative bedeutete hier: Die Schiffsladung war eine solide Besitzstandswahrung und hätte ihm den zweiten Platz gesichert; eine Prämienkarte kann Plus- oder Minuspunkte enthalten: bei vielen Pluspunkten konnte Aaron noch Erster werden, bei vielen Minuspunkten hätte er noch Letzter werden können. Wie hättet Ihr Euch entschieden?
Aaron wählte mit der Schiffsladung den sicheren zweiten Platz, doch mit viel Überredungskunst konnte ihm Peter noch seine eigenen Maximen auf Auge drücken:
[glowred]Nur der Sieg zählt.[/glowred]
Aaron riskierte sein Leben und – wurde Sieger.
Walter haderte mit den Würfeln, den Prämienkarten und Peters unübertroffener Rednergabe. Hat das nicht doch etwas von “Mensch-ärgere-Dich-nicht!” an sich? “Jamaica” ist sicherlich nichts für leidenschaftliche Strategen. Die Apostrophierung als “Kinderspiel” war Aaron allerdings etwas zu wenig; er argumentierte mit “Familienspiel”. Das Spiel besitzt eine hübsche Ausstattung und ansprechendes Spielmaterial. “Es funktioniert doch!”. Peter blieb skeptisch: “Das meint ihr doch alles nicht ernst!” Wer weiß?
WPG-Wertung:Aaron: 6 (“Es funktioniert doch!”), Peter: 4 (Es funktioniert gerade noch), Walter: 5 (für wen funktioniert es eigentlich?)
Aaron wird unverzüglich seine Rezension veröffentlichen.
5. “Bluff”
Peter wollte in die Analen eingehen lassen, daß von den letzten 11 Würfeln 9 Sterne waren. Er selbst hatte 3 Sterne bei 3 Würfeln, Walter hatte ebenfalls 3 Sterne bei 3 Würfeln und Aaron hatte 3 Sterne bei 5 Würfeln. Wenn ich um diese Uhrzeit noch richtig rechnen kann, dann betägt die Wahrscheinlichkeit für diese Kombination weniger als ein tausendstel Promille. In jedem Fall kommt so etwas nicht alle Tage vor.
Peter konnte rechtzeitig zur U-Bahn abdampfen. Im Endspiel mit 4 Würfeln gegen Walters letzten Würfel legte Aaron 1 mal die Eins vor. Walter hatte eine schmächtige 2 unter dem Becher. Was hättet Ihr damit angefangen?
Walter wollte (und mußte) den Stier bei den Hörnen packen und hob auf 2 mal den Stern. Doch das war bereits um zwei Sterne zu hoch. Aaron hatte “nur” 2 Einsen und 2 Fünfen unter seinem Becher.
Man kann gegen Walters 2 Sterne eine Menge einwenden, doch eine echte Change gegen Aarons 4 Würfel-Majorität zusammen mit dem Fünferpasch wird er wohl doch nicht gehabt haben.
Ein Gedanke zu „23.01.2008: Fünferpack im Trio“
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Korrektur: Auch ohne daß Peter explizit Einspruch erheben hat, wollte er sicherlich in die Annalen mit doppeltem Enn eingehen!