Er ist schon längst restlos ausverkauft, der 52. Wiener Opernball am 31. Januar 2008. Deutschlands Fußballkaiser Franz Beckenbauer wird zur Live-Übertragung genauso erwartet wie Griechenlands Fußballkönig Rehakles und Englands Fußballpremier David Beckham. Österreich richtet in diesem Jahr die Fußball-Europameisterschaft aus. Fußball verbindet Kulturen, Fußball vermittelt die Botschaft einer Leidenschaft. Deshalb bringt Wien den Fußball zur Oper auf den Ball.
“Unser” WM-Spezialist Moritz ist auch dabei. Er gab bereits zur Eröffnungsfeier für die Fußball-WM 2006 in der Münchner Allianz Arena den Ton an. Eigens für den Wiener Opernball komponierte er jetzt als Auftragswerk “Am Ball – Ein Fußballett” für Tänzer und Orchester. Das Ballett für 22 Tänzer besteht aus 30 kurzen Szenen. Es treten auf: der Trainer des Heimteams, der junge Spieler auf der Ersatzbank, der Ball, zwei Torwarte, der Schiedsrichter und zwei Linienrichter. Die anderen Tänzer wechseln jeweils die Rollen, es sind Spieler, Sanitäter oder Fans.
Das Ballett soll ein volles Fußballspiel über zwei Halbzeiten, mit allen Höhen und Tiefen darstellen. Eine Liebesgeschichte ist auch eingebaut: zwischen dem jungen Spieler und dem Ball. Kriegt er ihn? Das wird nicht verraten! Heute (Donnerstag) Abend ab 21.45 Uhr kann man es life im ORF und im Bayerischen Dritten miterleben.
Hallo Moritz, schade, daß Du wegen diesem Ball heute nicht am Westpark dabei sein konntest. Selbst wenn Du gemeinsam mit Peter frühzeitig zur U-Bahn abgerauscht wärest, wäre die Anreise nach Wien immer noch ziemlich stressig geworden. Wir wünschen Dir und Deinem Werk ein erfolgreiches Ankommen und Dir und Andrea eine rauschende Ballnacht!
1. “Hamburgum”
Ein Spiel von “Eggertspiele” (kein Verwandter von unserem Moritz), wogegen Peter aus Prinzip Vorbehalte hat. Günther mußte seine eigene positive Einschätzung in die Waagschale werfen, um das Spiel auf den Tisch bringen zu dürfen.
Die Spieler wirtschaften im frühneuzeitlichen Hamburg; sie produzieren Bier, Zucker und Tuch, verkaufen diese Waren gegen Geld, mit dem Geld kaufen sie Holz und Ziegel, und unterstützen damit den Kirchenbau. Wenn die letzte Kirche fertiggestellt ist, endet das Spiel und der Spieler mit den meisten Prestigepunkten, die man im wesentlichen durch die Spenden zum Kirchenbau erhält, ist Sieger.
Hier konstatierte Peter das erste “typisch” Eggert-Syndrom: “Die Leute bauen drei mal fünf Entwicklungsstufen in den Spielablauf und glauben, das wäre Spieldesign”. Etwas zu kurz geschossen, denn mehrere Stufen im Spieldesign findet man auch bei den besten Strategie-Spielen der Welt. Und “Hamburgum” ist zweifellos ein reinrassiges Strategiespiel: Es gibt keinen Würfel, es gibt kein Zufallselement, reines Kalkül bestimmt die Spielzüge.
Die Spieler wählen ihre Züge frei auf einer runden Drehscheibe mit den zulässigen Zügen aus: auf den Waren-Feldern wird produziert, im Kontor wird gekauft und verkauft, in der “Werft” werden Schiffe gebaut (ohne Schiffe kein Warentransport), im “Rathaus” wird Wohnrecht für Bürger erworben und in der “Kirche” werden die Spenden abgeliefert. Bei der Auswahl seiner Züge darf man kostenlos ein bis drei Felder auf der Drehscheibe mit den Auswahlfeldern vorwärts ziehen. Wenn man zu einer besonders begehrten Aktion mehr Felder gehen will, kostet das Prestigepunkte. Eine gute Zugeinteilung besteht also darin, im gesamten Spielverlauf die Zugfelder so zu wählen, daß man rechtzeitig produziert, verkauft, Spendenmaterial erwirbt und es ohne Zugverlust bei der Kirche abliefert. Überall ist Optimierung angesagt, und wer einen prestige-trächtigen Zug eingefädelt hat, muß auf der Drehscheibe auch mal ein paar Prestigepunkte opfern, um in Fahrt zu bleiben.
Eine Schwäche des Spiels ist vielleicht die zu große Symmetrie innerhalb der Aktionen. Alle Spieler dürfen praktisch alles: die besetzten Felder auf der Drehscheibe sind für die Mitspieler nicht blockiert, jeder darf unbeschränkt Bier brauen oder Zucker sieden, jeder kann genügend Baumaterial erwerben und immer steht eine geeignete Kirche zur Spendenannahme bereit. So bangt man nicht mit den Zügen der Mitspieler, weil sie ggf. eine aggressive Herausforderung beinhalten könnten, sondern man wartet nur darauf, daß sie endlich damit fertig sind und man selber wieder an der Reihe ist.
Psychologisch ungeschickt ist es vielleicht auch, daß die Erträge für die verkaufen Waren im Laufe des Spiels immer geringer werden. Das mag zwar die Realität der Weltwirtschaft widerspiegeln, doch es geht auf Kosten der Spielspannung. Wenn ich für mein Bier immer geringere Erlöse erziele, verliere ich das Interesse an diesem Produktionszweig und es interessiert mich auch immer weniger, was meine Mitspieler diesbezüglich unternehmen.
Leider ist der spannungsfreie Spielablauf in “Hamburgum” auch noch gekoppelt mit einem humorfreien Klima. Wir katholischen Bayern werfen den protestantischen Nordlichtern ja oft eine sauertöpfische Grundhaltung vor. Synchron zum rheinischen Karneval möchte ich hier aus Luthers Thesen zitieren: “Mit seinem Tut Buße’ usw. hat unser Herr und Meister gewollt, daß das ganze Leben der Gläubigen Buße sei”! Auch an Weiberfastnacht und am Rosenmontag. In “Hamburgum” gibt es keine Sünden, kein Mord und keinen Totschlag, keinen Diebstahl, keinen Betrug und kein Begehren unseres Nächsten Weib. Alles brav und bieder. Und hanseatisch.
Günther’s Empfehlung hat seiner Seriosität keinen Abbruch getan. “Hamburgum” ist durchaus ein gutes, ein fehlerloses Spiel. Für Hanseaten.
WPG-Wertung: Günther: 7; Loredana: 6, Peter: 6 (Eggert), Walter: 6
Das hier ist ja schon fast eine Rezension.
2. “Ursuppe”
Seit drei-ein-halb Jahren stand “Ursuppe” bei uns nicht mehr auf dem Speiseplan. Heute waren wir zu viert und Loredana kannte das Spiel noch nicht. Was lag da näher, als es uns heute mal wieder vorzusetzen!
Peter gestand Walter seit Jahren mal wieder zu, (Loredana) die Spielregeln erklären zu dürfen, doch kaum hatte Walter begonnen, seinen Überblick über Spielverlauf und Spielziele mit ein paar Taktik-Tips anzureichern, wurde ihm auch schon das Wort entzogen und Peter setzte sich stattdessen in Positur. Das kann er!
Im Gegensatz zu “Hamburgum” sprühen in “Ursuppe” nur so die Gegensätze. Der eine versucht durch zahlreiche aber billige Fortpflanzung seinem Genom das Überleben im Daseinskampf zu ermöglichen, der andere durch schnelle Flucht in lebensfreundlichere Zonen, der dritte durch Genügsamkeit und Gürtel-enger-Schnallen und der vierte durch Aggressivitität und Schmarotzertum an den Mitamöben. Letzteres ist traditionsgemäß Günthers Spezialität.
Zur Beschleunigung der Verdauungsvorgänge durfte Peter alle Mitspieler kotieren. Es reichte trotzdem nicht, vor der Mitternachts-U-Bahn das Spiel normgerecht zu beenden. Wir brachen ab, aber nicht weil der Ablauf nicht gefallen hatte, sondern weil Loredana die gewünschte Kostprobe erhalten hatte und der Sieger schon mehr oder weniger feststand: Ein Sporentierchen mit Intelligenz!
Peter bekräftigte seine Spiele-Erfahrung: “Nur gute Verlage bringen gute Spiele heraus. Nicht der Autor macht’s!” Die harten Schleifsteine der Handwerksmeister sind es, die aus den genialen Diamanten der Erfinder erst die wertvollen Juwelen machen.
Zum bisherigen WPG-Durchschnitt von 7.8 Punkten vergab Loredana auch noch mal 8 Punkte.
Walter hat schon eine Rezension geschrieben.