1. “Spicy”
Ein Geschenk des „netten Spielerfinders Roland Goslar aus Frankfurt“ (O-Ton Moritz) an die Westpark-Gamers! Angekündigt als eine Art „Bluff mit Karten“.
Welches sind die Analogien?
- Die Spieler müssen sich reihum überbieten.
- Das Überbieten geschieht verdeckt und besteht lediglich aus einer unbewiesenen Behauptung.
- Jeder Spieler darf das Gebot des Vorgängers anzweifeln
- Nach dem Anzweifeln wird das verifiziert: Stimmt es, bekommt der Anzweifler einen Nachteil, stimmt es nicht, so hat der Angezweifelte einen Nachteil.
Was ist total anders?
- In „Spicy“ hat jeder Spieler eine feste, vom Zufall ausgeteilte Kartenhand, aus der er seine Gebote bestreiten muss; in „Bluff“ kann man bei jedem Zug nachwürfeln und sein Glück neu versuchen -> 0 : 1.
- Das Kartendeck in „Spicy“ besteht aus Zahlen in drei verschiedenen Farben. Innerhalb eines Durchgangs darf nur eine einzige Farbe zugeben werden. Statistisch gesehen enthält eine Kartenhand demnach zwei Drittel unbrauchbare Karten. Bei Bluff zählt jederzeit jeder Würfel -> 0 : 2.
- Beim Höherbieten muss man eine Karte aus seiner Kartenhand spielen, die dezidiert einen höheren Wert hat als das, was aktuell geboten ist. Wer keine passende Karte hat, hat im Falle des Falles keine Chance -> 0 : 3.
- Es zählt nur die Karte aus der eigenen Kartenhand, eine Risiko-Abwägung über alle gespielten Karten und die Gebote der Mitspieler gibt es nicht -> 0 : 4.
- Wer zu Unrecht anzweifelt bzw. in seinem Gebot gelogen hat, bekommt eine Zusatzkarte, in Bluff verlieft man einen Würfel. Das ist vergleichbar, also ½ : 4 ½
Wer zu Recht anzweifelt bzw. wessen angezweifeltes Gebot zutreffend war, bekommt den KOMPLETTEN bisher gespielten Kartenstapel als PLUSPUNKTE zugeteilt. Das läuft früher oder später auf ein Alles-oder-Nichts hinaus; auch Kingmakerei ist Tor und Tür geöffnet. ½ : 5 ½
Diese quick-and-dirty Bilanz sieht nach einer totalen Niederlage gegenüber „Bluff“ aus. Dafür war aber auch die Messlatte falsch. Wir hätten eher ein Kartenspiel wie „Mäxchen“ zum Vergleich heranziehen sollen. Dagegen kann „Spicy“ mit seiner kurzen Dauer – ein Kartendeck durchgespielt oder 3 mal eine Kartenhand leergespielt, und schon ist Schluss – und mit seinen dicken Belohnungen durchaus punkten.
Und woher der Name „Spicy“. Wer das herausfindet bekommt einen Taler! Aber ich will es lieber selber gleich verraten: Drei Raubkatzen hatten das ewige Kämpfen satt und beschlossen, dass diejenige ihre Königin sein sollte, die die meisten scharfen Gewürze verträgt. Eine an den Haaren herbeigezerrte Geschichte. Tut mir leid, lieber Roland, aber der Faseler dieser Abstrusität versteht weder etwas von Raubkatzen noch hat er eine Ahnung, wofür scharfe Gewürze in der Küche dienen sollen. Allein dafür einen Punkt Abzug.
WPG-Wertung: Aaron: 6 (das Prinzip ist nicht unbekannt), Günther: 6 (im Prinzip trivial), Moritz: 7 (man muss das Spiel mit Psychologie und Überlegung angehen, z.B. ist eine 10 als letzte Karte fast überlebenswichtig), Walter: 6 (schnell, jede Menge Glück und Zufall, aber stimmig; vielleicht in einer lockeren Runde ein Spielespaß).
2. “Caylus – Magna Charta”
Das nagelneue „Caylus 1303“ hatte neulich bei uns nur begrenzt überzeugt. Da wollten wir noch einmal „Caylus – Magna Charta“ auf den Zahl fühlen, dem eine halbe Generation älteren Bruder vom gleichen, genialen Vater.
Die Kartenspiel-Variante hat auch heute überzeugt. Peters damalige Einschätzung: „Neben ‚San Juan’ von Alea die einzige verkürzte Spielvariante, die vom Glanz des Original nichts verloren hat“, galt auch diesmal. Einziger Kritikpunkt: Die Spieldauer müsste kürzer sein. Das könnte man aber problemlos erreichen, indem standardmäßig pro Runde mehr Chips weggenommen würden. Bei einer verkürzten Version könnte man auch leichter das Wegfallen der sehr interessanten Schloss-Konstruktion des Originals verschmerzen.
WPG-Wertung: Aaron: 7 (bleibt, am „altbackendsten“ von allen Caylüssen, trotzdem besser das „modernere“ 1303), Günther: 8 (bleibt; grübelte am intensivsten über eine Spielverkürzung nach, „das ‚alte’ Caylus ist nach wie vor ein Super-Spiel“), Moritz: ? (Note nicht abgefragt, seine vergebenen Attribute „schleppend, lang und öd“ lassen aber nichts Gutes vermuten), Walter: 8 (bleibt; rund, gute Balance zwischen Mangel und Überfluss).
3. “Aarons Nieuw Amsterdam”
Aaron tüftelt an einer neuen Variante von „Nieuw Amsterdam“, bei der der von uns ungeliebte Bietprozess durch etwas „Besseres“ ersetzt wird. Vielleicht wird dann das 7-punktige „eigentlich“ sehr gute Spiel noch zu einem 8-9 punktigen wirklich sehr guten Spiel.
Aaron hat uns seine Idee heute nur kurz skizziert; ausprobiert und gespielt haben wir sie noch nicht. Wird aber bestimmt noch kommen. Wir werden sehen.
4. “Insider”
Ein Deduktionsspielchen. Auf dem Tisch liegt eine Karte mit 6 Begriffen, beispielsweise Eltern, Bruder, Schwester, Zwillinge, Ehepaar und Klassenkamerad. Die Begriffe gehören irgendwie zu einer Kategorie, was aber mit dem Spielprinzip gar nichts zu tun hat. Einer dieser Begriff ist als Suchbegriff definiert. Der „Spielleiter“ und der „Insider“ kennen den gesuchten Begriff, die „Bürger“ kennen ihn nicht. Die Bürger wissen nicht, wer von ihnen der Insider ist. Der Spielleiter weiß es auch nicht.
In der ersten Phase geht es für Insider und Bürger nun darum, durch Ja-Nein-Fragen an den Spielleiter aus der vorgegebenen Auswahl von 6 den gesuchten Begriff herauszufinden. Dabei könnte der Insider ihn natürlich sofort benennen, würde sich damit aber als Insider verraten, womit er verloren hätte. So hangeln sich die Fragenden je nach Temperament langsam oder schnell vorwärts.
Ist der Suchbegriff innerhalb von 5 (FÜNF) Minuten (per Sanduhr gemessen) nicht gefunden, so haben alle verloren. Wie schade! Frage an die Allgemeinheit: Haben die Bürger jetzt größeres oder kleineres Interesse als der Insider, den gesuchten Begriff herauszufinden? Können sie den Insider „unter Druck“ setzen, indem sie sich dumm stellen, und ihn damit „zwingen“, sein Insider-Wissen (und damit seine Identität) preiszugeben? Seltsamerweise heute bei uns eine heftige Nach-Spiel-Diskussion.
Gehen wir davon aus, dass der Begriff gefunden wurde. Nachdem die Fragen per Regel nicht eingeschränkt wurden, kann man dazu ja ganz trivial vorgehen. Bei den obigen Beispielsbegriffen könnte man z.B. fragen: „Fängt der Begriff mit „E“ an?“ Ja -> Eltern; Nein: Fängt der Begriff mit „B“ an? Ja -> Bruder usw. Diese Trivialität ist die größte Crux der Spiels.
In der zweiten Phase ist derjenige, der den Begriff schlussendlich genannt hat, der also z.B. aus dem „Ja“ zum Anfangsbuchstaben „E“ messerscharf geschlossen hatte, dass die „Eltern“ herauszufinden waren, und der zum Spielleiter sagt: „der gesuchte Begriff sind die Eltern“ jetzt die Determinante. Er wird wiederum 5 (FÜNF) Minuten lang examiniert, warum er was gefragt hat und warum er auf die „Eltern“ geschlossen hat. Danach müssen alle abstimmen, ob die Determinante der Insider ist oder nicht. Ist es der Insider und er wird identifiziert, so hat er verloren; wird er nicht identifiziert, so hat er gewonnen. Ist es ein Bürger und wurde fälschlich verdächtigt, so hat der Insider ebenfalls gewonnen. Ist es ein Bürger und er wurde nicht verdächtigt, so wird in einer dritten Phase abgestimmt, wer der Insider ist.
Mein Gott, wenn die Begriffs-Raterei nur nicht so dämlich wäre, wenn man den Insider tatsächlich unter Druck setzen könnte, dass er „verdächtige“ Hinweis-Fragen stellen muss. Aber das ist alles Fehlanzeige. Die phlegmatischen Bürger halten sich zurück und überlegen lang und breit, bevor sie fragen, weil das halt ihre Natur ist. Die Sanguiniker unter ihnen gehen mit Windeseile auf die Lösung zu, und finden sie entsprechend schnell heraus, bevor der Spielleiter die Sanduhr auch nur gestartet hat. Und der Insider versucht dabei nicht aufzufallen.
WPG-Wertung: Aaron: 5 (bekannte Ideen neu präsentiert), Günther: 5 (das Prinzip ist OK, aber die Umsetzung ist misslungen), Moritz: 6 (fand die drei Spielphasen gut), Walter: 3 (maximal, die Begriffsraterei ist trivial, die Insider-Verdächtigung reines Kaffeesatz-Lesen)).
Vielen Dank Walter für die nette, scharfe Niederlage.
Und zum Insider ein kleiner Klugschiss: Fragen nach einem Buchstaben beziehen sich niemals auf Begriffe, sondern nur auf Bezeichnungen.
Lieber Roland, schön, dass Du meine Kritik mit Humor genommen hast. Inzwischen habe ich über einige Abläufe von “Spicy” nachgedacht, zudem hat Aaron uns auch auf ein wichtiges Detail aufmerksam gemacht, das wir falsch gehandhabt haben (jeder darf jeden jederzeit anzweifeln!), so dass “Spicy” in meiner Achtung erheblich gestiegen ist. Zum Warming Up durchaus gut zu gebrauchen!
Deine Anmerkung zu “Insider” habe ich nicht verstanden. Wenn ich z.B. frage: “Fängt der Begriff mit ‘A’ an”, so bezieht sich das – für mich – auf das Objekt (“Begriff”?), auch wenn ich hier nach seinem Namen frage. Oder sollte ich hier political correct formulieren: “Ist es ein Ding, dessen Namen mit ‘A’ anfängt?” Auch die Frage: “Hat das Ding eine rote Farbe?” ( bzw. political correct: “Ist das Ding rot?”) bezieht sich auf das Objekt, auch wenn ich hier nach seiner Farbe frage. In jedem Fall wäre es bei “Insider” höchst notwendig, die erlaubte Fragerei genau zu definieren und dabei ziemlich stark einzuschränken. Aber damit käme man in Teufels Küche, wie immer bei ähnlich gelagerten Unterhaltungsspielen.
Lieber Walter,
wie wiki schreibt:
Mit dem Wort Begriff wird der Bedeutungsinhalt einer Bezeichnung oder Vorstellung angesprochen. Ein Begriff bildet dabei eine semantische Einheit, die Teil einer Proposition oder eines Gedankens ist.[1] Ein definierter Begriffsinhalt kann in jeder Sprache eine unterschiedliche Bezeichnung haben (seine Benennung) oder durch ein Symbol gekennzeichnet sein oder einen Code als Bezeichner haben.
Die Frage: “Fängt der Begriff mit ‘A’ an” ist einfach Quatsch, da A ein Teil einer Bezeichnung ist, die beliebig ist. Umgangssprachlich und in vielen Wortspielen wird das natürlich oft anders gemacht.
Zu Wortspielen: In Codenames wird z.B. explizit verboten sich auf die Bezeichnung zu beziehen. Z.B. “zweisilbig”. Der Hinweis muss auf den “Begriff”, das Ding an sich, gerichtet sein.
“Ecke 4” ist z.B. auch verboten, weil es einen topologischen Bezug hat, keinen begrifflichen.
Zu Spicy: Ja, “alle dürfen anzweifeln” ist wichtig. Ab dem 2. Spiel empfehle ich sehr – zumindest ab 4 Spielern – zusätzlich die CopyCat-Variante zu nutzen, da dann alle auch noch jederzeit eine Karte spielen können, allerdings mit gestiegenem Risiko.
Hatten wir lange im Grundspiel, ist aber für viele zu verwirrend beim ersten mal.
OK, lieber Roland, Du hast Recht. Und ich habe wieder etwas gelernt.