1. “Endless Winter”
Ein Kickstarter-Spiel vom Feinsten! Unmengen von verschiedenartigst gestaltetem, funktionsgerechtem Spielmaterial, Karten, Klötzchen, Chips, Steine, Zelte, Rondells, Hexagons, Marker, Plättchen, Tableaus und Spielfiguren, nicht zuletzt fantastisch modellierte Häuptlinge. Das alles wird in einer großen, zusammenhängenden Szenerie benutzt und bewegt, so dass selbst unserer Moritz staunen musste: „Ich bin überwältigt von den Möglichkeiten“.
Gleich eine ganze Reihe von Kennerspielen sind zu einem einzigen großen Spiel vereinigt.
1) Ein Workerplacement bildet das Herz des Ganzen. Jeder Spieler besitzt 3 Arbeiter, die er auf 5 verschiedenen Arbeitsplätzen einsetzen kann. Die Plätze sind nicht monogam, jeder darf hier sein Glück versuchen, der jeweils erste bekommt allerdings einen Sonderbonus.
Hier entscheidet sich unsere „Strategie“, wie wir unser Spiel anlegen und gewinnen wollen.
2) Deckbuilding. Jeder Spieler bekommt zu Beginn des Spiels einen identischen Kartensatz, der ihm unterschiedliche Vorteile bringt und den er wrap-around nutzt. Man kann seinem Kartendeck weitere, lukrativere Karten angliedern, das bringt Siepunkte und mehr Flexibilität in den Nebenzügen, vor allem, wenn man die Luschenkarten aus dem Kreislauf eliminiert.
3) Besiedelung einer Hexagon-Landschaft und Mehrheitenbildung auf den einträglichsten Feldern.
4) Topologisch optimiertes Setzen von „Megalithen“ auf dem gemeinsamen Baugrund, um Einzelboni und Konstruktionsboni zu erhalten.
5) Eine Art „Quartett“ beim Sammeln gleichartiger Tiere (Karten), deren Punkteertrag umso höher ist, je mehr man davon hat. Einige der lieben Tierchen muss man allerdings auch töten und zu Würsten verarbeiten, denn ganz ohne Fressen geht die Chose nicht.
6) Bei dem Ergattern des Startspielervorteils findet auch noch so eine Art „Kuhhandel“ statt.
Ein Ressourcen-Management wird von uns gefordert, denn wir brauchen Würste und Streitäxte, um auf den verschiedenen Arbeitsplätzen die jeweils angebotenen Effekte mehrfach produzieren zu können. Wir können auch Hinkelsteine legen, um pro Durchgang ein paar wenige Siegpunkte, bei Spielende aber entsprechend unserem Spielausbau massig weitere Siegpunkte zu ernten.
Das Spielmaterial bedeckt zwei Quadratmeter Tischfläche. Wer unglücklich sitzt – und in irgendeiner Spielecke, für irgendeine Detailinformation sitzt immer jemand unglücklich -, der kann leicht vorteilhafte Optionen übersehen. Günther übersah einen Hinkelstein, der ihm 20 Punkte hätte einbringen können, und er war – mit Recht oder Unrecht – böse darüber, dass ihn niemand darauf aufmerksam machte.
Jeder von uns darf in 4 Durchgängen je 3 Züge machen – Mammutzüge mit eröffnenden Kartenaktionen, einer Folge von Workerplacement Aktionen und abschließenden Effektaktionen. Für unsere in Summe 48 Züge benötigten wir knapp 4 Stunden, pro Zug also etwa 5 Minuten. Alles bitter notwendig, denn pro Zug müssen ungezählt viele Wertungs- und Optimierungsvorgänge durchgeführt werden. Schließlich spielen wir ja nicht um zu spielen, sondern wir rechnen um zu gewinnen! Unser Künstler wurde Erster, die beiden Mathematiker Letzter.
Das Spiel ist im Prinzip eine vorzügliche Komposition! Alles ist sehr gut aufeinander abgestimmt und wir schwelgen in Handlungsfreiheit. Warum wir schließlich doch nicht die maximale Punktzahl vergeben haben, wird an den Kommentaren erkenntlich.
WPG-Wertung: Aaron: 6 (deutlich zu lang; viele Schnörkel brauchte es nicht), Günther: 7 (das Spielmaterial ist vom Feinsten, aber ob sich das alles lohnt …?), Moritz: 8 (für mehr sind die Spielideen zu wenig originell), Walter: 6 („gewaltig viele Noten, lieber Mozart“! Wenn ich nach einem kompletten Spiel noch keinerlei Ahnung habe, wie ich das nächste Spiel geschickt anfangen sollte, und wenn mir dies auch keiner meiner Mitspieler erklären kann, selbst ansatzweise nicht, dann kann ein Spiel von mir nicht mehr Punkte erwarten).