18.01.2023: Teotihuacan zum Zweiten


1. “Die Erbauer von Teotihuacan”

Nachdem bereits 2018 „Teotihuacan – City of Gods“ herauskam, kann man sich als Mitteleuropäer doch fragen, warum in “Die Erbauer von Teotihuacan” erneut genau diese Ruinenmetropole Mexikos in den Titel kam? „Chichén Itzá“ wäre doch wenigstens etwas Neues gewesen und „Uxmal“ hätte sich dazu noch leichter aussprechen lassen. Der Autor Filip Głowacz bzw. sein Verlag Schwerkraft werden es wohl wissen, denn thematisch ist weder von dem einen noch dem anderen etwas zu spüren. Das ist auch nicht so wichtig und wird auch in mindestens 95 Prozent aller anderen „Historien-Spiele“ genauso gehandhabt.

Material und Szenerie in “Die Erbauer von Teotihuacan”

Jeder Spieler hat ein eigenes Spielbrett, in dem er aus Tetris-artigen farbigen Bauplättchen seine Teotihuacan-Landschaft aufbaut. Legt man braune, graue oder gelbe Teile, so bekommt man für jedes freie Feld rund herum braune, graue oder gelbe Ressourcen. Diese Ressourcen werden wiederum gebraucht, um grüne, blaue oder rote Tempelplättchen in seine Landschaft einzufügen, die in höherem Maße siegpunktträchtig sind. Am lukrativsten und teuersten sind die Pyramidenplätten, die als Faktor in eine Siegpunktberechnung eingehen.

Hübsch ist der Aktionsmechanismus. Auf 9 Arbeitsfeldern liegen zufällig verteilt 9 Aktionsplättchen, die neben der Hauptaktion – Erstehen und Nutzen eines Bauplättchens – einen Bonus gewähren: eine zweite Aktion, Erhalten von Ressourcen oder Siepunkten, höhere Mächtigkeit (siehe unten). Auf diese Aktionsplättchen legt ein Spieler seine Aktionsscheibe, wenn er die entsprechende Aktion ausführen will. Dabei kann jedes Arbeitsfeld von allen Spielern insgesamt bis zu viermal belegt werden. Die Mächtigkeit einer Aktion ist umso höher, je mehr Scheiben bereits auf einem Aktionsplättchen liegen. Es gibt keine Engpässe, eher Überfluss.
Wofür gibt es jetzt Siegpunkte?

  1. für bestimmte Aktionsplättchen
  2. für das Überbauen bestimmter Formationen in seiner Landschaft
  3. für das Erfüllen von „Anbetungsplättchen“, in denen bestimmte Baukombinationen gewertet werden
  4. für die richtig-farbigen Tempelplättchen in den Landschaftsquadranten mit den richtig-farbigen Pyramidenplättchen
  5. Sicherlich habe ich jetzt noch etwas übersehen.

Nach drei Runden ist das Spiel zu Ende, für das was jeder noch vorhatte viel zu kurz, verglichen mit der offiziellen Angabe von 1 Stunde Spieldauer viel zu lang; am Westpark dauerst ein Spiel grundsätzlich doppelt so lange wie angegeben. Das liegt aber wohl an uns.

Bei Spielende lagen wir alle dicht beieinander in der Größenordnung von 70 bis 80 Siegpunkten. Könnte diese „Dichte“ ein Design-Problem (Schlagwort „Gießkanne“) sein? Oder ist das Gießkannenprinzip innerhalb einer Spielerfamilie eher positiv zu werten?

WPG-Wertung: Aaron: 4 (6 Punkte für die Ingenieurleistung, völlig uninspiriert und unelegant, Mischmasch von Mechanismen, die thematisch nicht unterstützt sind, viel Planung für problematische Effekte), Günther: 7 (weniger komplex als die „City of Gods“, man muss nur den richtigen Dreh in Richtung Siegpunkte finden [WS: das war jetzt positiv gemeint]), Walter: 7 (viele Siegpunktquellen, die es natürlich nicht leicht machen, die besten davon auszusuchen, deshalb sollte man das Spiel locker angehen, dann hat man ein hübsches Aufbauspiel ohne Gram und Harm).

2. “Künstliche Intelligenz”

Nein, das ist kein Spiel. Aber wir diskutierten nach „Teotihuacan” noch geschlagene drei Stunden (bis zwischen Mitternacht und Morgengrauen) ziemlich kontrovers über das Thema, ob es „Künstliche Intelligenz“ gibt, d.h. ob Rechner im Sinne von „Intelligenz“ mehr können, als Programmierer mit ihrer Programmierung algorithmisch in sie hineingelegt haben.

Lassen wir hierzu mal Wikipedia zu Wort kommen: „Intelligenz umfasst die Gesamtheit unterschiedlich ausgeprägter kognitiver Fähigkeiten zur Lösung eines logischen, sprachlichen, mathematischen oder sinnorientierten Problems. Da einzelne kognitive Fähigkeiten unterschiedlich stark ausgeprägt sein können und keine Einigkeit darüber besteht, wie diese zu bestimmen und zu unterscheiden sind, gibt es neben der bereits erwähnten Definition keine weiterführende, allgemeingültige Definition der Intelligenz.“

Na, wenn uns nicht einmal Wikipedia eindeutig sagen kann, was „Intelligenz“ ist, dann haben wir uns wohl um des Kaisers Bart gestritten.