1. Der jüngere “Botanicus”
Ein neues Spiel von Hans-im-Glück musste sich unser HiG-minded Günther natürlich sofort zulegen. Vielleicht schimmert vom einstigen Glanz dieses Hauses ja noch etwas durch.
Wir sind Gärtner und ziehen Blumen. Pflanzen, Düngen und Gießen sind die wichtigsten Tätigkeiten in unseren Beeten. Dazu müssen wir unseren einzigen Aktionsstein in Konkurrenz zueinander Tag für Tag in eine von vier Workerplacement-Positionen (täglich abwechselnd) bringen und uns damit auf den zugehörigen Entwicklungsschienen vorwärtsbewegen, die uns diese Tätigkeiten erlauben. Mit unterschiedlichen Quantitäten und teilweise auch gemischt.
Beim Pflanzen sind unsere Blumen gelb und bekommen mit jedem Gießen eine andere Farbe, erst rot, dann grün, dann blau. (Eine etwas unlogische Farbgebung: Frisch gepflanzte Blumen sind normalerweise grün und bekommen erst später eine Farbe. Was sich der Graphiker hier gedacht hat, bleibt sein Geheimnis.)
Jeder Spieler hat den gleichen fast-rechteckigen Garten mit fünf bis sechs Beeten pro Zeile und Spalte. Für bestimmte erzielte Blumen-Farbkombinationen in den Zeilen bekommt man während des Spiels Siegpunkte; für vollständig gefüllte Spalten bekommt man am Ende Siegpunkte.
Ein paar Schnörkel für weitere Siegpunkte sind ebenfalls noch eingebaut. Alles brav und schön und als Spielmechanismus mehr oder weniger bekannt. Als Gärtner fühlen wir uns nicht, auch wenn wir eine entsprechende Figur durch unsere Felder bewegen und nur in ihrer unmittelbaren Umgebung gärtnern dürfen.
WPG-Wertung: Günther: 6, Moritz: 6 (ausgereiftes Familienspiel), Walter: 6 (für meine Enkelin geeignet).
2. Der erfahrene “Botanicus”
Kein anderes Spiel, sondern das gleiche „Botanikus“, nur um die Regeln für Fortgeschrittene erweitert. Moritz reagierte zuerst abweisend, als Günther gleich eine Spiel-Wiederholung ansteuerte, aber mit den noch unbekannten Expertenregeln konnte er seiner unersättlichen Neugier doch etwas Nahrung geben.
Jetzt bekommt jeder Spieler einen topologisch anderen, asymmetrischen Garten. Die Bewegung unseres Gärtners – später bekommen wir sogar noch einen zweiten dazu – werden teurer, d.h. wir müssen uns deshalb regelmäßig auch stärker um die Aufbesserung unserer Kasse bemühen. Jeder Spieler erhält zu Beginn und im Laufe des Spiels auch noch Karten mit individuelle Zielvorgaben für eine individuelle Siegpunktausschüttung. Und die tierischen Gartenmitbewohner, die wir in der Familienversion als reine Siegpunktlieferanten betrachten können, bekommen für die Experten noch eine zusätzliche strategische Bedeutung.
WPG-Wertung: Moritz: 7 (die Expertenversion ist viel interessanter; bemerkenswert für HiG, dass sie ein Spiel auf den Markt gebracht haben, das sowohl in der Familie gespielt werden kann, als auch für anspruchsvolle Spieler reizvoll ist; die Spieldauer ist kurz und perfekt), Günther: 7 (ich schließe mich Moritz vollinhaltlich an), Walter: 6 (das Spiel ist nicht besser, nur komplexer geworden; kein einziges spielerisches Element ist dazugekommen, für meine Enkelin aktuell noch nicht geeignet; mein Dabeisein bei den Operation Research Analysten vom Westpark ist nicht erfüllender geworden).
Aaron war heute nicht dabei, aber auf eigene Gefahr und Rechnung würde ich seine Wertung für „Botanicus“ genauo so wie seine von letzter Woche für „Bier-Pioniere” einschätzen: „Keine Wertung für Spiele, die mir überhaupt nicht gefallen, stumpfsinniges Optimierungspuzzle, kein Thema [WS: Zumindest kam wohl bei keinem Mitspieler das Gefühl auf, Gärtner zu sein])“
3. “5 nimmt!”
Vor Moritz‘ vorletzter U-Bahn wollten wir uns noch Irgendeinen kleinen Absacker gönnen. Warum nicht dieses gefällige kleine Spiel, das zu unserem zehn am häufigsten aufgelegten Spielen gehört?
Walter schlug vor, die Expertenversion zu spielen, wo man Karten auch an den Beginn einer Reihe legen darf, ohne gleich die Reihe kassieren zu müssen. Damit wird der Zufall der Kartenverteilung gemildert und jeder Spieler darf sich ein paar mehr Gedanken darüber machen, in welcher Reihenfolge er seine Kartenhand abspielen möchte. Aber Günther ist ein entschiedener Gegner dieser Version und argumentierte mit unserer Absacker-Situation. Kein überflüssiges Denken mehr nach Mitternacht. Auch Moritz schlug in diese Kerbe, dagegen konnte Walter natürlich nicht anstinken.
In unserer 3er Runde zeigte sich aber schon nach zwei Durchgängen die Schwäche des Spiels, nämlich dass man mit einer bestimmten Kartenhand vom Schicksal schwer gebeutelt wird. Friedlich brachen wir ab und entließen Moritz zu seiner U-Bahn.
Keine neue WPG-Wertung für ein hervorragendes 8-Punkte-Spiel. Walter würde seine 9 Punkte aber nur noch für die Expertenversion vergeben.