Archiv der Kategorie: Spieleabende

20.10.2005: Ernte in Essen

Vollgepackt mit neuen Spielen kamen unsere Frontkämpfer von der diesjährigen “Spiel 2005” zurück. Das wird wieder ein hartes Stück Arbeit werden. Doch die ersten Kostproben waren durchaus vielversprechend.
1. “Sushi Express”
Eine Kombination aus Würfel und Risiko-Spiel: Die Spieler positionieren sich auf Zahlenfelder mit Werten zwischen 2 bis 12 und müssen dann mit 2 Würfeln die gesetzte Zahl mindestens erreichen.
Kleine Nebenrechnung (Heiliger Sankt Euler sei mir gnädig): Die Wahrscheinlichkeit, mit 2 Würfeln mindestens 9 Punkte zu erwürfeln ist knapp 48 %, bei einer 8 sind es schon 66 %!
Wer die höchste Zahl gesetzt hat, fängt an. Hat er gut genug gewürfelt, darf er mit seinem Pöppel so viele Felder vorwärtsziehen, wie er gesetzt hat. Kommt er dabei über ein bestimmtes Spielfeld, darf er sich eines der ausliegenden Bonuskärtchen nehmen. Die sind natürlich nicht alle gleichwertig, und schon allein um bei manchen Auslagen der erste zu sein, muß man manchmal ziemlich hoch setzen.
In jedem Fall eine kurzweilige Unterhaltung.
WPG-Wertung: Aaron 5, Günther 7, Moritz 6, Roland 6, Walter 6
Roland will eine Rezension schreiben.
2. “Havoc”
Ein Kartenspiel, bei dem die Spieler nach Pokerart um die Einsätze kämpfen. Flash geht vor Fullhouse, Drilling, Pärchen und was der Kombinationen mehr sind. Doch das Spielprinzip ist wesentlich vielseitiger als beim Poker: Die Kartenhand wird nicht jedesmal ausgetauscht, sondern jeder behält die nicht ausgespielten Karten, so daß die Kartenhand ständig wächst. Kartenpflege ist das Geheimnis.
Für Rechner und Denker unter den Glücksspielern eine mehr als überzeugende Erweiterung des Hasardeur- und Psychologie-Mechanismuns vom Wildwest-Poker.
WPG-Wertung: Aaron 7, Günther 8, Moritz 8, Roland 8, Walter 7
Moritz will eine Rezension schreiben.
3. “Big Kini”
Ein Entwicklungsspiel: Die Spieler fangen auf einsamen Inseln an, vermehren sich, verschaffen sich einflußreiche Posten innerhalb der Inselwelt, entdecken das Umland und punkten dabei.
Die Sammler unter uns sind gefragt, nicht die Jäger. Möglichkeiten zu Interaktion und Aggression sind gegeben, doch eher selten. Die wesentlichste Konkurrenz unter den Spielern liegt bei der Verteilung der jeweiligen Zug-Prioritäten. Das soll aber keine Kritik sein. Moritz hat heftigst widersprochen, sobald nur ein Satz gefallen ist, der in diese Richtung mißverstanden werden könnte.
WPG-Wertung: Aaron 6, Günther 8, Moritz 8, Roland 8, Walter 7
Moritz will eine Rezension schreiben.
4. “Cash’n Guns”
Statt mit unserem Standard-Absacker “Bluff” den Abend zu beschließen legte Günther noch schnell “Cash’n Guns” auf den Tisch: Jeder bekommt eine Pistole in die Hand und auf das Kommando 1-2-3 müssen alle gleichzeitig aufeinander zielen. Dabei ist nicht klar, ob nur Platzpatronen oder tödliche Kugeln abgefeuert werden können.
Auf das gleiche Kommando 1-2-3 haben alle Spieler jetzt noch die Chance, den Schwanz einzuziehen und davon zu schleichen oder sich dem Kugelhagel auszusetzen. Wer auf dem Platz überlebt, weil entweder gar nicht oder nur mit Platzpatronen auf ihn geschossen wurde, wird an der ausliegenden Beute beteiligt, die anderen gehen leer aus.
Klar ist, daß hier langgehegte Spieler-Rechungen ausgeglichen werden können. Auch Senioren-Allianzen können sich durchaus bewähren. Moritz hat alle seine Erschießungen tapfer ertragen.
Für eine echte Chancen-Gleichheit wird neben der Sympathie-Symmetrie zusätzlich ein kreisrunder Tisch benötigt, um den alle Spieler mit absolut äquidistanten Abständen verteilt sein müssen (2 r π / n). Da dies in der Praxis aber nirgends gewährleistet ist, liegen allein schon aus der natürlichen menschlichen Bewegungsfaulheit heraus einige Spieler häufiger in den Schlußlinien als andere.
Man darf es nicht zu erst nehmen. Als Party- und Dödelspiel mag es seine Fan-Gemeinde erobern. Originell ist es auf jeden Fall.
WPG-Wertung: Aaron 6 (konnte Moritz in Schach halten), Günther 6 (weiß nicht warum), Moritz 7 (Cowboynatur), Roland 7 (Chaot), Walter 3 (aus dem Party-Alter heraus)
Walter will (vielleicht) eine Rezension schreiben.

28.09.2005: Vier im Quintett

Loredana kam frisch vom Oktoberfest: im feschen Dirndl mit schwarzen Lackschuhen: von Kopf bis Fuß ein einladender Anblick, einschließlich aller Augenpaare. Sagt mal, ihr Leute da draußen, findet ihr die klobigen Bergschuhe am Ende von lieblichen Mädchenbeinen eigentlich hübsch?
Vor die Alternative gestellt, 4 Stunden “Die Macher” oder eine Hand voll gemeine deutsche Spiele zu spielen, entschieden wir uns einstimmig für das Gemeine.
1. “Colossal Arena”
Funktioniert wie “Titan – the Arena”: Ein Karten- Wettspiel, bei dem jeder seinen Wetteinsatz auf das Überleben verschiedener Rassen setzen soll und durch Auslegen der richtigen Karten dafür sorgen muß, daß diese Rasse im Kampf ums Dasein von Runde zu Runde überlebt.
Der Kampf ums Überleben ist äußerst spannend. Es gibt sehr viele taktische Finessen um offene und versteckte Seilschaften. Dazu kommt das geordnete Chaos der Charaktere und Sonderkarten, die eine konsequente Planung unmöglich machen.
Peter und Moritz halten das Spiel für ein Spitzenspiel und geben ihm 10 Punkte. Ich kritisiere das zu große Glückselement beim “Secret Bet” und die Tatsache, daß man in der letzten Runde sein gesamtes Hab und Gut verlieren kann, ohne ein einziges Mal am Zug gewesen zu sein.
WPG-Wertung: Roland drückte mit seinen 7 Punkte den WPG-Durchschnitt auf 7,5 Punkte.
Als Rezension ist Moritz Beitrag zu “Titan” vom 4. 9. 2002 immer noch gültig.
2. “Intrige”
Ein Spiel aus dem vorigen Jahrtausend, das wir noch mit Susanne gespielt haben. Damals hatte sie alle ihre weiblichen Finessen damit vergeudet, Aaron durch unlautere Gebote im äußeren und inneren Konflikt-Bereich für sich geneigt zu machen. Susanne, wo steckst du denn jetzt eigentlich?
Intrige ist ein äußerst bösartiges Spiel. Die Spieler stecken sich gegenseitig unverbindlich Geld zu, um bei der Postenverteilung damit einen guten Schnitt zu machen. Ob der jeweilige Hauswirt die Bestechungssumme aber auch angemessen honoriert, steht allein in seinem Gutdünken. Es gibt keine Vertragstreue, keine Garantien für den Einsatz, keine Gerechtigkeit und kein Gewissen. Ohne Humor und harte Nehmerqualitäten gehen hier die besten Freundschaften aus dem Leime.
Wer mit einer “armenischen Krämerseele” ausgestattet ist, kann dem Spiel viel abgewinnen: Feilschen, Schmeicheln und Drohen, Berechenbar-Sein, wo es in die eigene Tasche geht, Undurchsichtig-Sein, wenn man den großen Verrat plant, Vertrauen erwecken, obwohl es doch nur skrupellos um den eigenen Gewinn geht. Es gibt ganz eigene verbale Chiffren:
“Aaron ist sauer!” – “Ich kann ganz schnell verzeihen!” (= Nur nicht zeigen, daß der Deal schon gelaufen ist.)
“Ich bin immer gesprächsbereit” (= Ich will kaltblütig mein Bündnis brechen.)
“Haben wir noch einen Deal?” (= Ich will warmblütig mein Bündnis brechen.)
“Konkrete Summen nennen!” (= Hier spricht der Judas Ishariot)
“Ich bin nicht käuflich!” (= “Hola, Kumpan, laß mich jetzt bloß nicht fallen!”)
“Wenn ich Loredana jetzt bescheiße …” – “Dann kriegst du soooo einen Ärger!” (= Voreheliche Positionsbestimmung.)
In diesem Wust von Deutungen und Andeutungen ließen wir unsere Spiellaune treiben. Vor lauter Intrigen vergaßen wir sogar sporadisch das Fremdgehen. So entstand dann eine irreguläre Spielsituation, die nicht mehr zu reparieren war: 2 Runden vor Schluß mußten wir abbrechen. Aber das war auch gut so: Wir mußten den Giftbecher von “Intrige” nicht bis zur bitteren Neige austrinken, sondern konnten in lockerer Stimmung zum nächsten Spiel übergehen. Fast ein Salomonischer Schluß!
WPG-Wertung: Aaron: 7, Loredana: 5, Peter: 6, Roland: 7, Walter 6.
Gegenüber “Intrige” bin ich bis zum Halse voll mit positiven und negativen Emotionen. Das sollte demnächst für eine Rezension reichen.
3. “6 nimmt”
Unser altes Absacker-Spiel in der Rolle des Vor-Absackers. Peter konnte in seinem Mathematik-Studium ganz aktuell den Begriff “limes superior” durch den 6-nimmt-Begriff “höchste niedrigere” höchst populär-wissenschaftlich umschreiben.
WPG-Wertung: Roland drückte mit seinen 6 Punkten den WPG-Durchschnitt auf 7,9 Punkte.
4. “Bluff”
Im Endspiel legte Aaron mit 2 Würfeln gegen Loredana mit nur einem Würfel 2 Fünfen vor. Loredana hob auf 3 Fünfen! Alle vorhandenen Würfel mußten 5er sein! Aaron blieb nichts übrig, als auf 2 Sterne zu erhöhen. Damit war Loredana ausgeknockt.
Im nächsten Endspiel gewann Aaron gegen mich aus einem 3:1-Rückstand heraus. Hi Günther, hier hat schon wieder die “Immer-4-Strategie” zugeschlagen!
WPG-Wertung: Roland drückte mit seinen 8 Punkten den WPG-Durchschnitt auf 8,44 Punkte.

21.09.2005: Friedrich im Trio

1. “Friedrich”
Die Peters waren erkältet, die Andreas verreist und Günther war auch unterwegs, so konnte Roland das Trio vervollständigen, das noch mal tief in die Geheimnisse der preußischen Selbstbehauptung eintauchen wollte. Mit einem österreichischen Zweigelt Cuvée Classic und einem 3-puttonyos Tokaji Aszu aus dem Jahre 1983 versetzten wir uns in Stimmung und Blutalkohol in das zugehörige Jahrhundert.
Eigentlich gebe ich mich ja immer als Pazifisten aus; in unserem aktuellen Trio, und nach den Erfahrungen der Vorgänger-Sessions wollte ich aber endlich auch mal den 8-Sterne-General Friedrich kommandieren. Roland bekam die kompakten Österreicher und Aaron die geographisch verstreut operierenden Schweden, Russen und Franzosen.
Wir waren in Spielerlaune, es wurde nicht allzu kleinlich gerechnet und auch mal eine Zug-Korrektur zugelassen, wenn sie bei längeren Nachdenken ohnehin erfolgt wäre (z.B. die Troß-Versorgung). Trotzdem dauerte es nach der 1 Stunde Spielerklärung noch ganze 4 Stunden, das Spiel über die Bühne zu bringen. Doch die Zeit verging wie im Flug.
Aaron wagte sich – halb freiwillig, halb auf der Flucht – mit seinen Franzosen bis an die Nordseeküsten in Schleswig. Er konnte beide Hannover-Generäle und noch dazu zwei Preußen-Armeen auf sich ziehen und damit eine Menge Kräfte binden. Doch einem Sieg brachte ihn diese Situation nicht näher, ganz im Gegenteil, als sein Troß vernichtet wurde, mußte er sich mehrere Runden lang in Richtung seiner Stammlande zurückziehen und verlor wichtige strategische Ausgangspositionen.
Die Österreicher gingen sehr zögerlich ins Spiel. Sie sammelten lieber Taktikkarten, als daß sie das verlorene Schlesien wieder unter ihre Kontrolle bringen wollten. Preußen konzentrierte sich ebenfalls sehr defensiv auf sein Kernland, so daß seine Kartenhand schon gigantische Ausmaße annahm und es sich irgendwie unbezwingbar vorkam.
Nach ein paar frivol vom Zaun gebrochenen Schlachten gegen die Franzosen im Kreuz-Sektor, war Preußen auf einmal ohne eine einzige Kreuzkarte, und alles Gegner wußten daß. Es kostete dann gleich 10 Armeen und 2 Generäle und nur unter hohen Terrain-Verlusten konnte es eine neue Auffanglinie aufbauen. Wir waren halt alle noch Anfänger.
Alle Parteien waren mal knapp am Sieg. In unserer Runde hätte es Österreich schaffen müssen, wenn es nicht auf Landgewinn in Sachsen und Schlesien ausgegangen wären, sondern sich konsequent auf die Eroberung der Siegpunktstädte konzentriert hätte. Die Franzosen waren dem Sieg auch mal greibar nahe, doch mußten sie nach einer verlorenen Schlacht weit ins zurückziehen und waren damit weg vom Fenster. Wir waren froh darüber, weil sich damit die im Internet behauptete Favoriten-Stellung der Franzosen nicht bewahrheitet hatte.
Nachdem er sich als Heißsporn eine blutigen Nase geholt hatte, verlegte sich Friedrich auf gezieltes Verteidigen mit minimalsten Gebietsverlusten und ab und zu mal einem Einfall in Böhmen und Schlesien. Auch wenn es manchmal eng wurde, auch wenn das Ende erst in der drittletzten Runde per Ereigniskarte herbeigeführt wurde, reichte diese Durchhalte-Taktik zum Sieg.
“Friedrich” hat eine Unmenge an taktischen Finessen, die man unbedingt beachten muß, um wirklich gut zu spielen. Mit unserer jetzigen Erfahrung sind wir noch meilenweit davon entfernt. Nur ein paar selbstverständliche Details:
– Rüste jeden abgebrannten General mit mindestens 2 Armeen auf. Dann kannst du bei einer 1-Punkt-Niederlage wenigstens die Stellung halten.
– Bringe jeden ausgeschiedenen General möglichst umgehend wieder ins Spiel. Selbst wenn er ganz schwach ist kann er den Vormarsch der Gegner verzögern und ein paar Siegpunkt-Städte vor dem gegnerischen Zugriff verteidigen.
– Preußen sollte grundsätzlich defensiv spielen und höchstenfalls mal punktuell angreifen, um gegnerische Armeen zu vernichten, nicht aber um Terrain zu gewinnen. Auf die Dauer werden die Gegner stärker mit Taktik-Karten ausgestattet und nur durch Armee-Vernichtungen mit einer 6:1-Quote gegenüber der Wiedergewinnung und durch gezielte minimale Rückzüge kann man sich optimal dagegen wehren.
– Die Gegner müssen sich unbedingt in der Schlachtordnung gegen Friedrich absprechen. Durch gezieltes Angreifen auf Preußens Mangel-Sektoren können sie hier taktische Erfolge erzielen.
Friedrich ist ein Super Spiel. Ich möchte meine ursprünglich vergebenen 8 Punkte auf 10 Punkte aufstocken. Was soll ein Spiel denn sonst noch aufweisen, um die Höchstnote zu erhalten? Aaron legte auch einen Punkt, auf jetzt 9 Punkte drauf. Er möchte zu unserem Über-Alles-Spiel “1830” noch eine kleine Reserve freihalten. Roland vergab noch keine Note.

31.08.2005: Viel Spiel

1. “Haselwurz und Bärenklau”
Peter hat dieses Jahr schon öfters Spiele mit schlechter Bewertung abgetan, die vom Rest der WPG dann deutlich positiver aufgenommen wurden. Bei “Haselwurz …” wollte er eigentlich nur demonstrieren, was ihm hier nicht gefällt, aber ohne ein paar Proberunden wollten wir ihm seine Ausführungen nicht abnehmen.
Die Spieler reisen wie der kleine Nils Holgersson auf dem Rücken von Tierchen in der Landschaft umher und versuchen, passende Geländeformationen zu finden, die ihnen Siegpunkte einbringen.
Der Spielaufbau, die Reisetechnik und die dahintersteckende Naturbetrachtung sind sehr gefällig. Viele schöne Ideen sind hier eingeflossen.
Man muß aber auch mit ein paar Schwächen zurechtkommen. Die Möglichkeit, in einem einzigen Zug gleich mehrere Siegpunktkarten abzugrasen, verführt Knobelfreunde zu langen Denkzeiten; lockere Gemütern sind dann leicht etwas verstimmt. Zum Charakter des Spieler hätte es sicherlich besser gepaßt, wenn nur jeweils eine Karte erwerbbar wäre.
Auch der Zwang, sich erst bewegen zu müssen, bevor man Siegpunktkarten kassieren darf, findet keinen rechten Beifall. Warum sollte man nicht im Stehen seine Umgebung inspizieren können? Das wäre ein Freiheitsgrad mehr im Handlungsspielraum, ohne daß dabei am Spiel auch nur das Geringste verlorenginge!
WPG-Wertung: Aaron: 6, Günther 5, Peter 3, Walter 5.
Aaron hat seine (englische) Rezension schon fertig; in der nächsten “Games International” wird sie veröffentlicht. Vielleicht fällt mir dazu auch noch was in Deutsch ein.
2. “Ogallala”
Das Spiel ist ein Oltimer aus dem Paläowestparkium; Aarons Ausgabe wurde 1989 von ASS herausgebracht und lag bei uns schon auf dem Tisch, als Martin noch Hecht im Karpfenteich war.
Jeder Spieler hat vor sich ein eigenes riesiges Spielbrett, auf dem er zufällig gezogene Karten offen ablegt. Er baut daraus Kanus; je länger sie sind, desto mehr Punkte bringen sie ein. Insofern ist das ganze ein solitäres Kartenablegespiel.
Allerdings gibt es auch Karten, die eine chaotische Interaktion mit sich bringen: man darf fremde Kanuteile zerstören oder bei sich selber einbauen, und u.U. muß man sogar mal unfreiwillig ein eigenes Kanu auf Grund setzen. Berechenbar ist nichts, Kartenglück und Risikobereitschaft alles, und nostalgische Freude an der eigenen Spiel-Vergangenheit noch mehr. Der Youngster Peter hatte natürlich noch keine Erinnerung.
WPG-Wertung: Aaron: 5, Günther 6, Peter 2 (Youngster), Walter 5.
Ich werde eine Rezension schreiben.
3. “Modern Art”
Noch ein Spiel aus den Vor-WPG-Zeiten, aber ein sicherer Garant für eine knappe Stunde Spielspaß.
Eigentlich nur ein Versteigerungsspiel, aber eines von allerfeinster Art. Man muß sich selber schwer ins Zeug legen, um unbedingt die wertvollsten Kunstwerke auf seine Seite zu bringen. Man darf sie aber auch, natürlich nicht geschenkt, bewußt einem Mitspieler überlassen, damit er Gefallen am Künstler findet und seine Werke fördert. Dann steigt natürlich auch der Marktwert der Karten, die man selber noch von diesem Künstler in der Hand hält.
Wir haben noch lange darüber diskutiert, wie man mit bestimmten Kartenhänden umgeht. Welche Karten soll man zuerst versteigern? Diejenigen, an denen man selber Interesse hat oder diejenigen, mit denen man die Konkurrenz auf ein falsche Fährte locken will? Bis zu welchem Preis soll man mitgehen? Manchmal ist das eine klare Dreisatz-Rechnung, manchmal steckt dahinter eine klare Verschleierungstaktik. Wir kamen zu keiner abschließenden, einvernehmlichen Lösung. Das ist immer ein Zeichen von gutem Spieldesign.
Peter, als eingefleischter Knizianer konnte nur konstatieren: “Hier stimmt alles! Ein Kunstwerk!”
WPG-Wertung: Aaron: 8, Günther 7, Peter 9, Walter 9.
Das Spiel ist eine Rezension wert, spätestens wenn es mal unser “Gem des Monats” geworden ist. Aber bei Luding sind dazu schon genügend Links aufgeführt; die sollten reichen.
4. “Samarkand”
Wir hatten schon eine Menge Spielspaß erlebt und doch erst 2 ½ Stunden gespielt. Ist es tatsächlich möglich, höchst kurzweiliges Spielvergnügen zu haben, ohne 7 Menschenzeitalter am Spieltisch verbringen zu müssen?
Im Vertrauen auf Uns-Willi von Grünspan zogen wir uns noch ein Wirtschaftsspiel herein. Die Spieler bewegen sich von Wüste zu Wüste, zu Oasen und Städten, verteilen Gastgeschenke, kaufen Waren, tauschen Waren und verkaufen sie wieder. Wer am schnellsten den notwendigen Umsatz gemacht hat, beendet das Spiel.
Das Kartensammelspiel ist ein ziemlich friedliches Herumreisen auf den Spielfeldern, die die Welt bedeuten. Jeder kann auch denken, wenn er nicht dran ist. Es spielt sich ziemlich flott, und doch hinterläßt es irgendwie auch einen leicht schleppenden Eindruck. Wer dieses Paradoxon auflösen kann, möge sich bitte melden.
Peter verkündete schon vorzeitig seinen Sieg, brachte es dann aber nur auf 495 Piaster. Diesmal schenkte ihm niemand die fehlenden fünf Rupien, er mußte noch einmal sein Geschäft erledigen. Gekonnt griff er zum Würfel, lies sich die benötigte Fünf servieren und war am Ziel.
WPG-Wertung: Aaron: 5, Günther 6, Peter 6, Walter 6.
Hallo Wilhelm, auf dem Deckel und auf dem Spielbrett haben wir am Ende noch lange nach dem “Grünspan” gesucht. Und ihn nicht gefunden. Gibt es einen? Und wo ist er?

23.08.2005: “Ins Innere Afrikas”, “Neuland”, “Bluff”

Das Hochwasser in Penzberg zwang Günther zur Absage: Er mußte seine wertvolle antike Spielesammlung aus dem Keller in den Speicher retten. Moritz dagegen mußte sein gerade vollendetes Fußball-Oriatorium zur Nachbarin tragen. Und die restlichen Möbel dazu. Als bittere Medizin gegen die Trauer bei den Hinterbliebenen tischten Aaron und Peter dem Rest der WPG-Welt zwei Verriß-Spiele auf, an den wir unsere Immunität gegen Design-Schwächen testen sollten.
Freiwillig und ohne Murren unterzogen wir uns der Behandlung. Mit einer gewissen Feierlichkeit lauschten wir der Spielregel-Aufklärung durch Peter. So etwa muß sich die Szene abgespielt haben, als sich die Brüder Grimm von ihrer Märchenfrau ins Bettchen bringen ließen. Brave, kluge und naive Rückfragen zum Thema, liebevolle Ausführungen und Wiederholungen der Großmutter. In der aktuellen Besetzung mit der aktuellen Stimmung konnte an diesem Abend einfach nichts schief gehen.
1. “Ins Innere Afrikas”
Beim Auspacken der bunten Klötzchen kam mir eine Assoziation zu “die Macher”. Die Versteigerung der Aktionsplättchen ist wie bei “Kogge”. Das Überspringen der gegnerischen Pöppel beim Zählen der Siegpunkte erinnert an “Die Ursuppe”. Aaron prägte den Ausdruck “Ursuppe mit Negern”. (Dazu muß ich aber strikt betonen, daß Aaron ein ehrenwerter Mann ist. Und wir sind alle auch ganz gewiß “political correct”. Es paßte einfach zu unserer Dodel-Stimmung.)
1 ½ Stunden suchten wir nach den “Rückzugsmarkern”. Sie waren nicht einmal in der Spielanleitung abgebildet. Bis sie Loredana endlich unter ein paar Tütchen und Schächtelchen hervorzog, hatten wir uns mit Leer-Plättchen und Null-Plättchen beholfen. Mit den Null-Plättchen hätten wir fast sogar die Spielregeln auf den Kopf gestellt, sie haben nämlich eine durchaus sinnvolle andere Bedeutung im Spiel.
Das Spiel hat überhaupt eine Menge sehr sinnvolle Regeln und Mechanismen. Alles paßt und sitzt. Nur leider gibt es als Gesamtwerk kein ordentliches Spiel. Soll man stundenlang rechnen, um sich seine 42 Siegpunkte zusammenzustückeln? Soll man frisch-fromm-fröhlich-frei drauflos spielen und erstaunt sein, wenn ein Spieler bei seinem dritten oder vierten (!) Zug die (zweite) Hälfte der erforderlichen Siegpunkte erringt und damit das Spiel als Sieger beendet? Eines so unbefriedigend wie das andere.
Bei uns war Peter der Spieler, der mit seiner dritten Aktionskarten-Ersteigerung den Siegeszug machen wollte. Er hatte sich leider um eine winzige Kleinigkeit verrechnet: Er kam nur auf 41 (statt 42) Siegpunkte. Aber sagen wir lieber: er hatte sich verspielt, denn zum Glück hat keiner von uns gerechnet, wir wollten ja vor allem das Spiel nach weniger als 2 Spiel-Stunden über die Runden gebracht haben. Was uns auch geglückt ist: einmütig schenkten wir Peter den fehlenden Punkt zum Sieg! Moritz, was sagst du dazu??
Vielleicht gibt es Spielertypen, denen das Spiel gefällt. Mir fällt allerdings keiner ein. Und Peter schreibt in seiner Rezension vom 31. Oktober 2004: “Actually, I wouldn't know for whom I should recommend it.” Das ist die Tragik des Kosmos!
Peters damalige Rezension war sogar noch irgendwie euphorisch. Oder sind euere Noten in unserer Wertungsliste getürkt? Schaut sie euch noch mal genau an: Andrea 7, Hans 5, Loredana 5, Moritz 6, Peter 7!
Heutige WPG-Noten: Aaron: 4, Loredana: 2, Peter 3, Walter 3. (Hat die Medizin hat etwa gewirkt?)
2. “Neuland”
Peter hatte genug von der Roßkur und wollte als zweites Spiel ein 7,3-er Werk auftischen. Doch der Rest wollte die Arznei bis zur bitteren Neige auskosten.
Peter hätte sich mit einem billigen Trick noch durchsetzen können: er brauchte bloß eine “Holzfällerhütte” unter den Tisch fallen zu lassen, dann wäre die Startaufstellung ins Wasser gefallen. Doch fiel ihm dieser Trick erst ein, als wir die letzte Hütte doch noch in einem Säckchen entdeckt hatten. (Die ganze positive Stimmung des Abends wäre aber auch absolut gegen solche billigen Tricks gewesen!)
Bei “Neuland” bauen die Spieler langsam vor sich eine Welt zusammen. Aus Holz mach’ Haus, aus Schaf mach’ Schinken, aus Käse mach’ Kuchen. Oder was der Dinge mehr sind. Man könnte sich fast wie bei “Puerto Rico” vorkommen. Peter meinte dazu in seiner gewohnten direkten Art “Puerto Rico für geistige Wohltäter”. (Vielleicht habe ich hier bei der Formulierung seiner political correctness leicht auf die Sprünge geholfen!)
Die Kreise, die ein jeder dreht, sind jedenfalls sehr lokal. Für ein 4er Spiel etwas zu eng. “Dröge” würde ich zum Charakter des Spieles sagen, wenn ich wüßte, was dieser Ausdruck bedeutet! Vielleicht sollte man es nur als Solitär-Spiel mit sich selber spielen. Aber ohne die Ambition, ständig seinen eigenen Rekord zu unterbieten! Einfach nur zum eigenen ästhetischen Vergnügen auf den Spuren der Pioniere des letzten Jahrtausends! (Es sind ja nur knapp 5 Jahre her!)
In der 4-er Besetzung haben sich die Noten gegenüber der früheren Wertung nicht viel verschoben:
Ursprüngliche WPG-Wertung 3,8: heutige Noten:: Aaron: 3, Loredana: 3, Peter 2, Walter 4.
3. “Bluff”
Nach dem mit Fassung und guter Laune bestandenen Immunitätstest wollten wir uns noch ein richtig entspannendes Spiel-Vergnügen gönnen. Dazu gibt es nichts besseres als ein ausgedehntes “Bluff”!
Hallo Günther: zum ersten Male gelang es, mit der “Immer-4-Strategie” aus einem 1:4-Würfel-Rückstand noch den Sieg zu holen. Der Goliath Peter hatte Super-Würfe, der David Walter konnte aber immer noch eins drauflegen. (Na ja, vielleicht lag es doch nicht nur an der Strategie!)

08.08.2005: “Friedrich”

Peter lud sich mit seiner Loredana rechtzeitig aus: wenn mehr als 4 Spieler zusammenkommen, kann er seine spielerischen Qualitäten nicht mehr richtig entfalten. Günther verwechselte Dienstag mit Mittwoch und hatte sich irrtümlich zu seiner Claudia zurückgezogen. (Oder war es doch eher wissentlich zu seiner Ute?) Jedenfalls saßen wir auf einmal als Trio von dem gedeckten Gabentisch und suchten den vierten Mann. Da sprang glücklicherweise noch Basti in die Bresche und wir konnten uns in voller Personalstärke als vereintes Europa gegen die Preußen wenden.
“Friedrich”
Ein wunderschönes historisches Kriegsspiel von einem nagelneuen Autor und einem nagelneuen Verlag. In einer asymmetrischen Allianz von drei Spielern Rußland + Schweden, Österreich + Reichsarmee, sowie das etwas marginale rechtsrheinische Frankreich gegen den vierten Spieler, der als Preußenkönig zwar schon die Hannoveraner als Bundesgenossen rekrutiert und sich seinen Erbteil Schlesien unter den Nagel gerissen hat, ansonsten aber mutterseelenallein in der Welt nur auf den lieben Gott vertrauen kann.
Die drei Gegenspieler spielen im Prinzip jeder für sich. Jeder hat sein eigenes Spiel- bzw. Kriegsziel, sie dürfen sich gegenseitig nicht bekämpfen. Aber jeder für sich ist schwächer ausgestattet als die preußische Zentralmacht und so sind sie darauf angewiesen, zusammen zu arbeiten, damit jeder an seiner Front dem gemeinsamen Gegner soviel Verluste zufügt, daß für alle anderen die Gefahr einer totalen Niederlage reduziert wird.
Der Preußen-Spieler kann das Spiel nicht direkt gewinnen. Er muß nur verhindern, daß keiner der anderen sein Kriegsziel erreicht. Wenn er das lange genug durchhält, ist er der Sieger.
Gekämpft wird, indem man nach Art von “Risiko” umherzieht, sich den gegnerischen Truppen nähert und Kämpfe vom Zaun bricht. Entschieden wird jeder Kampf durch Karten, die jeder Spieler pro Runde zugewiesen erhält. Da die Karten eine Spannweite von 3 bis 13 Punkte aufweisen, ist leicht ersichtlich, daß hier dem Zufall Tür und Tor geöffnet ist. Allerdings darf man nicht weinen, wenn man schlechte Karten bekommen hat. Damit darf man halt keine Schlacht anfangen, sondern man muß sich zurückziehen und hoffen, daß die Preußen von einem besser bedachten Spieler in Atem gehalten werden.
Ein hübsches Spielelement ist der “Troß”, das ist ein Klötzchen, das man als kämpfende Armee im Ausland immer greifbarer Nähe mit sich führen muß. Sonst gilt man als “unversorgt” und wird kampflos vom Brett genommen. Mit dem Troß wird man auf seinen Raubzügen verletzbar und gewinnt dafür zuhause an Stabilität.
Eine böse Szene gab es, als Friedrich der Große unbeirrbar darauf beharrte, meine Franzosen seien schon vor mehreren Zügen halb tot geschlagen worden und ich anhand von Rekonstruktionen beweisen mußte, daß sie doch gerade erst frisch geschniegelt aus dem Swinger-Club herausgekommen waren.
Ansonsten war es eine sehr spannende Session mit einem sehr gelungenen Spiel. Moritz wird eine Rezension schreiben.
WPG-Wertung: Aaron: 8, Basti: 8, Moritz 8, Walter 8.

03.08.2005: “Sole Mio”, “Australia” und “Bluff”

Peter lernt rumänisch. Gleich nach dem Wortschatz zu den Doktorspielchen folgen die Flüche. Aus der 3. Phase der Kleinkind-Entwicklung natürlich. Dort ist er auch noch stecken geblieben. Die Ungarn hätten hierzu noch Ingredienzen aus der himmlischen Sphäre zu bieten. Wer bietet mehr? Sprachen der Welt, meldet Euch!
1. “Sole Mio”
Das Spiel war ein persönliches Geschenk von Grünspan (Wilhelm hat es hier bei uns erstmals vorgestellt) und wird wußten nicht mehr, ob man mit dem Kartenpack hier nur “Sole Mio” oder auch schon “Mamma Mia!” spielen konnten. Wir wissen es immer noch nicht, aber so wichtig ist der Name dann auch nicht, die Hauptsache ist, daß der Spielspaß stimmt. Und das kann man bei diesem lustigen, berechenbar-unberechenbaren Kartenspiel in jedem Fall sagen.
Es gab natürlich auch Probleme mit der Regelauslegung, z.B. beim Helfen: Der Hilfe-Suchende muß “genau angeben, welche und wie viele Zutaten er benötigt”, der Helfer darf “für die gewünschte Zutatenkombination natürlich auch Doppel-Zutaten verwenden”. Darf er dabei überzahlen? Darf er einen Doppel-Käse hingeben, wenn nur ein einfacher Käse verlangt ist? Ein sofortiger Anruf beim Wilhelm Volle konnte die Frage sofort klären (“Er darf!”). Wenn es nur bei allen Spielen so wenig Rückfragen gäbe und wenn sie nur immer so schnell beantwortet würden wären …
Wilhelm konnte auch gleich die Anschlußfrage klären: Wenn der Helfer mehr gibt als benötigt, dann braucht der Hilfesuchende weniger Eigenmittel einzusetzen.
Peters Fazit zum Spiel: Es gibt wenige Spiele, bei denen die Weiterentwicklung ganz neue Qualitäten gegenüber dem Basisspiel hervorbringt. “Sole Mio / Mama Mia! Grande” ist ein solches Spiel.
WPG-Wertung: Aaron: 6 (Neuling), Günther 7, Loredana 8 (junger Hase), Peter 7 (alter Hase), Walter 8 (ganz alter Hase)
2. Downtown
Weil die Hotline zur Grünspan-Entwicklung so gut funktioniert hatte, wollten wir uns gleich anschließend das “Downtown” aus dem gleichen Hause vornehmen. Aber schließlich setzte sich hier das “Down under” durch.
3. Australia
To windmill or not to windmill, das ist hier die Frage. Günther und Aaron waren gegen die Regel-Variante mit der Windmühle, Peter und ich waren dafür. Die Windmühle besitzt einerseits Eigenschaften, die das Spiel flexibler und berechenbarer machen (z.B. man kann mit seine Pöppel immer in voller Anzahl einsetzen, ohne damit dem Nachfolger eine ungewollt-gute Vorgabe zu machen), andererseits aber auch Eigenschaften, die ins Chaotische gehen, z.B. die Position der Windmühle auf dem Brett und die erzielte Rangfolge beim Abrechnen.
Ich machte fast 1000 Punkte mit der Windmühle, und wenn Peter mir noch eine weitere Abrechnung gegönnt hätte, wäre ich Zweiter geworden. So wurde ich Letzter, meine Ausbeute in den australischen Landschaften war doch zu dürftig. Es ist zweifellos lukrativer, sich jeweils auf die Camps mit den meisten angrenzenden Gebieten zu begeben, dort bieten sich mittel- und langfristig wesentlich mehr Möglichkeiten zum Abkassieren.
Leider ist das Ausrechnen der besten Züge eine ziemlich elende Fitzelei, besonders in der zweiten Hälfte. Wenn dann noch gleich 5 (in Worten fünf) WPG-Denker zusammenkommen und immer erst dann anfangen zu denken, wenn sie dran sind (“Australien” mit seiner Windmühle erlaubt kein früheres Planen), dann zieht sich das Spiel ganz schön hin.
Frage am Rande: Warum ist das Warten auf das Ende des Zuges der Mitspieler bei “1830”, selbst wenn man bei keiner Gesellschaft die Präsidentschaft besitzt, mit wesentlich weniger Leidensdruck verbunden, als bei (fast) jedem anderen Spiel?
WPG-Wertung: Aaron: 7, Günther: 7, Loredana: 6 (Neuling), Peter: 4 (nur bei 5 Mitspielern, sonst 7), Walter: 7
4. “Bluff”
In der ersten Runde schaffte Aaron (oder Günther) einen 5:0 Sieg gegen den Rest der Welt. In der zweiten Runde ging Günther mit 5:1 Würfeln gegen Loredana ins Endspiel. Alles hielt die Luft an, als er schon zweimal einen Würfel abgeben mußte. (Mehr als einen Würfel pro Kampf geht nicht! Warum?) Wenn Loredana im dritten Kampf auch noch Günthers 5er Vorgabe angezweifelt hätte …
Keine neue Wertung

27.07.2005: “Enix””,”Long Short”, “Zoff im Zoo” und “Bluff”

Auch wenn die Wochenenden in München verregnet sind und die Westpark-Seebühne über schauerliches Wetter klagt, die Mittwochs-Spielabende im Freien vermitteln bis weit nach Mitternacht ein mediterranes Lebensgefühl.
1. “Enix”
Nicht zu verwechseln mit dem bayerischen “Eh nix”. Ein hübsches, kleines Karten-Brettspiel, gesponsert von der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie.
Zum Glück für das Spiel kommt die Ökologie außer als Design-Motiv nicht zum Vorschein. Jeder Spieler sammelt Karten in verschiedenen Farben und mit möglichst günstig bewerteten Zahlensummen. Die Methoden, an Karten heranzukommen sind durchaus neuartig und bemerkenswert. Ansonsten ist alles sauberes Chaos. Und wenn man Lust hat, kann man dabei versuchen zu denken.
WPG-Wertung: Aaron: 6, Günther: 4 (kommt mit Chaos-Theorien besser zurecht als mit Chaos-Praxis), Loredana: 6, Peter: 3 (hatte sich schon vorher im Negativen festgebissen), Walter: 6
Ich werde eine Rezension schreiben.
2. “Long Short”
Echt “klassisches” (Originalton Aaron!) Wirtschafts- und Börsenspiel aus den 80er Jahren. Wird hoch gepriesen, als “einziges” seine Art, weil man auch beim Fallen von Aktienwerten Gewinne machen kann. Ist das nicht bei allen Börsenspielen so? War das 1982 tatsächlich eine neuartige Idee?
Für Peter war am Ende Aarons Klassiker leider doch nur ein Moritz-Klassiker!
Wenn Moritz seinen Report zu “Dividends” fertig hat, kann er ihn im Handumdrehen auf “Long Short” umschreiben. Zwei Fliegen in einer Klappe! Ist das nicht viel effizienter als die vielen tausend Noten für das Fußball-Oratorium?
WPG-Wertung: Hallo, wir haben die Noten vergessen! Bitte nachreichen! Von mir gibt eine 5.
3. “Zoff im Zoo”
Jeder konnte sich an die Tierbilder erinnern, keiner wußte mehr so genau die Regel-Details. Diesmal machte uns Peter den Moritz. (Was die “Klassik” betriff.)
Ein Stichspiel, bei dem das Mannschafts-Prinzip eine hübsche Wertungsvariante darstellt. Natürlich ist die Kartenverteilung das A+O. Dazu gesellt sich eine gekonnte Kartenpflege und ein Gedächtnis, über die schon gefallenen Karten. Und ein Gespür dafür, wann man mit seinen Löwen und Igeln auf den Markt zieht. Geduld haben, auf keinen Fall einen frühen Stich an sich reißen, wenn dabei die Kartenhand zum Teufel geht!
WPG-Wertung: Aaron: 7, Günther: 8, Loredana: 7, Peter: 8, Walter: 7
4. “Bluff”
Hoffentlich beschweren sich meine Nachbarn (die übernächsten, nicht die nächsten!) über die mitternächtlichen Lacher nicht. Bei Bluff sind sie unvermeidlich. (Wenn auch die Tageszeit nicht vorgeschrieben ist.)
Ich schied in allen drei Runden vorzeitig aus (was bei “Bluff” ja kein Unglück ist). Loredana gewann alle drei Runden, obwohl sich Peter zwischenzeitlich erfolgreich mit fremden Sternen schmückte!
Keine neue Wertung

21.07.2005: 7 Ages für den Flaschenteufel

“7 Ages”
Moritz konnte endlich einem wohlwollenden Haufen sein liebstes Kind, “7 Ages” vorführen. Ein normaler WPG-Spielabend reicht natürlich nur für eines der 7 Ages, aber als Kostprobe und um auf den Geschmack zu kommen, sollte das sicherlich genug sein.
Als erfahrener Liebhaber und Experte konzentrierte Moritz sich und uns gleich auf die wesentlichsten Spielelemente: Wir verzichteten auf die Ereigniskarten (sie machen das Spiel zu einem unberechenbaren Chaosspiel) und beschieden uns mit der kleinen Auswahl von 673 (statt 800) verschiedener Charaktere. So waren wir nach einer guten Stunde Erklärung mit den Regeln auch schon durch und wendeten uns mit Moritz Hilfe den ersten Spielzügen zu.
Aaron war Startspieler und nach kaum 10 Minuten eifrigster Beratung von Moritz war er mit seinem ersten Zug flüssig fertig geworden. Bei Günther dauerte die Hilfestellung nur noch 9 Minuten. Ich war dritter und hatte als einzige Zugmöglichkeit, entweder Australien zu entdecken oder mir neue Karten zu besorgen. Da ich Australien aus verschiedenen neuzeitlichen Erfahrungen zwar sehr schätze, aber nicht viel Lust hatte, mich weit vor unserer Zeitrechnung die ersten Jahrhunderte meines Daseins ganz alleine mit Känguruhs herumzuschlagen, wollte ich als ersten Zug schon auf Australien verzichten und alle meine Aktionskarten gegen ein neues Handset tauschen, um ein neues Glück näher an der Wiege der Menschheit zu versuchen. Aber Moritz redete auf mich ein, wie ein Bauer auf seine kranke Kuh: ich sollte auf keinen Fall die Besiedelung Australiens so achtlos von mir weisen sollte. Ich vertraute auf ihn und entdeckte Australien.
Überhaupt Moritz: So uneigennützig wie heute war er noch nie aufgetreten. An jeden verteilte er eindringlich und leidenschaftsvoll die besten Tips. Jedem griff er selbstlos wie ein barmherziger Samariter unter die Arme. Jeder war für ihn das gehätschelte Kind, das er mit aufrichtiger Mutterliebe an beiden Händen auf dem richtigen Weg führen wollte. Schließlich ging es darum, sein 10-Punkte-Non-Plus-Ulta-Spiel einem größeren Freundeskreis zuzuführen. Keiner sollte aus Mißverständnis oder aus frühzeitiger Frustration auf eine 4 Punkte-Bewertung kommen. Sogar seine eigenen aggressiven Entwicklungsmöglichkeiten setzte er hinten an, um eine möglicherweise schlechte Notengebung zu verhindern. Vielleicht wird es doch noch mal bei uns “Spiel des Monats”.
Natürlich konnte er auch die Situation genießen, in einer WPG-Runde gleich vier kompetente Rollen auf einmal zu spielen. Wir waren dankbare Zuschauer seiner Spielkünste und ließen uns von ihm gerne unsere Spielaktionen diktieren.
Aarons erster Zug dauerte übrigens noch etwas länger als 10 Minuten. Wir bemerkten rechtzeitig, daß das von Aaron gegründete Makedonier-Volk gleich nach seiner Entstehung zwei zusätzliche Spezialzüge durchführen konnte. Es war uns nicht sofort aufgefallen, daß Aarons Führer – nicht Moritz, sondern Alexander der Große – gerade die komplizierteste Figur des ganzen Spieles ist. Steht ja erst auf Seite 17 der Spielregeln erklärt. Aber dank Moritz Hilfe war Aaron erster Zug nach weiteren 10 Minuten zur Freude und Zufriedenheit aller ergänzt und abgeschlossen.
Moritz war – ingesamt gesehen – nicht ganz so uneigennützig, wie man es aus seiner zartschmelzenden Stimme und Beratertätigkeit hätte entnehmen können. Als wir nach 2 Stunden Spielzeit in der dritten Runde neue Völker gründen durften, wußte er auf einmal glasklar, daß die schwarzen Hunnen überhaupt das geilste Volk der “7 Ages” sind: 25 Dollar Erstausstattung für das Militär und die Kontinente Asien und Europa schutzlos ausgeliefert. Eine winzige Einzelheit, die ihm in der Startphase, als jeder noch seine Völker frei zusammenstellen konnte, total entfallen war. Als er sich wieder erinnerte, war er zufällig gerade am Zug. (An die Spells ab der dritten Runde konnte er sich später glücklicherweise doch nicht mehr erinnern.)
Wir lösten uns jedenfalls so langsam aus Moritz liebevoller Vormundschaft und planten unsere Züge selber. Soweit einem das Spiel dazu die Freiheit läßt. “Ein guter Go-Spieler spielt immer bei sich selbst!” Diese Weisheit ist auf “7 Ages” nicht anwendbar. Das Spiel schickt uns ohne Wahl in die entlegensten Ecken der Welt. Dabei ist es auf einem fast zwei Meter großen Spielbrett, für das ein einziger Ausziehtisch kaum ausreicht, gar nicht so einfach, von Sibirien aus die Indianer-Völker in Feuerland zu regieren. Oder zu bekämpfen.
Ich baute die hängenden Gärten ganz ungestört über den Ayers Rock. (Damals hieß er noch so? Heute heißt er heißt er ja schon “Uluru”. Oder hieß er damals schon so?) Ich brachte den Steinzeitmenschen in Australien die Demokratie. Moritz errichteten die Pyramiden bei den Tamilen, Aaron baute die große chinesische Mauer mitten durch den Kongo und Günther erleuchtete die Azteken in Mexiko mit dem Tempel der Diana. Als uns das plötzlich irgendwie anachronistisch vorkam, verkündete Moritz: “Ich finde das ganz toll, die Geschichte neu zu schreiben!” Ja wenn man das so sieht …
Dank Aarons Beschleunigung (Handels-Aktivitäten) waren wir nach ca. 3 Stunden mit dem ersten von sieben Ages durch und Aaron hatte gewonnen. Es war ein Start-Ziel-Sieg. Ich hingegen bekam eine Start-Ziel-Rote-Fahne. Weder die Polen, das Lieblingsvolk meiner ungarischen Frau, noch die Piraten (sind die nicht irgendwie verwandt, schon allein vom Alfabeth her?), und natürlich auch nicht die australischen Aborigines konnten mir zu Glanz und Gloria verhelfen. Das lag mit Sicherheit nicht an Moritz’ guten Ratschlägen. Es lag einfach daran, daß drei Stunden Spielzeit mit nur einem einzigen Age nicht ausreichen, die Ungleichgewichtigkeiten der Startaufstellung zu neutralisieren. Wenn wir uns noch weitere 24 Stunden mit dem Spiel verlustifiziert hätten, und uns auch die anderen sechs Ages vorgenommen hätten, dann wäre alles sicherlich ganz anders verlaufen. Vielleicht.
WPG-Wertung: Aaron: 8 Punkte (reichts jetzt für S.d.M?), Günther: 5 (tolerierbar für S.d.M?), Moritz: 10 Punkte (was denn sonst)), Walter: 5 Punkte ( tolerierbar! Schließlich ist schon allein die Farbgebung im Titel identisch wie bei “1830”!)

Feuerteufel
Ein hübsches kleines Stichspiel, in dessen Geheimnisse wir noch lange nicht eingedrungen sind. Gibt man seinem linken oder seinem rechten Nachbarn die bösartigere Karte? Wie spielt man mit vielen unangenehm kleinen Karten, wenn man nicht weiß, welche noch kleineren Karten im Spiel geblieben sind? Grundsätzlich so wenig wie möglich eigene Stiche, damit man höhere Chancen hat, die faulen Gurken noch irgendwie loszuwerden?
Es steckt viel drin, in diesem kleinen Spiel. Besonders wenn man die beigelegte Erzählung von Stevenson gelesen hat.
WPG-Wertung: Keine neuen, nur alte, gute Wertungen

14.07.2005: Frachtzüge für die Medicis

Peter war heilfroh, daß Aaron eine geschlagene Stunde im Verkehrstau vom Brudermühltunnel stecken geblieben war. So konnte er sich noch groß und breit von Günther in die Geheimnisse von meßbaren Mengenoperationen über einer Sigma-Algebra einweihen lassen. Immerhin mit Erfolg.
1. Freight Trains
Ein Eisenbahner-Oldtimer aus dem Jahre 1993. Die Spieler müssen sich aus den ausliegenden Waggon-Karten die besten Züge zusammenstellen. Wer den längsten hat, kriegt die Prämie.
Ein sauberes Karten-Kombinationsspiel, nicht allzu aufgemotzt, aber flüssig und stimmig im Ablauf. Auch bei 5 Denkern kann ein Spiel in einer angenehmen halben Stunde über die Bühne sein. Peter war aber irgendwie nicht erwärmt worden: Nach Loredana’s verspätetem Eintrudeln wollte er das Spiel nicht wiederholen. Aaron konstatierte: “Man merkt ihm das Alter an.” (Wem?)
WPG-Wertung: Aaron: 7, Günther: 7, Peter 4 (nicht warm geworden), Walter 6
2. Medici
Noch ein Kartenspiel, das sich als Brettspiel präsentiert. Moritz hat es schon vor ca. drei Jahren beschrieben. Die Spieler versteigern Karten und versuchen dabei, Maximalsummen in den Kartenwerten und oder Mehrheiten in den verschiedenen Kartenfarben zu erreichen.
Lustig, chaotisch und ein bißchen krämerhaft. Gegenüber der früheren Wertung sind wir deutlich wohlwollender geworden. Peter vergab sogar 8 Punkte.
WPG-Wertung: Aaron 7, Günther 7, Loredana 6, Peter 8 (heißer Knizianer), Walter 7.
3. 6 Nimmt
Die Jubiläums-Ausgabe in limitierter Auflage hält ein paar neue Spielvarianten bereit. Einige Beispiele:
Variante 4: “6 Nimmt Profi”:
Übliche Kartenanzahl, übliche Reihenfolge. Jeder darf seine Karte am oberen oder am unteren Ende einer Zahlenreihe einordnen. Nur wer die 6. Karte anlegt oder wer weder oben noch unten passend anlegen kann, muß eine Reihe Strafkarten aufnehmen.
Ergebnis: Spielt sich genauso flott wie die Basis-Version.
Variante 5: “6 Nimmt Raffiniert”:
Jeder Spieler zieht jeweils 2 Karten. Anlegen wie gewohnt nur aufsteigend. Wie in der Grundversion beginnt der Spieler mit der niedrigsten Karte, er darf seine beiden Karten aber in beliebiger Reihenfolge ablegen und dadurch seine Hintermänner vor neue, ungeahnte Probleme stellen.
Ergebnis: Etwas mehr für Denker, sogar und besonders nach dem Aufdecken der beiden gezogenen Karten.
Variante 6: “6 Nimmt Hand”:
Jeder bekommt 14 Karten, jeder spielt einzeln reihum und legt eine oder zwei Karten an, anlegen wir gewohnt. Eine “gewonnene” Kartenreihe wird nicht automatisch zu Strafkarten, der Spieler kann die Karten straflos auch wieder auf die Hand nehmen. Erst wenn das Spiel zu Ende ist (wenn ein Spieler keine Karten mehr hat oder ein Strafstapel mehr als 20 Karten enthält), zählen die restlichen Karten in der Hand doppelt.
Ergebnis: Das Spiel bekommt einen ganz anderen Charakter, es wird langwierig (warum geht es eigentlich nicht ewig?) und ähnelt mehr dem lavierenden “Schnauz” als dem schadenfreudigen “6-Nimmt” aus des Grundversion.
WPG-Wertung: Keine neue Wertungen, aber nach wie vor sehr große Zustimmung. Erstaunlich, was man aus diesem einfachen Spielprinzip noch alles herausholen kann.