Am 23.Oktober 2008 war Thomas d.J. zum letzten Mal bei uns am Westpark. In den folgenden 5613 Tagen war er praktisch verschütt gegangen, nur seine Eltern berichteten von Zeit zu Zeit Episoden aus seinem Leben. Jetzt hat er sich wieder gemeldet, kam vorbei und auch sofort wieder an, und wir konnten mit Freude feststellen, dass er nichts von seiner spritzigen Jugendlichkeit verloren hat.
1. “50 Clues: Aus der Gefahrenzone”
Das Spielmaterial war eine Beilage aus der letzten „Spielbox“, und Günther wollte das Deduktionsspiel gemeinsam im Team am Westpark lösen lassen. Fünf kluge Köpfe hatten keinerlei Schwierigkeiten mit dem Rätsel um Bornholm. Absolut flüssig und sogar fehlerfrei wurden Hinweise, Zahlen und Codes entschlüsselt. Erst glücklich gerettet im Rettungsboot ließen wir unsere scharfe Beobachtungsgabe etwas abschlaffen und drifteten leicht nach Osten ab.
Keine WPG-Wertung.
2. “Key to the City: London”
Spieleautor Richard Breese ist immer noch mit seinen Schlüsselerlebnissen unterwegs. Wir ersteigern Hexateile mit dem abstrahierten Stadtplan von London und verbinden sie durch Brücken. Wir lassen uns dort produzierte Güter geben, um damit unsere Stadtteile zu entwickeln, mehr Güter pro Einsatz und schlussendlich auch mehr Siegpunkte zu bekommen.
Der enthaltene Biet-Mechanismus ist nicht so schlimm, wie er sich liest. Die Balance zwischen den begehrten Objekten und der vorhandenen Knete sorgt dafür, dass jeder etwas bekommt.
Dass man gut und richtig kalkulieren muss, um das Spiel zu gewinnen, ist klar. Aber wie beim Bridge gewinnt nicht der, der am besten spielt, sondern der, der die wenigsten Fehler macht. Denn Fehler zu machen ist in diesem mehrstufigen, leicht autistischen Puzzlespiel nahezu unvermeidlich.
In der dritten Runde hatten wir die zu ersteigernden Hexa-Plättchen fälschlicherweise nicht auf der Upgrade-Seite ausgelegt. Hätten wir diesen Regelfehler zur Inbesitznahme der Plättchen noch konrrigieren sollen? Oder wäre ohne Regelfehler ein komplett anderer Versteigerungsprozess herausgekommen? Mit 4:1 entschieden wir, wie gehabt fortzufahren. Ohnehin wäre es nur um ein paar Erbsen mehr gegangen.
Günther gewann mit 25 Prozent mehr Siegpunkten als der Zweite.
WPG-Wertung: Aaron: 5 (ein rein abstraktes Spiel um eine Auto-Optimierung; die letzte Runde fand ich total langweilig: nur noch ausbauen, was man bis dahin erstanden hat; „Keyflower“ war – in meiner Erinnerung – besser), Günther: 7 (wie angekündigt ist das Spiel gegenüber „Keyflower“ erfolgreich gestreamlined), Moritz: 6 (die Punkte-Zählerei ist eher nervig), Walter: 5 (mit dem Bietmechanismus kann ich leben, das Handling der Hexagons und der Brücken ist schwerfällig; die Icon-Unterstützung gut, doch die Unterscheidung zwischen Vorder- und Rückseite etwas unglücklich; es fehlt ein Knalleffekt), Thomas 5 (man kann beim Spiel-Kennenlernen nette anderthalb Stunden damit verbringen, wobei zum „nett“ auch die eingebauten Zufallseffekte beitragen; bei häufigerem Spiel sind die dann eher kontraproduktiv).
3. “Parade”
Vor neun Jahren lag das Strafkarten-Vermeidungsspiel zum ersten Mal bei uns auf. Vor siebeneinhalb Jahren das zweite Mal, und keiner konnte sich mehr daran erinnern. Heute also zum dritten Mal und wieder durfte Aaron ungestört die Spielregeln vortragen, während die anderen andächtig lauschten.
In dem im Prinzip einfachen Mechanismus, von einer Farbe entweder keine oder nur wenige niedrigwertige oder die aber meisten, dann aber egal von ihrer Wertigkeit, zu erhalten, hatten wir die wichtige Regel über die „Sicherheit“ von ausliegenden Karten übersehen. Damit war der Spielverlauf eher Mau-Mau-artig und wir wunderten uns über die damals vergebenen relativ guten Noten.
Als wir den Regelfehler erkannten, wurde das Spiel wieder taktisch und strategisch, und alle Karten von allen Farben und allen Zahlenwerten bekamen ihre individuelle Bedeutung und Nützlichkeit. Moritz gewann, trotz bzw. gerade deshalb, weil er von den meisten Farben auch die jeweils meisten Karten hatte.
WPG-Wertung: Im Feld von bisher 2 mal 7 und 3 mal 6 Punkten ordnete sich Thomas bei den 6ern ein.