Schlagwort-Archive: AbluXXen

11.06.2014: Kosmische Verschlüsselung

Hans ist tot. Nach langer schwerer Krankheit hat ihn der Tod erlöst.

Schon seit Beginn unserer Aufzeichnungen war er dabei. Am 13. Oktober 2010 hat er seine letzte Wertung abgegeben: “Jede einzelne Aktion kostet eine Menge Gehirnschmalz und ist im Endeffekt irrelevant.“. Das war charakteristisch für ihn als großen Denker in unserer Runde.

Dabei war er immer ein lieber, angenehmer, fairer und integrer Mitspieler und Mensch. Sein Tod ist ein großer Verlust für uns alle, so wie sein Leben für uns eine große Bereicherung war.

Warum muss man nur solche bescheidenen 4er schreiben?!
Warum muss man nur solche bescheidenen 4er schreiben?!
1. “Cosmic Empires”
Horst hatte sich vorbereitet und freute sich, ein „einfaches Spiel“ vorstellen zu können. Kein Worker-Placement, keine komplexe Optimierung, ein freies lockeres Spielen war angesagt. Mit einer klaren Vorstellung über die Linienführung trug Horst die Regeln vor. Ernst und konzentriert war seine Stimme. Aber wer konnte schon ernst bleiben, wenn sich jeder erst mal „eine Fregatte nehmen und auf seinen Ständer stecken“ sollte. Die Assoziationen uferten aus, und nicht nur Peter fand, dass der Schlitz viel zu eng war. So dauerte es weit über eine Stunde bis Horst durch die Regeln durch war.

Wir erforschen und besiedeln den Weltraum, der in Form von verdeckten quadratischen Platten vor uns liegt. Jeweils ein Plättchen davon können wir erkunden, austauschen und / oder aufdecken. Allmählich entsteht so eine Allschaft aus Planeten, Kolonien, Werften, Forschungszentren, Piratennestern, Asteroiden und leerem Raum.

Mit unserer aufgesteckten Fregatte, später auch mit mehreren davon, sowie mit Kreuzern – Schiff-Nachbau ist eine der leichtesten Übungen im Cosmos – durchsegeln wir das All, besetzen Planeten und was da noch so kreucht und fleucht. Wir bekriegen die Piraten und vertreiben unsere Mitspieler. Kampf und Verdrängung wird mittels eleganten Kampfwürfeln entschieden: je größer die Flotte, desto mehr Würfel darf man einsetzen. Abhängig vom Würfelergebnisse gibt es Treffer, die ein Schiff beschädigen oder versenken. Nach dem ersten Schußwechsel darf sich sowohl der Angreifer wie auch der Angegriffene mit halbversenkten Schiffen zurückziehen. Für den nächsten Kampf im All sind unverzüglich alle Wunden wieder geheilt.

Fünf „Fraktionen“ gibt es im Spiel: Einheimische, Forscher, Piraten, Konzerne und Imperium. Jede Fraktion hat eine eigene Kampfeigenschaft: Die einen sind schneller vor Ort, die anderen schneller wieder weg, die Forscher forschen ertragreicher und die Piraten sind immer für eine Überraschung gut: Vor jedem Gefecht dürfen sie eine „Ereigniskarte“ ziehen und damit ihre Reichweite, Schusskraft, Verteidigung, Kampfwürfelanzahl und ähnliches erhöhen. U.U. bekommen sie sogar eine „Friedenskarte“ und können damit einen Angreifer sofort sanftmütig zum Rückzug veranlassen.

Einträchtig wurden die fünf Fraktionen charakterlich passend unter uns fünf Spielern verteilt. (Hallo Günther, kannst Du Dir vorstellen, wer welche Fraktion bekommen hat? Auch unsere Leserschaft darf raten!)

Jeder Spieler verfolgt beim Kämpfen (und beim friedlichen Weltraum-Erkunden) ein eigenes fraktionsspezifisches Ziel: der eine muss eine Anzahl Asteroiden und Stationen besetzen, ein anderer Forschungszentren und Werften, der dritte muss seine Potenz auf einen bestimmten Level bringen und dabei genügend Fregatten begattet haben. Und was es sonst noch für Aufgabenkombinationen gibt. Sobald ein Spieler sein Ziel erreicht hat, ist das Spiel zu Ende.

Die Spielziele sind eigentlich nicht schwer. Ein paar Quadrate zu erobern und besetzt zu halten, das sollte doch kein Kunststück sein. Ist es aber. Die Aufgabenstellungen sind nämlich nicht disjunkt, um manche Quadrate streiten sich mehrere Spieler. Wenn ein Spieler dann z.B. seine Aufgabe bis auf ein einziges Planetchen erfüllt hat, kommen die Mitspieler daher und nehmen ihm irgendwo wieder ein-zwei Planeten ab. Es ist mehr oder weniger Zufall, wie weit man seine Aufgaben ungestört erfüllen kann, und wann und wie man dabei auf gegenläufige Ambitionen eines Mitspielers stößt. Der Endsieg kann ziemlich lange auf sich warten lassen.

Das war bei uns auch der Fall. Jeder dümpelte mit halbwegs erfüllten Aufgaben dahin, doch die letzten 10% Prozent erforderten – wie im richtigen Projekt-Leben – nochmals 90% der Zeit. Nach zwei Stunden gaben wir auf, angeführt von Walter, der als einziger mit seiner Aufgabe noch gar nicht aus den Startlöchern gekommen war. 9 Planeten hätte er besetzen sollen. Dabei gibt es im gesamten Spiel, wenn alle Plättchen aufgedeckt sind, nur 10 Stück davon. Und wenn ein Mitspieler aus Bosheit und Pläsier zwei Planeten-Quadrate ausgetauscht hätte, wäre Walters Aufgabe überhaupt nicht mehr zu erfüllen gewesen. Da kann doch etwas nicht stimmen! Wir lasen (euphorische) Reviews im Internet, fanden aber nirgendwo einen Weg für das Haar aus der Suppe.

Erst als der Spielabend zu Ende war und die anderen Spieler schon längst zu Hause waren, nahmen Aaron und Walter nochmals Lust und Leid von „Cosmic Empires“ unter die Lupe. Für welches Alter wird das Spiel empfohlen? Ab 12. (Wird wohl stimmen. Wilhelm, diese Information ist für Dich!) Und welche Spielzeit ist dafür angesetzt? 95 bis 90 Minuten! Hallo, hier liegt der Hund begraben! Die erste 9 muss eine 4 sein! Die Schriftart ist so bescheuert gewählt, dass beide Ziffern nicht zu unterscheiden sind. Erst beim Schreiben des Spielberichtes entdeckten wir auch den Hinweis im Regelheft: „Achtung! Die Zahl 4 ist mit der Zahl 9 nicht zu verwechseln. Die Zahl 9 ist im Spiel nicht vertreten.“ Aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Geehrter Autor Gyulai Sándor, geehrter Designer Benjamin Carré, ihr hättet Euch dieses „Achtung“ sparen können – und uns garantiert 50% mehr Spielfreude gemacht – wenn Ihr Euere Aufträge in einer vernünftigen, aber nicht in dieser beschissenen Comic-Cosmic-Schrift gedruckt hättet.

WPG-Wertung: Aaron: 4 (als Zweierspiel ist es vielleicht 6 Punkte wert), Horst: 6 (das Weltraumfeeling war da, habe schon viel drögere Spiele gesehen), Moritz: 4 (8 potente Punkte für das Zweierspiel, die Mechanismen sind hübsch, es geht sofort los), Peter: 6 (im Vorahnung auf ein Spiel mit weniger Teilnehmern), Walter: 5 (mit der falschen „9“ wären es nur 3 Punkte gewesen! Dahinplätschernder Zeitvertreib; jeder spult engagiert seine Aktionen ab, doch wer gewinnt ist schließlich zu 100% davon abhängig, ob einem die Mitspieler zufällig in die Quere kommen oder nicht.)

Glanz mit Kühlung
Glanz mit Kühlung
2. “Splendor”
Es ist schon außergewöhnlich, dass ein Spiel, das bei uns so schlechte Kritiken bekommt, dreimal hintereinander aufgetischt wird. Aber schließlich ist es ein heißer Kandidat für SdJ-2014, und Horst und Moritz kannten es noch nicht. Da das Spiel nur zu viert geht, verzichtete Walter schweren Herzens und widmete sich seinen Pflichten als Mundschenk, was bei den hohen Temperaturen – das angekündigte Sommergewitter mit seiner ersehnten Abkühlung blieb leider aus – keine leichte Aufgabe war.

Moritz wartete mit Spannung auf die Spannung und registrierte jegliches Aufkeimen einer solchen. „Jetzt wird es spannend!“ „Es ist wahrsinnung spannend!“ „Das ist schon der Gipfel!“ Genauso spannend, wie wenn beim Roulette die Kugel anfängt, langsamer zu rollen. (Wenn dabei ein Vermögen auf dem Spiel steht.)

Aaron, Moritz und Peter hatten auf eine gewisse Diversifizierung gesetzt, kamen wegen der dabei entstehenden Konkurrenz um Farben und Kombinationen aber nicht in die Pötte. Horst ging zielgerichtet auf ein paar wenige punkteträchtigen Karten los. Dazu nahm er sich sogar mehrmals „nur“ zwei Chips, dafür aber von der gleichen Farbe. Die Auslage war ihm gewogen und er war schon bei 8 Siegpunkten angelangt, als seine langfristig planenden Mitspieler noch bei 0 (Null) herumkrebsten.

Etwas vorwitzig kündigte er ein „Matt in einem Zug“ an; Moritz konnte ihm die anvisierte Karte zum Sieg noch vor der Nase wegreservieren. (Das kommt einem Opferzug für die mitspielende Allgemeinheit gleich!) Doch nach zwei weiteren Chip-Nehme-Runden erreichte Horst mit den wenigsten Karten aller Mitspieler – sogar mit erheblichen Vorsprung – das Punktelimit für den Sieg.

WPG-Wertung: Aaron reduzierte seine Note von 5 auf 4 (von Spiel zu Spiel wird das Spielgefühl schlechter), Moritz: 3 (funktioniert, ist aber ein wahnsinnig autistisches Wixxspiel; noch dazu ohne Höhepunkt), Horst: 5 (paßt voll in die SdJ-Philosophie [autistische Spiele]), Walter bleibt bei seinen 5 Punkten; nachdem er sich mit den themenlosen Trivialaktionen abgefunden hat, kann er sich von Spiel zu Spiel immer besser in die Spielfreude schlichter Gemüter hineinversetzen)

Ein Dementi und eine Bestätigung zu unseren früheren Behauptungen über die Splendor-Beherrschbarkeit von Sechsjährigen:
a) Peter stellte fest, dass es nicht genügt, den Zahlenraum bis 10 zu beherrschen: wenn man den eigenen Sieg feststellen möchte, man muss schon mindestens bis 15 zählen können.
b) Moritz bestätigte auf Rückfrage, dass sein siebenjähriger Milo eine Splendor-Partie auch schon gewinnen könnte. Aber vielleicht ist der geniale Sohn von genialen Eltern hier kein allgemeingültiger Maßstab.

3. “Abluxxen”
Irgend jemand erinnerte uns nochmals explizit daran, dass ein Spieler, dessen Auslage abgeluxxt wird, die Karten auch auf die Hand nehmen kann. Fälschlicherweise glaubten wir, die Entscheidung dafür läge beim Abluxxer. So legte jeder Spieler reihum irgendwelche kleine Karten vor sich hin und wurde umgehend von seinem linken Nachbarn gezwungen, die Karte(n) wieder aufzunehmen. Großes Entsetzen! Das Spiel funktioniert doch gar nicht.

Bis Peter den Fehler erkannte: Es liegt in der Entscheidung des Abgeluxxten, ob er die abgeluxxte Karten auf die Hand nehmen oder auf dem Ablagestapel ablegen will. Es funktionierte wieder. Bestens.

WPG-Wertung: Horst: 9 (super Kartenspiel, sehr viel Interaktion), Moritz: 8 (sehr, sehr gut; das Spiel hat Tiefe, es ist logisch und leicht zugleich; tausendmal besser als … [Wie hieß doch nochmal das Spiel …?]), die anderen blieben bei ihren Noten.

Hallo Peter, hältst Du Deine 6-Punkte für „Abluxxen“ heute immer noch für angemessen? Auch wenn ein erheblicher Glücksfaktor durch die initiale Kartenverteilung unbestritten ist!

“AbluXXen” is our Game of the Month

AbluXXen TitelThis little card game by the Kramer/Kiesling team offers a thrilling battle for the highest and thickest card multi-tuple. On each turn, even those of your fellow gamers, everyone is involved. This interactivity is highly complex and the goddess of fortune is also given a nice spot. But according to the law of large numbers, the influence of luck is balanced out sooner or later.

You have options; you actually have a lot of options. And throughout the game you can hope to have made the right choices in each of your turns. Well, what more can you expect from a card game?

“AbluXXen” ist unser Spiel des Monats

AbluXXen TitelDieses kleine Kartenspiel des Autorenduos Kramer/Kiesling bietet einen spannenden Kampf um die höchsten und dicksten Karten-Multitupel. Bei jedem Zug, auch dem der Mitspieler, ist man involviert. Dabei ist diese Interaktivität höchst komplex und der Glücksgöttin ist ebenfalls ein hübsches Plätzchen eingeräumt. Aber nach dem Gesetz der großen Zahl gleicht sich der Glückseinfluss früher oder später wieder aus.

Man kann etwas tun, man kann sogar viel tun. Und man kann das ganze Spiel über hoffen, mit jedem Zug das Richtige getan zu haben. Was kann man von einem Kartenspiel eigentlich mehr erwarten?

21.05.2014: Der abgelutsche Sonnengott

Nach Aarons sakrisch geilem Rezept ein Pistazieneis zubereitet. 250 g Pistazien (geröstet, ungesalzen, leider auch ungeschält) geschält und enthäutet. (Eine Haut haben die Pistazien ja auch noch!). Eine Stunde lang, immerhin bei Nachmittagssonne auf der Terrasse. 80% des Ergebnisses gemahlen (OK, das macht die Küchenmaschine), in 100 ml Milch aufgekocht und 30 Minuten ziehen lassen. Dann durch ein Tuch abgeseiht. (Entweder kommt da gar nix durch oder es bleibt fast kein Rückstand; das hätte man sich also auch sparen können!) Die übrigen Pistazien manuell gehakt. Und gesiebt, damit auch die Korngröße stimmt. (Aaron und Peter stellten später fest, dass nicht die durchgefallenen, sondern die im Sieb zurückgebliebenen Pistazienbrocken in das Eis gehört hätten.) Dann in der Pfanne mit Zucker karamellisiert, auf Backpapier abkühlen lassen und nochmals zerhackt. Da geht ebenfalls eine Stunde darauf. Der Rest ist schnell erledigt. Sahne geschlagen, Gelbei untergerührt, ach ja, Zucker brauchen wir auch, und eine Prise Salz. Alles verrühren und ab in die Eismachine. Eine Super-Eis-Maschine, die in knapp 20 Minuten ihre Arbeit erledigt hat. Den Rest macht das Gefrierfach im Kühlschrank.

Aber soweit kommt es gar nicht. Bevor die Menge im Kühlschrank verschwindet, greift die bester aller Ehefrauen zu und erspart Platz (wer hat schon im Gefrierfach Platz?) und Strom. Nur mit Mühe kann der Eis-Konditor Kostproben für die Westpark-Gamers retten.

Die Gattin frißt oft in Minuten
hinein die Sachen, die guten,
für die sich in Stunden
der Hausmann geschunden
das Herz möchte manchmal ihm bluten!
(Eugen Rot)

Helios
Helios
1. “Helios”
Vor genau einem Monat bei uns zum ersten Mal gespielt. Nur Peter war heute Neuling. Die Stimmung war auf orale Unterhaltung eingestellt, und so wurden in Günthers zielstrebige Einführung am laufenden Band Anekdoten und Wissenswertes aus Geschichte und Kultur eingeflochten. Z.B. über Brit Mila als natürlicher, leider nur volatil nutzbarer Erektometer. Heutzutage wird zur Erfassung dieses nächtlichen Phänomens eine Rolle Briefmarken als Null-Eins-Indikator empfohlen. (Für weitere Informationen zu dieser Messtechnik wendet euch bitte vertrauensvoll an unserem Webmaster.)

Nach 1 ½ Stunden (!) war Günther mit seiner Regelerklärung fertig und nach einer weiteren Stunde wir alle mit dem Sonnengott. Locker, rund und konstruktiv (siehe Session-Report vom 23. April dieses Jahres). In der individuellen Ausbaustrategie allerdings auch ziemlich solitär. Die Zugriffe der Mitspieler auf die Aktions- und Landschaftsplätten schränkten zwar die Restauswahl ein, doch so richtig kann man damit keinem an den Wagen pinkeln. Im Satz vom damalien Report „bei der Auswahl der farbigen Landschaftsplättchen herrscht große Konkurrenz“ würde ich heute zumindest das “groß“ streichen.

Wie schon beim ersten Mal wurde das Spielelement „Personen erwerben“ heftig kritisiert. Im Besitz von zwei oder drei der erwerbbaren Personen kann man bei Spielende mit Siegpunkten förmlich überschüttet werden; es winken 24, 28 oder noch mehr Punkte . Die anderen Personen sind dagegen mit 12 oder 15 Punkten hart limitiert. Hier kommt es wirklich darauf an, als Erster zugreifen zu dürfen. Nach der Spielregel ist das der Spieler mit dem meisten „Mana“. Dann geht es im Uhrzeigersinn weiter.

Peter pochte darauf, als Änderung hier die „Peter-Regel“ zu protokollieren: Auch die weiteren Zugriffe sollten über den Mana-Besitz geregelt sein, und nicht nach der Uhrzeiger-Regel. Günther fürchtete, dass „Helios“ damit den Charakter eines „Familienspiels“ verliert; doch dann gestand auch er zu, dass „Helios“ diesen Charakter auch ohne dieses Detail niemals bessen habe. Es ist ohne jeden Zweifel ein „Kennerspiel“ und reif für die „Auswahl des Jahres“: Überschaubare Regeln, große Handlungsfreiheit, ganz verschiedene zielführende Strategien, und trotz der vielen Überlegungs-Möglichkieten ist es sogar noch schnell.

WPG-Wertung: Peter vergab 7 Punkte, wie alle anderen bisher auch (solides Spiel, hat einen gewissen Spielreiz, spielt sich schön).

Noch eine Information für die Statistiker: Die heute erzielten Siepunkte lagen zwischen 83 und 133.

2. “Abluxxen”
Dreimal hat es „Abluxxen“ bereits bei uns auf den Tisch gebracht. Als Vorabsacker ist es nach wie vor noch nicht ausgereizt.

Kann man gut und schlecht spielen, oder ist jeder total abhängig vom heiligen Distributor? (Das ist der Schutzheilige im Spielehimmel, der auf Erden die Joker verteilt?)

Wollen wir diese Fragestellung nicht allzu scharf unter die Lupe nehmen! Man kann etwas tun, man kann sogar viel tun. Und man kann das ganze Spiel über hoffen, mit jedem Zug das Richtige getan zu haben. Was kann man von einem Kartenspiel eigentlich mehr erwarten?

Alte Erkenntnis vom letzten Mal: Fremde Ablagen nicht zerstören, sondern nach Möglichkeit auf die Hand nehmen, besondern wenn dadurch die Anzahl der verschiedenen Karten in der Hand nicht steigt. Neue Erkenntnis von heute: Bei der Kartenpflege muss man nicht unbedingt die niedrigsten Einzelkarten oder Pärchen zuerst abwerfen. Hierzu findet man viel häufiger Nachschub im Nachziehstapel als von hohen Karten. Außerdem: Wenn man gegnerische Karten abluxxt, sind es in der Regel kleinere Karten. Die kann man dann problemlos in die eigene Kartenhand einreihen, ohne die ungewünschte Vielfalt zu erhöhen. Höchst komplexe Interaktivität!

Jeden Tag ein neuer Tip! Das zeigt die Größe des kleinen Spiels!

Keine neue WPG-Wertung für ein 7 Punkte-Spiel.

3. “Bluff”
Im Endspiel kämpfte David-Peter mit einem Würfel gegen drei von Goliath-Walter. „Zweimal die Fünf“ war sein erster Schachzug. Walter hatte eine Drei, eine Fünf und einen Stern unter dem Becher. Was konnte er anderes tun als auf dreimal die Fünf zu heben. Peter hatte geblufft und Walter war einen Würfel los.

„Einmal die Fünf“ war Peters zweiter Schachzug. Wie konnte Walter mit einer Drei und einer Fünf unter dem Becher reagieren? Die Fünf herausnehmen, auf zweimal die Fünf heben und nachwürfeln! Hat Erfolgsaussichten von 33% Erfolg, besser als nix. Heute aber nix. Es stand jetzt ausgeglichen 1:1.

Weiter will ich nicht erzählen. Die Geschichte hat bereits jetzt einen Haken.

Keine neue WPG-Wertung für ein Super-Spiel.

14.05.2014: Seide und Wolf

Was bedeutet der Begriff „all in“ beim „Bluff“-Spiel?

„Bluff“-Runde in einem Kreis mit fünf Poker-Freaks. Den Vorteil der Augenzahl 5, beim Würfeln, Setzen oder Bluffen, hatten alle weidlich ausgekostet. Die Vorgaben steigerten sich zügig von 8 mal die Fünf („Unter Durchschnitt ist geblufft.“) bis auf 14 mal die Fünf. Dann bekam der Erste kalte Füße und zweifelte an! 19 Fünfen fanden sich unter den vereinigten Bechern. Unisono ein auffordernder Kommentar aus – jetzt nur noch – vier Poker-Kehlen: „all in“! Bedeutung: alle Würfel abgeben, wie üblich in die Mitte, auf das Zählbrett.

1. “24/7 The Game”
Peter schwimmt noch mitten in unserer Klassiker-Nostalgie-Welle und hat ein Spiel mitgebracht, dem er und Loredana von acht Jahren euphorische 9 bzw. 10 Punkte vergeben haben. (Die Resonanz der anderen Westparker hatte sich damals schon in Grenzen gehalten.)

Reihum legen wir quadratische Plättchen mit Ziffern zwischen 1 und 10 auf ein 6 mal 6 Felder großes Spielbrett. Wir erhalten Prämien, wenn unser neu gelegtes Plättchen mit den bereits ausliegenden Nachbarplättchen eine Kombination gleicher Ziffern bildet oder bestimmte Zahlensummen erreicht. Z.B. bringen zwei benachbarte Plättchen mit der Summe 7 bescheidene 20 Siegpunkte, vier gleiche Ziffern nebeneinander immerhin schon 40, und das Maximum von 6 nebeneinander liegenden Plättchen mit der Summer 24 gleich stolze 110 Punkte. – Ganz ähnlich wie die Wort-Kombinationen beim „Scrabble“. Scrabbler mit Defiziten in den Sprachkenntnissen ihres jeweiligen Gastlandes, aber mit einem guten Gefühl für Kombinatorik in kleinen Zahlen sind die Zielgruppe dieses Spiels.

Auch für kommunikative Strickrunden (ja genau, die Tätigkeit mit Nadel und Garn) ist „24/7“ bestens geeignet. Man unterhält sich frei und ungezwungen, und ab und zu legt jemand ein Zahlen-Plättchen. Fast nebensächlich. Für die gehetzten Spieler auf der anderen Seite der Spieler-Temperament-Skala – für uns Westparker – bräuchte man für ein befriedigendes „24/7“-Spielen eine Multiplayer-Uhr wie den DGT-Cube, so dass bei Spielende die Summe der erreichten Punkte auch noch durch die Summe der dafür benötigten Zeit geteilt wird! Diese Uhr hatten wir heute leider nicht. Wir ließen uns dadurch aber die positive Einschwing-Stimmung auf den heutigen Spieleabend nicht vermiesen.

Peter sieht noch einen weiteren Anwenderkreis für „24/7“ : Verliebte Mathematiker-Pärchen zum Warming-Up.

WPG-Wertung: Aaron: reduzierte seine bisherigen 7 Punkte auf 6, Peter seine 9 Punkte auf ebenfalls 6 ! [Hi, Peter, wirst selbst Du älter!?] Günther und Walter blieben bei ihren Bewertungen, die schon vor 8 Jahren in dieser Größenordnung lagen.

Seidenstraße bei Tageslicht
Seidenstraße bei Tageslicht

2. “Kashgar”
„Kashgar – Händler der Seidenstraße“. Aaron konnte schon fast fürchten, dass ihm jemand auf seiner „Yunnan – Teestrasse“ in die Quere kommen würde. Ist aber nicht. In „Kashgar“ bewegen sich keine Händler durch den fernen Osten, sondern lediglich die Marker für Besitzstände an Gewürzen, Gold und Maultieren auf lokalen Spielertableaus auf und ab.

Wodurch? – Durch Aktionskarten, die jeder Spieler in drei Stapeln vor sich liegen hat und wrap-around (rundummadumm) nutzt: der „Quacksalber“ kostet eine Einheit Gewürznelken und bringt dafür 4 Geldeinheiten, der „Schmied“ kostet nix und bringt eine Maultier-, zwei Gold- und eine bliebige Gewürzeinheit, und mit dem „Bootsmann“ gewinnt man entweder fünf Pfeffereinheiten oder man zahlt vier Pfeffereinheiten und darf dafür ein beliebiges Gewürz auf 9 setzen. Man sieht schon, Berufe und Waren sind Schall und Rauch, es geht lediglich darum, die verschiedenfarbigen Zählmarker rauf und runter zu schieben. Einhundert solcher Aktionskarten gibt es. Natürlich nicht alles verschieden, bei dem einheitlichen Wirkungsprinzip wäre das für Lernschwächlinge aber auch kein Unglück gewesen.

Welche Aktionskarten hat jeder Spieler? – Am Anfang in jedem Stapel einen „Patriarchen“ und einen weiteren, zufällig zugeteilten Seidenstraßler. Mit dem Patriarchen darf (kann / muss) man zwei Karten von einem verdeckten Aktionskartenstapel ziehen, sich eine davon aussuchen und einem seiner Zieh-Stapel zufügen. Die Stapel werden immer länger und schwerfälliger. Falls man eine besonders gelungene Aktionskarte in seinem Stapel hat, dauert es immer länger, bis sie wieder nach oben durch den Stapel gewandert ist und genutzt werden kann.

Wofür das ganze? – Manche Aktionskarten sind direkt ein paar Siegpunkte wert. Schön, wenn man sie gezogen hat. Andere Aktionskarten erlauben es, einen „Auftrag zu erfüllen“. Endlich kann man dann die bis zum Geht-nicht-Mehr angehäuften Resourcen ausgeben und gegen eine der offen ausliegenden Auftragskarten eintauschen. Auch das bringt ein paar Siegpunkte ein. Wer Glück hat, konnte auch einen „Bauern“ in seine Stapel einreihen. Wenn der Bauer dann am Zug ist, darf man zwei Auftragskarten vom verdeckten Auftragsstapel ziehen und hoffen, dass zufällig ein „Getreideauftrag“ darunter ist; den bekommt man dann ohne weitere Bezahlung mit den entsprechenden Siegpunkten zugeschustert. – Doch vielleicht lohnt sich bei so viel Glücksabhängigkeit ein Bäuerchen gar nicht ….

Alles ist ziemlich solitär. Absolut solitär! Jeder spielt periodisch seine Patriarchen, zieht irgendwelche zufälligen Aktionskarten, reiht die „bessere“ davon in einem seiner Aktionstapel ein, und bekommt nach und nach auch ein paar Siegpunkte. Bei 27 Siegpunkten ist Schluss.

Aber der Autor hatte auch Interaktion im Sinn gehabt, zumindest ein gegenseitiges Knüppel-zwischen-die-Beine Werfen: mittels optionaler Erweiterungskarten. Z.B. erleichtert der „Bettler“ jeden Mitspieler um zwei Geldeinheiten, die „Taschenspielerin“ kostet zwei Siegpunkte und wird im Uhrzeigersinn von Mitspieler zu Mitspieler weitergereicht, der „Hirte“ zwingt die Mitspieler, die oberste Karte aller ihrer Aktionsstapel zu entfernen. Und ähnliches. Halt die üblichen Ärgerkarten für gemeine Spaßgemüter. Natürlich müssen auch diese Zusatzkarten erst ihren Rundummadumm-Weg durch einen Aktionsstapel gemacht haben, bevor sie ihre Wirkung entfalten können. Vor den Preis haben die Götter den Schweiß gesetzt.

WPG-Wertung: Aaron: 6 (1 Punkt mehr als „Dominion“, leichter Frusteffekt: man weiß, was man will, kann es aber nicht tun), Günther: 7 (mag solche Spiele vom Prinzip her), Peter: 6 (mag solche Spiele vom Prinzip her nicht; immerhin ist das Spiel schnell, würde es u.U. nochmals spielen), Walter: 5 (Blindflug um das Suchen von Aufträgen und den notwendigen Resourcenmmarker-Verschiebe-Karten, ein kastriertes Spielgefühl beim Wollen und nicht Können).

3. “Wooolf!!”
Ein Deduktionsspiel für bis zu acht (!) Mitspieler. Jeder Spieler bekommt einen Charakter zugeteilt (Schaf, Hund, Jäger, Hirte oder Wolf) und muss herausfinden, welchen Charakter die Mitspieler bekommen haben. Zum Herausfinden darf man sich

  • die Charakterkarte eines Mitspielers ansehen (und muß hinterher das Ergebnis öffentlich verkünden).
  • einen Mitspieler fragen, ob er einen bestimmten Charakter darstellt oder zu einer Gruppe von Charakteren gehört. (Das Ergebnis ist ebenfalls öffentlich.)

Aber ganz so trivial, wie hier verkürzt dargestellt ist, ist der Deduktionsvorgang dann doch nicht, sondern ganz schön aufgemischt.

  • Jeder Spieler bekommt zwei Charakterkarten zugeteilt, von denen aber nur eine – die höherrangige – seinen wahren Charakter angibt. Beim Anschauen und Verkünden einer Charakterkarte kennt man also nur die halbe Wahrheit. Oder gar keine!
  • Manche Charaktere haben eine mehrdeutige Erscheinung. Wer sich eine solche Charakterkarte angesehen hat, braucht seinen Mitspieler nicht öffentlich kundtun, was er gesehen hat.
  • Manche veröffentlichte Informationen über die Charaktere der Mitspieler sind schlichtwegs falsch. So sieht der Hirte hinter jedem Mitspieler immer nur einen Wolf.
  • Jeder Charakter muss eine andere Charakterkombination herausfinden: z.B: muss das Schaf einen Hund und einen Jäger herausfinden, der Hirte muss den Wolf und ein Schaf herausfinden und der Wolf braucht bloß ein Schaf zu finden – oder zu erkennen, dass überhaupt kein Schaf-Charakter anwesend ist.

Jede Frage und jede Antwort der Mitspieler ist für die eigene Aufgabe relevant. Man ist immer am Ball, und man muss höllisch (na ja) aufpassen, denn blitzschnell haben zwei Mitspieler ihre Deduktionsaufgabe erfüllt und ein Spiel ist zu Ende.
In der zweiter Runde platze es etwas voreilig aus Aaron herau: „Ich weiß alles!“ Das war verräterisch. Es war noch keinerlei Information über den Wolf sichtbar. Daher musste er der Wolf sein. So war es denn auch! In einer Deduktionsaufgabe muss man auch aus peripheren, ja unerlaubten Beobachtungen seine Schlussfolgerungen ziehen.

WPG-Wertung: Aaron: 6 (Pluspunkte für die deutliche Dödelkomponente, verteidigte den schwierigen Zugang zum Spiel mit unseren ersten Erfahrungen mit „Bluff“ – da waren wir auch alle überrascht, dass so ein läppisches Produkt „Spiel des Jahres“ werden konnte), Günther: 7 (lustig, locker, nicht so trivial, wie es auf den ersten Blick aussieht, man ist immer involviert), Peter: 2 ([Mehr aus Nibelungen-Sturheit denn aus Überzeugung: als er seine ersten zwei Siegpunkte kassierte, sagt er nämlich: „Das Spiel gab mir 2 Punkte, ich gebe dem Spiel 2 Punkte!], „das Spiel mit Bluff zu vergleichen, ist ein Sakrileg“), Walter: 6 (mag keine Deduktionsspiele, aber die Dödelkomponente und die schnellen Runden geben dem Spiel eine spielerische Ausrichtung).

4. “Abluxxen”
Taktisches „Kampf-Rommee“ als Absacker. Lag im April schon zweimal bei uns auf dem Tisch und hat auf Anhieb überzeugt.

Zum Gewinnen braucht man gute Karten. Wie beim Skat. Aber vielleicht kann man auf Dauer doch durch gutes Kartenmanagement, durch Merken der Karten im Spiel (und nicht-im-Spiel), sowie durch Beobachten des Mitspielerverhaltens seine Erfolgschancen erhöhen. Fast wie beim Skat. Vielleicht.

Doch in jedem Fall ist das Spiel schnell, einfach, lustig, interaktiv, spannend und bietet jedem Spieler eine gerade richtig große Handlungsfreiheit. Ansätze über eine erfolgreiche Gewinnstrategie, insbesondere bei der Aufnahme fremder Karten, sind noch lange nicht in Sicht. Und das ist auch gut so!

WPG-Wertung: Trotz Aarons „Fühlte mich heute stark gespielt“ und Peters „Halte es heute nicht mehr für so steuerbar“ keine Änderung der bisherigen guten WPG-Noten.

23.04.2014: Sonnengott und Glasperlenspiel

Walter hat von seinem Sohn eine Eismaschine geerbt und probiert jeden Tag eine neue Rezeptur aus. Heute gab es „Walnussparfait“ nach einem Vorschlag von www.chefkoch.de. Es wurde auch gleich zur Einstimmung am Westpark serviert.

Doch Aaron kann man mit lucullischen Erzeugnissen nicht überraschen. Er kennt einfach alles. Seine feine Zunge verriet ihm auch sofort, dass die Walnüssen mit Hasennüssen verlängert worden waren. Und dass vorher ein Krokant daraus gekocht worden war.

Natürlich besitzt auch er eine Eismaschine. Und sein Lieblingseis ist Pistazieneis. Nach einer Kostprobe in Frankreich selbst nach-er-empfunden: u.a. Pistazien kleinhacken, in Milch auskochen, absieben – und das Abgesiebte dann wegwerfen! Die teuren Pistazien! Ja, was ein richtiger Gourmet-Koch ist, der wirft unheimlich viel weg. Eine tüchtige Hausfrau könnte davon noch eine zehnköpfige Familie ernähren …

Günther kämpft sich durch das Material der Glasstraße
Günther kämpft sich durch das Material der Glasstraße
1. “Die Glasstraße”
Günther hatte das Spiel schon letzte Woche angedroht. Zwar der übliche Rosenberg-Schinken (= „tausenderlei Materialien zum Umwandeln und Hochrüsten“), aber ein Kennenlernen sind diese gigantischen Konstruktionen allemal wert. Noch dazu wo „die Glasstraße“ bei BGG als Neuzugang praktisch aus dem Nichts heraus in höchste Wertungsebenen emporgestoßen ist. Einführungstrost für alle: „Die Glasstraße“ ist ein „minimalistischer (+) Rosenberg (-)“, d.h. die relative Zurückhaltung in der gewohnt üppigen Ausstattung macht das Spiel auch für uns noch genießbar.

Jeder Spieler bekommt ein Landschaftstableau mit sehr viel Urwald und ein bißchen Nutzfläche in Form von Sandgruben, Tümpeln und Büschen. Der Wald muss gerodet und ebenfalls in Nutzfläche umgewandelt werden. Die Nutzfläche liefert Erträge, als da sind: Lehm, Holz, Kohle, Wasser und Nahrung. Wenn genügend davon beisammen ist, muss man daraus Glas herstellen oder Ziegel brennen. Mit diesen Materialen errichtet man schließlich Gebäude, die sich am Ende in Siegpunkte auszahlen.

Unsere Aktionen wählen wir in Form von Berufskarten aus einem für alle Spieler identischen Handset aus. Z.B. gewinnt der „Brandroder“ aus dem Urwald Holz und Nahrung, und der „Muldenarbeiter“ wandelt ein gerodetes freies Feld in eine Sandgrube um und gewinnt aus jeder bereits vorhandenen Sandgrube wahlweise Sand oder Lehm. Aus fünfzehn Berufen besteht das Handset. Fünf Berufskarten davon dürfen wir pro Runde vorauswählen, von diesen aber nur drei nutzen. Die anderen vorausgewählten Berufe treten nur dann in Aktion, wenn ein Mitspieler zufällig den gleiche Beruf ausgewählt hat und ausspielt. Dann partitionieren (!) wir an seinem Zug und schmälern gleichzeitig den Nutzeffekt des Mitspielers. Ein gewollter Zufallseinfluß! Gut oder schlecht, das ist hier die Frage! Ohne diesen Mechanismus wäre die „Glasstraße“ ein dröges Optimierungsspiel. Mit diesem Mechanismus ist es ein unberechenbares Optimierungsspiel. Verschlimmbesserung?

Sehr geistreich sind die Resourcen-Rondells konstruiert, nach denen man Primär-Rohstoffe in die veredelten Rohstoffe Ziegel und Glas verwandeln kann (oder muss!). Die Rohstoffe liegen innerhalb zweier ziffernblattartiger Kreise. Je zwei Zeiger teilen jedes Ziffernblatt in zwei Sektoren. In dem einem Sektor befinden sind sich die Zählmarker für die Rohstoffe, im anderen die für die Edelstoffe. Kommt eine Rohstoffeinheit hinzu, so wird der entsprechende Zählmarker im Uhrzeigersinn vorwärts geschoben; wird eine Rohstoffeinheit verbraucht, wird rückwärts gezogen. Sobald vom geringsten Rohstoff wenigstens eine Einheit vorhanden ist, muss der Sektorenzeiger weitergedreht werden. Dabei wird von jedem Rohstoff automatisch eine Einheit abgezogen, und vom Edelstoff kommt automatisch eine Einheit hinzu. Eine hübsche Idee. Schon allein sie ist für die Freaks unter den Spielern eine Anschaffung des Spiels wert.

WPG-Wertung: Aaron: 7 (fast 8, die Spiellänge stimmt; etwas zu solitär, das Thema ist rein abstrakt; er konnte sich für die Zufälle bei der Berufszufall nicht erwärmen. [A.b.N: Wären es sonst wohl 10 Punkte geworden?]), Günther: 6 (fand das Glückselement eher lustig), Walter: 6 (sammeln und bauen, hoffen und leiden. Ein Nochmals-Spielen wäre rein zum Zeitvertreib).

Aaron gewann mit 21 Siegpunkten. Das zeigt, dass man hier mit jedem Punkt geizen muss. Frage an die erfahrenen Glasstraßer: Ist das jetzt normal“ oder haben wir in unseren vier Runden ungewöhnlich wenig Siegpunkte eingefahren?

2. “Helios”
Wir sind „Hohepriester“ in einer „entfernten Welt“ und suchen „Ruhm“ für einen „Eintrag in die Geschichtsbücher“. Na, wenn das kein konkretes Thema ist!

Wie in der „Glasstraße“ bekommt jeder Spieler ein Landschaftstableau, das er sukzessive mit Landschaftsplättchen ausbaut. Diemal sind die Plättchen aber nicht rechteckig sondern hexagonal. Die Erträge bestehen auch nicht aus Lehm, Holz oder Wasser, sondern aus grauen, grünen, blauen, braunen oder schwarzen Holzklötzchen. (Ehrlich gesagt, die abstrakten Farben gefallen mir hier mindestens genauso gut wie irgendwelche zusammengefaselten konkreten Begriffe.)

Mit den geernteten Holzklötzchen dürfen wir in einer Tempelstadt Tempel errichten, die unseren weiteren Landschaftsbau fördern, uns Mana (in Form von roten Plastik-Knöpfen) spenden, Siegpunkte einfahren und unseren Sonnenwagen auf Touren bringen.

Mit der Mana kaufen wir Personenkärtchen, die uns – nach Aktivierung über entsprechende Rohstoffzahlung – weitere Siegpunktquellen eröffnen. Beispielsweise bringt uns die „Prophetin“ am Ende für jedes Hexagon in unserem Landschaft zwei zusätzliche Siegpunkte ein. Eine wahre Feldsche Siegpunkt-Suppe im Kallenborn & Prinzschen Pelzmantel.

Und der Sonnenwagen? Das ist überhaupt die geilste Idee in „Helios“. Jeder Spieler hat einen Sonnenwagen (gelber Knopf), mit dem er um seinen Landschaftsgarten herumfahren kann. Jedes Landschaftsplättchen, das er dabei berührt, trägt Früchte. (Rohstoffe in den bereits genannten Farben). Hat der Sonnenwagen die Landschaft einmal umkreist – das geht natürlich schneller a) je größer seine Geschwindigkeit und b) je kleiner unser Garten ist -, gibt es ebenfalls Siegpunkte.

Die Aktionen der Spieler – Landschaftsbau, Tempelbau und Helios-Bewegung – sind nicht frei wählbar. Pro Runde wird von jeder Aktion eine begrenzte Anzahl freigegeben. Die Spieler greifen reihum zu. Und wenn eine bestimmte Aktion vergriffen ist, muss man sich – in dieser Runde – mit einer anderen begnügen. Das kann u.U. sehr peinlich werden, besonders wenn man seinen Sonnenwagen nicht mehr bewegen kann, so dass in dieser Runde keine Rohstoffe mehr nachwachsen.

Auch bei der Auswahl der farbigen Landschaftsplättchen herrscht große Konkurrenz. Jeder Farbe ist nur einmal vorhanden. Und da man für den Tempelbau bestimmte Farben vordringlich braucht, gibt es immer eine große Nachfrage nach den besonders einträglichen Farben. Dieses deutliche Interaktionselement ist aber eher defensiv als aggressiv: Es geht nicht darum, einem Mitspieler eine Aktion oder eine Farbe wegzuschnappen, man schielt nicht nach fremden Plänen, um sie zu durchkreuzen. Die Spielzüge haben eher zum Ziel, sich selber die unbedingt notwendige Aktionen für die eigene Weiterentwicklung abzusichern. Absolut familientauglich. Auch wenn das Spiel erst ab zehn Jahre empfohlen wird.

Walter suchte sein Glück als Speedy mit dem Sonnenwagen und ganz kleiner Landwirtschaft. Doch ohne ein Mindesteinkommen an Brot und Wein läßt sich nicht gut beten. Weit abgeschlagen wurde er Letzter. Günther ging sofort auf das Mana los, riß sich – mit Mana-Priorität – die besten Personenkarten unter den Nagel, und machte sich dann konsequent an den Ausbau seiner Latifundien. So wurde er mit 122 Siegpunkten Sieger vor Aaron mit 108 Punkten.

WPG-Wertung: Aaron: 7 (einfaches rundes Spielchen, mit leider hunderttausend Siegpunktquellen und leider entsprechend umfangreichem Regelwerk), Günther: 7 (deutlich mehr Konkurrenz und Interaktion als beim Rosenberg), Walter: 7 (das Spiel ist schnell und funktioniert).

Frage am Rande: Warum heißt in „Helios“ der Sonnengott AHAU? Wäre MaKaMaPri (nach dem Autoren-Duo) nicht ein viel sinnigerer Name gewesen?

3. “Abluxxen”
Unsere Wahl zum „Spiel des Monats“ steht vor der Tür, und wir haben erst wenige Kandidaten zur Auswahl. Da sollten wir uns mit „Abluxxen“ (Spielbericht vom 1. April) doch noch mal einen der beiden Titelanwärter unter die Lupe nehmen.

Im ersten Spiel gab es eine üppige offene Auslage und keiner gönnte dem anderen das Nachziehen. Fast unbehelligt brachte jeder peut-a-peut seine Kartenhand im eigenen Auslage-Stapel unter. Aaron machte fertig und bekam 13 Siegpunkte; Günther und Walter hatten noch eine bzw. zwei Karten auf der Hand und bekamen entsprechend weniger.

Dann wurde uns allen bewußt, dass man nur dann gut punkten kann, wenn man die Anzahl seiner Handkarten systemmatisch erhöht. Und das geht nur durch Abluxxen: ein spannender Kampf um die höchsten und dicksten Kartenmultitupel begann. Höchstmaß an Interaktion. Bei jedem Zug, auch dem der Mitspieler, ist man involviert. Und der Glücksgöttin ist auch ein hübsches Plätzchen eingeräumt. Aber nach dem Gesetz der großen Zahl gleicht sich der Glückseinfluß früher oder später wieder aus. Wie beim Skat.

Aaron: „Das Spiel hat etwas von der Qualität von „6 nimmt“. Immerhin eines unsere beliebtesten Absacker-Spiele.

WPG-Wertung: Aaron, Günther und Walter erhöhten unisono ihre Wertungsnoten um einen Punkt auf je 8. Das nächste Spiel des Monats scheint gesichert.

Es lohnt sich offenbar doch, ein funktionierendes Spiel noch ein zweites Mal auf den Tisch zu bringen. Man kann dabei gelungene Details entdeckten, die einem beim ersten Mal schlichtwegs entgangen sind.

“El día de la bestia”

Ein Spiel von heute. Aber nicht auf dem Spieltisch am Westpark. “La Marca“ schrieb dazu im Internet:«Otra vez ellos, los alemanes. Otra vez él, Josep Guardiola. Otra vez el Bayern de Múnich, actual rey de Europa. »

Horst war deswegen extra zuhause geblieben, um am Fernseher die Bestie zubeißen zu sehen. Irgendwie war sie dann doch ziemlich zahnlos. Schaun wir mal, was am kommenden Dienstag passiert. Auch die Bayern tienen cojones. Hoffentlich.

02.04.2014: Stichspiele resp. Scharfe Schoten ablutschen

„Könnten wir nicht vielleicht ausgeglichenere, ausgefülltere, glücklichere Menschen sein, weniger gehetzt, weniger überarbeitet, weniger gestresst, weniger infarktgefährdet, weniger neurotisch, weniger zu Depressionen und innerer Einsamkeit neigend, wenn wir auf etwas Geld, etwas Wohlstand, etwas Karriere, etwas Macht und Einfluss, etwas gesellschaftliches Prestige verzichten und zum Beispiel mehr spielen würden?“
(aus Warwitz / Rudolf : „Vom Sinn des Spielens“)
Und warum spielen wir? Dazu geben Warwitz / Rudolf auch gleich eine Antwort:

  • weil wir viel Lebensenergie und Dynamik in uns verspüren
  • weil wir nach harter Arbeit nach Entspannung und Erholung verlangen
  • weil wir uns mit neuen Geräten, Menschen und Techniken spielerisch vertraut machen wollen
  • weil wir uns von latenten Ängsten befreien wollen
  • weil wir einer unbefriedigenden Lebensrealtität entfliehen wollen
  • weil wir einen angeborenen Spieltrieb haben

Also auf, Ihr dynamischen, schwer malochenden, unerfahrenen, verängstigten Trieb-Träumer, auf zum Spiel!

1. “Skull King”
„Schädel-König“ nennt sich dieses „piratenstarke Stichspiel“, aber es bekennt gleich in der Einleitung, dass es sich hier nicht um Mord und Totschlag auf den Weltmeeren, sondern um harmlose Stiche auf dem Spieltisch handelt. Wie beim „Tarock“ oder „Wizard“ und einigen anderen gleichgelagerten Spielen geht es darum, vorherzusehen und vorherzusagen, wieviele Stiche man bei einer bestimmten Kartenausteilung bekommt.

Gespielt wird mit Zahlenkarten in vier Farben. Eine Farbe davon ist Trumpf. Reihum spielt jeder Mitspieler zu einem Stich aus. Farben muss man bedienen; wenn man nicht bedienen kann; darf man jede andere beliebige Karte zugeben. Wie man das von einem normalen Stichkartenspiel erwartet, bekommt derjenige den Stich, der von der ausgespielten Farbe die höchste zugibt; ist eine Trumpfkarte dabei, dann bekommt der höchste Trumpf den Stich.

Gewürzt wird das ganze durch ein paar Sonderkarten, die das vorhersehbare Stichpotential etwas aufmischen, und die man unter Umgehung des Bediengebotes jederzeit spielen darf:

  • Die „Escape“-Karten sind die niedrigste Karten, mit der macht man nie einen Stich. (Außer alle Spieler spielen ausschließlich „Escape“-Karten zu einem Stich).
  • Die “Mermaid”-Karten sind die zwei-höchsten Karten, höher als jede Farbkarte; sie werden aber noch von den „Piraten“-Karten überboten.
  • Eine „Scary Mary“-Karte kann entweder als „Escape“ oder als „Pirat“ eingesetzt werden. (Nun ja, das macht das Kraut auch nicht mehr fett.)
  • Der „Skull-King“ sticht die Piraten und bringt in diesem Fall auch noch Sonderpunkte ein. Um das Versteckspiel noch etwas zu intensivieren, stehen die „Mermaid“-Karten über ihm: also King vor Piraten vor Mermaid vor King ….

Die Sonderkarten bringen etwas verschlungene Würze in die lineare Stich-Logik. Wir haben deutlich mehr Freiheiten beim Abspielen unserer Kartenhand. Kalkulieren ist gut, gegenläufige Ambitionen sind schlecht, und der Zufall lacht dazu. Der lockere Charakter des Spiel zeigt sich schon in der ersten Runde, wo nur eine Karte je Spieler ausgeteilt wird. Hier die höchste Karte zu haben und das auch noch richtig zu erraten, ist reine Glückssache. Als lockeres Glücksspiel sollte man den Schädel-König ansehen, selbst wenn der Anteil an individueller Spieltaktik für eine erfolgreiche Stich-Vorhersage bei steigender Kartenzahl deutlich zunimmt.
Schadenfreude spielt eine große Rolle, weil man oft genug einem Mitspieler seine Stich-Vorhersage willentlich vermaseln kann. Und das ist doch auch schon was.

WPG-Wertung: Aaron: 4 (2 Punkte weniger als „Wizard“), Günther: 6 (ein Wizard-Clone, nicht besser, nicht schlechter), Peter: 6 (weil es lustig ist), Walter: 7 (eigentlich weniger Punkte, weil die Idee nicht neu ist, doch die Balance zwischen Planen-Können und Zufalls-Entscheidung ist gut gelungen.)

Scharfe Schotten zwischen Wein und Gummibärchen
Scharfe Schotten zwischen Wein und Gummibärchen

2. “Scharfe Schoten”
Wir spielen mit einem ganz gewöhnlichen Romme-Canasta-Bridge-Spiel. Jeder Spieler gibt rundum eine Karte zu einem Stich zu; man muss bedienen; die höchste Karte gewinnt. Wie beim Bridge gilt: Pik sticht Herz sticht Karo sticht Kreuz. Die Asse aller Farben sind die höchsten Karten.

Jeder Spieler muss vorhersagen, von welchen Farben er am Ende die meisten und die wenigsten Karten in der Summe seiner Stiche hat. Richtiges Raten bringt Siegpunkte. Eine große Differenz zwischen den meisten und den wenigsten der richtig geratenen Kartenfarben ebenfalls. Soweit so gut

Doch „Scharfe Schoten“ wird nicht mit einem ganz gewöhnlichen Romme-Canasta-Bridge-Spiel gespielt. Die Karten haben die abstrakten Farben rot, grün, gelb und blau. Die Farbreihenfolge wird bei jedem Spiel neu ermittelt. Zufällig. Außerdem sind nicht die Asse die höchsten Karten, sondern von jeder Farbe ein eigener, ebenfalls pro Runde neu ermittelter zufälliger Kartenwert. So muss man bei jedem Spiel – für nix und wieder nix – umdenken, und kämpft mit der jeweilig neuen Rangfolge anstatt mit der eigenen und den fremden Kartenhänden.

Schadenfreude kommt selten auf. Schließlich kann man ja nicht wissen, welchen Wert ein Stich für einen Mitspieler am Ende bedeutet. Meist muss man zu einem Stich zugeben und hat ohnehin keine Wahl für Taktik und Kartenpflege. Und welche Farben die bösen Mitspieler uns zu einer hochwertigen Karte, zu einem stichbringenden As dazugeben, das haben wir auch nicht in der Hand. Reiner Zeitvertreib. Als Hinweis, was man mit einem ganz gewöhnlichen Romme-Canasta-Bridge-Spiel auch noch anfangen kann, wäre es ein marginaler Dienst an der spielenden Menschheit gewesen. So ist es – böse formuliert – lediglich ein überflüssiger Beitrag auf dem globalen Markt für Spielmaterialien!

Aaron hatte schon in der Testphase des Spiels mitgewirkt. Damals hieß es noch „Alles Kacke“ und auf den „Scharfen-Schoten“-Plättchen waren lauter entsprechende Häufchen abgebildet. Vielleicht war die „Kacke“ aber bereits patentiert und man hat in der Terminologie von der zweiten auf die dritte Phase der Menschwerdung umgeschaltet. Zumindest Peter sah in den Schoten von Karotten, Meerrettich und Paprika lauter Phalloi. Vielleicht ist dies der Mehrwert von Autor und Verlag.

WPG-Wertung: Aaron: 6 (nach zuerst 7 [sieben] Punkten! [Alle fragten sofort mehr oder weniger aggressiv nach: „Warum 7 Punkte?“. Peter argwöhnte: „Weil du Tester gewesen bist?“; Entrüstetes Zurückweisen. Eine verbale Begründung für sein Wohlwollen wollte Aaron nachliefern, doch bis zum Ende des Spielabends haben ihm dazu die Worte gefehlt; vielleicht reicht er sie als Kommentar nach]), Günther: 5 (bringt etwas Neues, das aber leider nur chaotisch ist), Peter: 5 (das Spiel läuft sehr mechanistisch ab, möchte es nicht noch einmal spielen), Walter: 4 (noch mehr denken, noch mehr Abhängigkeit vom zufälligen Geschehen bei den Schotten)

3. “Abluxxen”
Wie heute bereits zweimal gehabt besteht das Spiel aus Karten mit den Zahlen 1 bis 13. Von jeder Zahl gibt es acht Stück. Dazu noch 5 Joker.

Jeder Spieler bekommt 13 Karten auf die Hand; sechs weiter kommen in eine offene Auslage, die restlichen Karten bilden den verdeckten Nachziehstapel. Jeder legt reihum eine Kartenkombination aus seiner Hand vor sich aus. Erlaubt sind einzelne Karten und jedes beliebige Vielfache der gleichen Zahl. Fast wie bei Romme. Am Ende zählt jede ausgelegte Karte als ein Spiegpunkt, jede noch in der Hand behaltene Karte als Minuspunkt. Ebenfalls fast wie bei Romme.

Jetzt kommt der Kniff: Legt ein Spieler bei seinem Zug genauso viele Karten ab, wie einer oder mehrere seiner Mitspieler gerade als oberstes Päckchen in ihrer Auslage haben, und wenn die neu gelegten Karten einen höhere Zahlenwert aufweisen als die bereits auf den Tisch liegenden, so muss der Spieler diese Päckchen von allen betroffenen Spielern entweder auf seine Hand nehmen oder zerstören. Die betroffenen Mitspieler dürfen/ müssen dann aus der offenen allgemeinen Auslage oder vom verdeckten Nachziehstapel entsprechend viele Karten nachziehen. Das „dürfen“ im vorstehenden Satz gilt für den Spielanfang und bei lukrativen Karten in der Auslage: da wird das Nachziehen als positiv empfunden: mit den nachgezogenen Karten kann man gegebenenfalls hübsche Kombinationen in seiner Kartenhand aufbauen. Bei Spielende, oder wenn man gerade eine hohe Kombination gleicher Zahlen abgelegt hat, gilt für das Nachziehen nach dem „Abluchsen“ eher ein „müssen“: Man bekommt einen Haufen Einzelkarten auf die Hand. Anstatt weniger, sorgsam gesammelter gleicher Zahlenkarten, die man in seinem nächsten Zug alle auf einmal ablegen wollte um das Spiel mit 0 Minuspunkten zu beenden, hat man auf einmal eine ganze Menge lästiger Einzelkarten aufgehalst bekommen, von denen bei Spielende garantiert noch ein erheblicher Anteil als Minuspunkte auf der Hand bleiben wird.

Wir spielten mit großem Lerneffekt:
In der ersten Runde versuchten wir uns sich gegenseitig möglichst viel abzuluchsen und – unter Inkaufnahme jeglichen Chaoses – möglichst viele Karten in die eigene Auslage zu bekommen.
In der zweite Runde trat das Abluchsen deutlich in den Hintergrund. Jeder versuchte jetzt in seiner Hand einen kleinen, Bestand weniger gleichen Zahlenkarten zu sammeln, mit denen er später in ein oder zwei unangefochtenen Zügen das Rundenende herbeiführen wollte. Das Aufnehmen von dicken Päckchen aus der Nachbarablage wurde auf einmal zu einem Risiko.
Nachdem Walter hier sehr erfolgreich agieren konnte (und auch erfolgreich agiert wurde), ging es ihm in der letzten Runde nur noch darum, möglichst ungeschoren die Karten seiner Hand ablegen zu können, ohne durch Abluchsen ein hohes Minuspunkt-Konto aufgehalst zu bekommen. Ein einziger Pluspunkt in dieser Runde reichte zum unangefochtenen Sieg.

WPG-Wertung: Aaron: 7, Günther: 7 (ganz lustig), Peter: 6 (“weil ich immer Straßen hatte”), Walter: 7 (ein Romme mit Kampfcharakter).

4. “Trans Europa”
Kurz vor seinem Tod 2007 hat uns der geniale Franz-Benno Delonge – Gott habe ihn selig – noch schnell ein hübsches Spielchen beschert. Auf Europas Weiten legen wir Gleise und bauen damit ein – früher oder später – zusammenwachsendes, gemeinsames Netz zu den individuellen Pflichtstädten, die jeder Spieler verbinden muss. Ein klare hübsche neue Spielidee. Spielerisch, konstruktiv, intuitiv und mit Bluff-Elementen.

Schon 14 mal habe wir das am Westpark gespielt. Als Absacker ist es genauso geeignet wie zum Aufwärmen. Auch hübsch und erfrischend für eine Runde zwischendurch. Oder für eine spielerische Aufklärungsstunde mit den nicht-spielenden Nachbarn, sowie als Betthupferl für und mit den (hoffentlich bald 8 jährigen) Enkeln.

Keine neue WPG-Wertung für ein 8-Punkte Spiel. [Warum ist das bei uns eigentlich nie „Spiel des Monats“ geworden? Tragik der Koinzidenz!]

5. “Bluff”
Mit einer Minderheit von 4 Würfeln stand Peter im Endspiel gegen Günthers 5. Durch gutes Würfeln und taktisch richtiges Setzen konnte er 5 mal hintereinander dem (die erste Runde) Führenden je einen Würfel abluchsen. Im letzten Wurf würfelte er sogar noch zwei Sterne nach. Günther blieb einen Würfel schuldig.
Keine neue WPG-Wertung für ein Super-Spiel.