1. “Aarons Nieuw Amsterdam”
Am Bietmechanismus von „Nieuw Amsterdam“ scheiden sich die Geister. Für die einen „hat das Bieten einen außergewöhnlichen Reiz“, ihnen „gefällt der Auktionsmchanismus ausgezeichnet, hier macht das Bieten wirklich Spaß!“, für die anderen ist er „nicht ganz ausgeglichen, er treibt einen immer tieferen Keil zwischen erfahrene Durchrechner und Neueinsteiger“. „Fehler werden stark bestraft, und neue Spieler, die das Spielgeschehen noch nicht überblicken können, können sich dadurch schon zu Beginn des Spiels ins Aus katapultieren“. Und er stellt die Spieler, zumindest den Startspieler vor die unlösbare Aufgabe, zu berechnen, wieviel wohl ein gewünschter Aktionsslot wert ist.
Faktum ist, “dass in der Bietphase die Planung der ganzen Runde entschieden wird“. Nachdem man seine Aktionen ersteigert hat, folgen die Details der nun abzuwickelnden Aktionen mehr oder weniger zwangsläufig. „Dadurch wird man gezwungen, hier die komplette Runde – und es gibt im Ganzen nur sechs Stück davon – zu überdenken und auszurechnen, wie viel Material zum Bieten eingesetzt werden kann, ohne die eigenen Ziele zu gefährden“ . Deshalb “müssen sich die Spieler auf einige Wartezeiten einstellen“.
Aaron hat dieser Bietmechanismus von Mal zu Mal immer wenig gefallen, und er hat eine Modifikation ausgearbeitet, um ihn ganz zu eliminieren. Jeder Spieler erhält jetzt ein Kartenset, in dem die einzelnen Aktionen, immer drei Stück auf einmal, aufgedruckt sind. Daraus kann jeder Spieler beliebig wählen, welches Trio er in der aktuellen Runde durchzuführen wünscht. Die Gesamtzahl jeder Aktion in einer Runde ist allerdings limitiert wie im Original-N.A.: Wenn z.B. zwei Spieler je zwei mal einen „Stadtschritt“ gewählt haben, so ist diese Aktion erschöpft und die restlichen Spieler müssen Karten mit anderen Aktionen aus ihrem Set wählen.
Die wichtige Rolle des Startspielers ergibt sich aus einer Ordnungszahl, mit der jede Karte versehen ist: die Spieler ziehen in der Reihenfolge der absteigenden Ordnungszahlen.
Das Spiel „Nieuw Amsterdam“ bietet einem Spieler so vielschichtige Möglichkeiten, sein Spiel zu gestalten, dass wir sofort bereit waren, diese seine Qualitäten mit Aarons neuem Aktions-Auswahlmechanismus kombiniert auszuprobieren.
Aaron hatte auch noch eine weitere Neuerung eingebracht: Jeder Spieler durfte jetzt jederzeit und ohne dafür eine Sonderaktion zu verbrauchen Geld in beliebige Waren umtauschen. Damit wollte er die unnötige Denkaufgabe abschaffen, alle Eventualitäten der nächsten Runde rechtzeitig vorauszuberechnen. Zweifellos konnte dadurch Zeit eingespart werden.
Und wie lief das Spiel ab? Wir brauchten immer noch fast vier Stunden für einen Spieldurchgang. Natürlich immer wieder unterbrochen durch unser Palaver, was jetzt besser und was jetzt schlechter war. Selbst die Auswahl der gewünschten Aktionskarte aus einem umfangreichen Kartendeck – unter Berücksichtigung der Zugprioritäten – dauerte länger als erwartet. Wir mussten uns mit dem Gesamtset ja auch erst vertraut machen. Am Ende waren Aaron und Günther mit den Neuerungen recht zufrieden, Walter war es nicht. Hier seine Positionierung.
Zum freien Geldtausch
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- In N.A. gibt es so viele Ecken und Enden, an denen man denken und planen muss, so dass das Vorausplanen und Quantifizieren der Sonderaktionen für den Geldumtausch nicht mehr wesentlich ins Gewicht fällt.
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- Der leichte Geldumtausch untergräbt den Diversifizierungszwang in N.A.; man muss nicht mehr in alle verschiedenen Ressourcen investieren, man kann eine Monostrategie fahren und mit dem sprudelnden Geld bzw. den sprudelnden Rohstoffen einer Sorte seine gesamte Entwicklung finanzieren.
Zum Aktions-Auswahl-Mechanismus
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- Der vorgegebene Aktions-Karten-Set untergräbt den Überraschungs- und Spannungs-Effekt, der bei bei den jeweils zufällig zusammengestelten Aktions-Slots gegeben ist.
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- Der vorgegebene Aktions-Karten-Set verhindert, dass ein Spieler konsequent in eine Richtung ausbrechen kann. Wenn er seine Stadtschritt-Aktionen ausgegeben hat, muss er in den letzten Runde ohne solche auskommen. Das ist eine Einschränkung des Freiheitsgrades, und als solche a priori nicht gut.
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- Durch den Original-Bietprozess wird sehr ungleich Geld abgeschöpft. Wer unbedingt einen bestimmten Aktions-Slot ersteigern will, muss prophylaktisch eine Menge Geld hinblättern; die Mitspieler überlassen ihm dann diesen teuer erkauften Slot, schustern sich selber aber die eigenen Slots für einen Appl und Ei zu. Das ist ein gutes Korrektiv gegen den führenden Spieler.
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- Gerade dadurch, dass jeder Spieler pro Aktions-Slot nur einmal bieten darf, hat der Startspieler einen deutlichen Nachteil: er muss nämlich auch die Ambitionen der Mitspieler recht genau einschätzen, wenn er zu einem aktzeptablen Minimal-Gebot ein bestimmtes Aktions-Slot ersteigern will. Startspieler ist aber in der Regel der aktuell reichste Spieler; er konnte sich ja auch in der vorigen Runde das erste – und in der Regel das teuerste – Paket aussuchen. So wird mit diesem Bietprozess der reichste Spieler geschröpft. Aber nicht zwangsweise für einen barmherzigen Zweck, sondern nur freiwillig gemäß seiner Gier, einen definierten Aktions-Slot zu ersteigern.
So, das war jetzt meine private Positionierung. Aaron und Günther, die das anders sehen und gesehen haben, sind zu einer Gegenstellungnahme aufgefordert.
WPG-Wertung: Keine Änderung für ein 7,2 Punkte Spiel.