Schlagwort-Archive: Terraforming Mars: Venus Next

02.05.2017 Domino für Könige

„Kingdomino“ – Spiel des Jahres 2017

Anstelle von Zahlen gibt es auf den „Dominosteinen“ Farben. Es werden keine Wege gelegt, sondern Flächen: ein 5 x 5 Quadrat muss (sollte nach Möglichkeit) voll ausgelegt werden. Beim Anlegen eines neuen Steines müssen mindestens zwei aneinander stoßende Farben passen. Nach 12 Zügen ist das Quadrat voll und es wird abgerechnet. Ein gefülltes 5 x 5 Quadrat bringt 5 Siegpunkte, wenn das Startfeld genau in der Mitte liegt, gibt das nochmal 10 Siegpunkte. Der große Reibach wird aber über Kronen gemacht: das sind Symbole, die auf einzelnen Feldern einzelner Dominosteine aufgedruckt sind. Pro zusammenhängender Farbfläche werden die Kronen zusammengezählt und mit der Anzahl Dominosteine der jeweiligen Fläche multipliziert, das ergibt das Gros der Siegpunkte.

Bemerkenswert der Dominostein-Auswahlmechanismus. Jeweils drei Dominosteine liegen in einer vom Autor bestimmten Rangfolge offen auf dem Tisch. Wer den „schlechtesten“ Stein auswählt, darf in der nächsten Runde als Erster auswählen.

Freiheitsgrade?

  1. Auswahl des gewünschten Steines im Seelenkampf um die eigene Positionierung in der Prioritätsreihenfolge.
  2. Konstruktive Platzierung des jeweils nächsten Steines innerhalb des 5 x 5 Quadrates.

Also gerade ausreichend viel Freiheit.

WPG-Wertung: Günther: 6 (bin mit dem Spiel aber nicht warm geworden, habe es mir deshalb auch nicht zugelegt), Moritz: 7 (hübsches Familienspiel, selbst die 5-jährige Siri kann schon mitmachen), Walter: 7 (schnell, locker, konstruktiv, sogar interaktiv, in jedem Fall ein Spiel für die heranwachsenden Enkelkinder)

„Terraforming Mars“ – mit der Venus-Erweiterung

Moritz versuchte sich im Aktionismus: 50 % blaue Aktionskarten. Sah auch lange sehr beängstigend nach Sieger aus, wurde aber von Günther abgefangen, vor allem durch dessen glücklich-gekonnten Städtebau und Städte-Bauen-Lassen auf dem Mars.

20.12.2017: Die wohlgebaute Venus

„Nichts ist tapferer als die Kühnheit. Wer kämpft wohl mit größerer Kühnheit, als der Liebende für den Geliebten? Die übrigen Götter übertrifft Mars an Tapferkeit, weil er die Menschen tapferer macht. Ihn aber bezähmt Venus.
Wenn nämlich Mars im zweiten oder achten Haus der Naivität steht, so droht er den Neugeborenen mit Unheil. Venus aber besänftigt zuweilen seine Bosheit, und zwar wenn sie zu ihm in Konjunktion oder Opposition, im Gedritt- oder Sextilschein steht.
Mars aber bezwingt niemals die Venus. Wenn Mars zu ihr in Konjunktion tritt, so macht er durch seine Hitze das Ungestüm der Venus nur noch glühender.“

Marsilio Ficino : De amore

1. “Terraforming Mars: Venus Next”

Terraforming Mars – Venus Erweiterung

Schon vor einem halben Jahr lag die Urversion von „Terraforming Mars“ zum ersten Mal bei uns auf, und schon damals tat es mir von Herzen leid, dass ich all die reichen Ideen, die wunderschönen Gaben, die harmonische Balance, das konstruktive Spielgefühl auf meine alten, spielerischen Tage nicht mehr so richtig schätzen konnte.

Hallo Günther, willst Du Dich nicht mal erbarmen und einen richtig geilen Spielbericht über TM schreiben?

Heute ging es um die „Venus Erweiterung“. Für die Freaks reicht es ja nicht, wenn sie mit 150 Entwicklungskarten kämpfen, hier kurz- mittel- und langfristig die besten für sich heraussuchen und im geeigneten Moment (bei entsprechend gefüllter Börse) zur Wirkung bringen. Sie wollen auch nicht ständig immer nur auf der Vorderseite des Mars nach Wasser graben, Grünflächen anlegen und früher oder später Städte bauen. Sie möchten auch in mehr als fünf Meilensteinen und in mehr als fünf Auszeichnungen sich mit ihren Mitspielern messen. Auf alle diese Wünsche geht die Venus ein. Dazu bringt sie einen weiteren globalen Parameter, die „Venus-Bereitschaft“, den es zu entwickeln und zu nutzen gilt.

Walter meinte, mit diesen zusätzlichen Elementen sei das Spiel (noch) komplexer geworden. Günther roch hierin die Kritik heraus und legte eifrig Widerspruch ein. Die Gesamtzahl der Karten, die wir im gesamten Spielverlauf erwerben, habe sich durch die Erweiterung wohl kaum geändert. Und wenn wir von der Hand in den Mund leben, d.h. die Karten in ihrem Gesamtzusammenhang sowieso nicht richtig einschätzen können und bei jeder Karte, die uns angeboten wird, ohnehin wie ein Ochs vorm Berg stehen, dann hat er vielleicht recht. Wenn wir „komplex“ aber in der Bedeutung von „verflochten, vielschichtig, zusammenhängend“ betrachten, dann ist TM mit der Venus-Erweiterung verflochtener, vielschichtiger, zusammenhängender, mit anderen Worten: komplexer.

Aaron suchte ohne eine vorgefasste Strategie das jeweils Beste aus den angebotenen Karten zu machen. Flexibilität ist in TM immer lohnenswert. Es reichte – trotz später nachlassender Leidenschaft – fast zum Sieg.

Walter sprang früher oder später auf die Energieschiene. Konsequent betrieben mag das erfolgreich sein, doch er hatte sich gleich in den ersten Zügen mit Nebensächlichkeiten verzettelt, z.B. eine ganze Energieproduktion für den miesnickeligen Hacker-Zug verschenkt. Letzter!

Moritz hatte jede Gelegenheit genutzt, seine Kartenhand zu füllen. Per Aktionskarten durfte er jede Runde eine Zusatzkarte für 2 statt 3 Gulden erwerben, und er konnte regelmäßig die oberste Karte vom Nachziehstapel anschauen und sie sich bei Gefallen zulegen. Doch in Summe kam bei ihm nicht das erhoffte Kartenensemble zusammen. Die erhöhte Komplexität der Venus ist hier noch schwerer zu bändigen als die 150 Karten der Basisversion. Zwischen Aaron und Walter.

Sieger wurde natürlich Günther, der sich – gewollt? gekonnt? zufällig? flexibel? probehalber? – auf Städte und Grünflächen spezialisierte und in der Endwertung damit noch einmal gehörig absahnen konnte.

WPG-Wertung: Aaron: 6 (bleibt), Günther: 8 (bleibt, „der gleiche Stiefel“), Moritz: 9 (bleibt), Walter: 7 (bleibt, wohlwollend; die Venus bietet keinen Mehrwert für einen braven Normalspieler).

2. “Startups”

Vor einem Monat schrieben wir: „Ein kleines, reizvolles Kartenspiel mit einigen alten, aber auch einer zündenden neuen Idee.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Vielleicht noch Moritz’ Bemerkung: „Vielleicht ist Mau-Mau taktischer, aber als Mini-Game ist „Startups“ OK.

WPG-Wertung: Keine Reduzierung (!) der hohen Punktevergabe mit einem Schnitt von 7.5.

Wir wünschen allen Westpark-Gamers, unseren Freunden, Lesern und Kritikern sowie allen Brettspielern dieser unserer Welt ein gesegnetes Weihnachtsfest.