„Das Würfelspiel, und darüber muss man sich schon wundern, betreiben sie (die Germanen) schon nüchtern als etwas Ernsthaftes.“ (Tacitus)
1. “Valetta”
Ein Spiel von Stefan Dorra, oder von Hans im Glück, in jedem Fall eine solide Ware, funktionelles Design, stimmige Idee und professionelle Spielausstattung. Schon allein die Unterteilung der Spieleschachtel in wohldefinierte Unterfächer für Karten, Ressourcen, Spielsteine oder eine Mischung davon, zeugt von Erfahrung und Qualitätsbewußtsein. Moritz bemerkte dazu allerdings kurz und bündig: „Es gibt Spiele, bei denen ich das sofort rausreiße.“
Das öffentliche Spielbrett besteht aus einem dicken Pappstreifen. Rechts und links davon werden in jeweils einer 5 mal 3 Matrix Gebäudekarten auf dem blanken Tisch ausgelegt, und auf jedes Gebäude kommt ein zugehöriger Fachmann, z.B. liegt die Schneiderin in der Schneiderei und der Kaufmann im Kaufladen. Hier hätte man wohl etwas mehr Pappe spendieren können, damit die Gebäude auch ein ordentliches Fundament haben. Dafür bekommt aber jeder Spieler noch ein privates Tableau, auf das er seinen privaten Karten-Nachziehstapel, seinen privaten Ablegestapel, und die drei Karten seiner jeweiligen Spielaktion ablegen kann. Diese Utensilie ist leicht überflüssig, besonders am Westpark, wo neben jedem schusseligen Walter ein Supervisor Moritz sitzt, der höllisch darauf aufpasst, dass die gespielten Karten jeweils richtig abgelegt und die beiden privaten Stapel nicht verwechselt werden.
Jeder Spieler hat zunächst den gleichen Satz von Berufskarten in der Hand, mit denen er seine Züge steuert: Der „Steinhauer“ bringt einen Stein ein, der „Ziegelstreicher“ einen Ziegel, der „Holzfäller“ ein Holz, und die „Krämerin“ ein Goldstück. Die „Magd“ ist gewohnt, sich anzupassen und bringt ein frei wählbares der hier erwähnten Rohstoffe ein. Der „Lehrling“ kann nur die unmittelbar vorher durchgeführte Aktion wiederholen, der „Baumeister“ baut oder überbaut ein Gebäude (eine der ausliegenden Gebäudekarten), und der „Jean de la Valetta“ bewegt eine neutrale Spielfigur über den Mittelstreifen, wobei ebenfalls Rohstoffe fällig werden, zugleich aber das Spielende eingeläutet wird, wenn der Jean 25 Schritte weit gekommen ist (, sofern das Spielende nicht bereits durch andere Effekte ausgelöst wurde).
Für den Gebäudebau braucht man Rohstoffe in Form von – richtig! – Steinen, Ziegeln, Holz und Geld in unterschiedlichen Zusammensetzungen. Zunächst mal muss jeder Spieler seine Bauarbeiter malochen lassen, bis er das nötige Kleingeld für ein Gebäude beisammen hat. Dann markiert er das Gebäude durch einen Besitzstein als ihm gehörend und nimmt die daraufliegende Fachmann-Karte in die Hand. Diese Fachleute sind in der Regel mächtiger als die Anfangskarten, sie erlauben ein lukratives Tauschen von Rohstoffen, ein Nehmen der doppelten Menge und sogar das Nehmen einer mehrfachen Menge, abhängig vom aktuellen Besitztum des Spieles. Günther hatte hier von Anfang an den richtigen Riecher, nahm den „Schreiner“, baute lauter Holzhütten, und bekam sehr schnell geschlagene 5 Holzstücke für jeden Schreiner-Zug.
Seine Berufkarten darf ein Spieler allerdings nicht beliebig ausspielen, er muss seinen mehr oder weniger – „dominion-artig“ – wrap-around nutzen: Erst müssen alle Karten einmal auf der Hand gewesen sein, bevor sie erneut gespielt werden dürfen. Der „Jean“ erlaubt auch eine gewisse Kartenpflege, indem man „Minderleister“ frühzeitig abwirft und so die durchschnittliche Leistungsfähigkeit seines Stapels steigert.
Was kann man noch Kluges tun?
- Man kann – nach Möglichkeit – jeweils auf der Höhe des “Jean” bauen und bekommt dafür zusätzliche Siegpunkte.
- Man kann seine Häuser in guter Nachbarschaft zueinander bauen und bekommt dafür Nachlass bei der geforderten Geldsumme.
- Man kann sich ein passendes Ensemble von Gebäuden zusammenstellen, die später lukrative Rohstoffmengen abwerfen (siehe Günther).
- Man kann sich eine ganze Räuberbande zusammenstellen und seine Mitspieler nach Strich und Faden bestehlen (siehe Aaron, es hätte fast zum Sieg gereicht).
- Man kann versuchen, mittels Direkt-Siegpunkt-Lieferanten a la “Ritter von Hieronymus von Rekuk” sein Siegpunktekonto zu füllen. Entweder es klappt oder es klappt nicht (siehe Walter, aber das ist eine andere Geschichte).
Man kann also konzentrieren, differenzieren und sich spezialisieren. Welcher der verschiedenen Kunstgriffe zum Sieg reicht, ist a priori nicht abzusehen. Interaktion ist minimal, aber wenn zwei Spieler gleichzeitig den Holzweg bestreiten, dann beeinträchtigen sie damit wohl oder übel gegenseitig die Effizienz ihrer Züge.
Man könnte sich zu Beginn des Spieles hinsetzen, die ausliegende Gebäude-Matrix inhaltlich und mit ihrer inneren Abhängigkeit genau studieren, und sich einen Plan zurechtlegen, welche Gebäude man wohl in welcher Runde übernehmen möchte. Doch dann kommt ein Mitspieler daher und schnappt einem – mehr oder weniger zufällig – eines davon weg. Schon ist der ganze Plan obsolet. Er hätte sich ohnehin nicht gelohnt: es ist wohl wenig zielführend, für eine Stunde Spielzeit zwei Stunden lang an seinem Bauplan herumzuoptimieren. Also frei und opportunistisch drauf los. Zeitvertreib.
WPG-Wertung: Aaron: 7 (harmlose Siegpunkte für alle und alles. 1 Punkt mehr als für „Terraforming Mars“, weil es besser ist), Günther: 7 (mit Tendenz zu 6 [WS: und das von einem HiG-minded Spieler!], Maschinen und Monopole sind wichtig), Moritz: 5 (zu lange Aufbauzeit für ein läppisches Spielen, einfach öd, eines der langweiligsten Spiele von HiG), Walter: 6 (5 Punkte fürs Malochen und 7 Punkte für die Konstruktion und die Konstruktivität, Pokemon im Irrgarten, besser als TM, weil kürzer, schlechter als TM, weil undurchsichtiger).
2. “Roll for the Galaxy – Extension: Der große Traum”
Das Würfelspiel mit den hunderttausend Würfeln (siehe Session-Report vom 16.6.2016) zum Würfeln um Würfel wurde um weitere fünfzigtausend Würfel erweitert. Jetzt gibt es schwarze Würfel mit zwei Symbolen für Warmduscher, die alternativ für eines der beiden Symbole eingesetzt werden können, und vor allem für das zweite Symbol, wenn das zuerst gewählt Symbol leer ausgegangen ist. Und eine weitere Würfelfarbe gibt es auch noch, ich habe aber vergessen, welche von den vorhandenen hundert Würfelfarben das jetzt war.
Günther bekam eine vorteilhafte (?) Startausstattung, würfelte sicher und gekonnt, so dass er bald mit doppelt so viel Würfeln würfeln durfte wie seine Mitspieler und mit doppelt so viel Siegpunkten wie seine Mitspieler den Sieg davon trug. Ist „Roll for the Galaxy“ vielleicht doch ein taktisch-strategisches Spiel?
WPG-Wertung: Aaron: 7 (früher 5 Punkte für den Vorgänger. [WS: Was ist eigentlich soviel besser?]), die anderen blieben bei ihrer Bewertung von 8, 7 bzw. 4 Punkten.
3. “Tiefseeabenteuer”
Ein hübsches kleines Würfelspiel mit nur zwei Hexawürfeln für alle (siehe Session-Report vom 16. 12.2016). Das Würfeln und Tauchen und Schätze-Aufnehmen sowie das rechtzeitige Umkehren bevor der gemeinsame Sauerstoff-Vorrat knapp wird, bietet ein Höchstmaß an Interaktion. Selbst todgeweihte Spieler können noch ihren quicklebendig auftauchenden Mitspielern ans Leder gehen. Was will man mehr!
Ein super Absacker! Macht Laune, macht Gaudi, ist toll: das waren unsere Eindrücke beim ersten Spielen. Sie sind geblieben.
WPG-Wertung: Aaron, Günther und Walter blieben bei ihren 8 Punkten, Moritz schloss sich an.
Für die Moritz’sche Sieger-Statistik: Heute trug Günther dreimal den Sieg davon!