Autor: Walter
am Tisch: Günther, Hans, Peter, Walter
auf dem Tisch: Goa, Sankt Petersburg
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Vier entschlossene Kolonialherren machten sich ans Werk, ihre imperialen Pläne in Goa umzusetzen. Hans versuchte sich in seiner lange angekündigten Geld-Strategie: Alle Energie in die Förderung der Geld-Quellen stecken und über die Dominanz der Finanzmittel alles aufkaufen, was Gewinn verheißt. Peter und ich verfolgten die theoretisch untermauerte Flotten-Strategie: So schnell wie möglich den Schiffbau auf Vordermann bringen und damit reichlich Spielraum gewinnen, um später alle anderen Produktionsmittel je nach Marktlage zu entwickeln.
Günther setzte auf Expeditionen; diese unterliegen zwar gewissen Zufallseinflüssen, erlauben aber ein sehr flexibles Eingehen auf die Gelegenheiten in Markt und Produktion.
Hans scheiterte sofort. Geldpolitik führt in Goa nicht zum Sieg. Das zeigte sich bereits nach wenigen Runden. Hans gab seine Anfangsstrategie auf und versuchte dann, auf die jeweilige Spielsituation angemessen zu agieren. Der Zug zum Sieg war aber schon abgefahren.
Günther war mit dem Verlauf seiner Expeditionen auch nicht immer glücklich. Die gezogenen Expeditionskarten sind oft eine gute Ergänzung zu einer definierten Entwicklungspolitik, aber kein Ersatz dafür. Relativ schnell diversifizierte er seine Investitionen, mit einem Schwerpunkt auf Kolonisten. Des weiteren versuchte er, die verschiedenen Schnäppchen des Marktes zu erhaschen. Das reicht in Goa gegen scharfe Konkurrenten aber nicht zum Sieg.
Ich kam mit meinen Schiffbau nur sehr schwer aus den Startlöchern. Ich hatte mich zu wenig um Nelken gekümmert, für jeden Fortschritt in der Produktivität beim Schiffsbau werden aber immer wieder Nelken benötigt. Wer sich hier nicht von Anfang an bestimmte Mindestquellen erschließt, verliert viel von der möglichen Dynamik in diesem Bereich.
Peter war im Gegensatz zu mir mit seinem Schiffbau sehr erfolgreich. Im Nu waren seine Werfen auf Stufe 4, und er heimste dafür die vorgesehene Prämie ein. In der mittleren Spielphase sah er schon wie der überlegene Sieger aus. Dann ruhte er sich allerdings auf seinen Lorbeeren aus und gab seine konsequente Kolonialpolitik auf. Er überließ mir sogar die Prämie für die Werft-Stufe 5 und kaufte auf dem Markt so protzig ein, als gelte es, einer jungen Geliebten zu imponieren. Mit diesen Nachlässigkeiten mußte er eine Menge Federn lassen und das Hauptfeld fand wieder Anschluß. Mit nur einem Punkt Vorsprung konnte er seine Spitzenstellung ins Ziel retten. Ein Sieg war es schon, aber keineswegs ein überlegener. Hi Peter, war das eine gekonnte Punkt-Landung?
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Am Beginn der Session stand meine Behauptung, hinter die Geheimnisse von Sankt Petersburg gekommen zu sein:
Sofort waren alle bereit, diese Thesen in einer Spielrunde mit der Aussagekraft des ersten Augenscheines zu verifizieren. Oder zu wiederlegen.
Peter bot sich als freiwillig als Startspieler, d.h. auf einer Position, in der er nach meine Thesen zum Verlierer verurteilt war. Günther wurde zweiter, ich kam auf die dritte Position, in der ich ja meine Behauptungen unter Beweis stellen sollte. Für Hans blieb die vierte und letzte Position übrig.
Alles verlief anders als vorausgesagt.
Wie das?
Natürlich mußte ich meine Thesen sang- und klanglos zurücknehmen. Es hat zwar der Startspieler der letzten Runde gewonnen (geteilter Sieger), aber das Spiel dauerte glatte zwei Runden länger aus behauptet und gewonnen habe beide Sieger über die Bauwerke-Strategie und nicht über die Adeligen.
Als Strafe (was die unzähligen aufgewendeten Freizeitstunden betrifft) oder als Trost (Zahlenspielereien mit Excel machen halt auch Spaß), habe ich mir vorgenommen, die Spiel-Mechanismen von Sankt Petersburg mal einer genaueren Analyse zu unterziehen. Hier das Ergebnis.
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©2004, Walter Sorger